Ingolstadt
Projektname: Flüchtlingshilfe

Studierende der THI unterstützen Asylbewerber bei der Bewältigung von Alltagsproblemen

16.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:57 Uhr
In wöchentlichen Vorträgen wurden die Studierenden im Bürgerhaus Neuburger Kasten von Fachreferenten auf die Unterstützung der Asylbewerber vorbereitet. Gleichzeitig startete das Projekt. −Foto: privat

Ingolstadt (DK) Luisa aus Ingolstadt und Famus aus Eritrea sind Freunde geworden, obwohl zwischen ihnen Welten liegen. Die junge Frau aus dem Nordviertel hat es nicht weit bis zur Technischen Hochschule Ingolstadt (THI), an der sie studiert. Die Asylbewerberin aus Afrika hat zu Fuß 5000 Kilometer zurückgelegt.

Ein Schreckensmarsch quer durch den afrikanischen Kontinent, danach weiter mit Schiff und Bus bis nach Deutschland. Ein Schicksalsbericht, der auch Luisa nahegeht, wie sie jetzt anlässlich einer Projektpräsentation an der THI vor Kommilitonen und Besuchern erzählte. 25 Studierende unterstützten seit Anfang Oktober vergangenen Jahres Asylbewerber aus Afrika, Afghanistan, Irak und anderen Ländern, damit diese sich in Ingolstadt besser zurechtfinden können. Sie halfen bei Behördengängen, bei der Job-, Ausbildungs- und Wohnungssuche, machten mit ihnen Hausaufgaben und lernten Deutsch, spielten mit deren Kindern oder gingen gemeinsam aus und tranken Kaffee und Glühwein.

Manchmal ging es auch einfach nur darum, einen Glaskeramikreiniger zu besorgen, wie Luisa mit einem Schmunzeln auf den Lippen berichtet. Ein Schmunzeln, das wohl allen im Hörsaal E003 in diesem Moment gut tut. Denn zuvor geht Luisa in ihrem Bericht durch ein Wechselbad der Gefühle, als sie schildert, dass die Geschichte von Famus' Flucht "so ziemlich das Beeindruckendste" gewesen sei, was sie jemals gehört habe. Gleichzeitig sei es ihr "eiskalt über den Rücken gelaufen", als sie mitanhören musste, was der Familie auf dem Weg nach Deutschland alles widerfahren ist - darunter körperliche Gewalt.

"Ich bin heute dankbar für die Umstände, unter denen ich leben kann."

Luisa, Flüchtlingshelferin

"Ich bin heute dankbar für die Umstände, unter denen ich leben kann", sagt Luisa. Ihr sei vor allem bewusst geworden, wie wichtig gute Sprachkenntnisse seien. Die Flüchtlinge habe sie als "zuverlässige Leute" erlebt. Sie wolle den Kontakt als "eine Art Freundin" aufrechterhalten.

Bei aller praktischen Unterstützung, die die Studierenden den Flüchtlingen im Alltag leisten, ist es doch genau dieser Punkt, der Ingrid Gumplinger, Integrationsbeauftragte der Stadt Ingolstadt, in dem seit dem Wintersemester 2015 existierenden Kooperationsprojekt von THI, Stadt Ingolstadt und Jugendmigrationsdienst, als besonders herausragend erscheint. "Am Wichtigsten ist der persönliche Kontakt, zueinander finden und Freundschaften bilden, unabhängig davon woher man kommt und wie lange man schon hier ist", sagt sie. Gumplinger ist überzeugt: "Mit den gewonnen positiven Eindrücken können die Studierenden Stimmungen beeinflussen, in dem sie von ihren Erfahrungen berichten und so Ängsten und Vorurteilen widersprechen."

So wie Luisa haben weitere Studierende über ihre Zeit mit Asylbewerbern berichtet. Dabei wurde deutlich, das vor allem das Erlernen der deutschen Sprache mit die größte Herausforderung für die Neuankömmlinge darstellt. Auch würden sich viele fragen, wie lange sie in den Gemeinschaftsunterkünften bleiben müssten und wie sie Arbeit finden könnten. Vorurteile hätten sich oft nicht bestätigt. "Viele wollen lernen, einige aber nicht", heißt es. Und: "Die Menschen sind froh um jede Unterstützung." In den Berichten kommt aber auch zum Vorschein, dass Flüchtlinge - wohl aus Geldmangel - oft Angst hätten, am öffentlichen Leben teilzunehmen. Zu schaffen mache den Asylbewerbern aber auch das Verstehen von Behördenschreiben und das Aufbringen von Anwaltskosten. Für die Studierenden selbst sei oft das Kennenlernen einer fremden Kultur bedeutend gewesen.

Auf das Projekt wurden die Teilnehmer in wöchentlichen Veranstaltungen vorbereitet, auf denen Fachleute der Behörden - darunter Jobcenter, Migrationsberatungsstellen und Handwerkskammer - sie auf ihren Einsatz vorbereiteten. Bisher haben laut der Integrationsbeauftragten über 100 Studierende teilgenommen.