Ingolstadt
Der Mensch als Schöpfer künstlichen Lebens

Zum Frankenstein-Jahr 2018 bieten die Stadt, Vereine und Verbände zahlreiche Veranstaltungen an

09.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:58 Uhr

In einer stürmischen Nacht am Genfer See schrieb Mary Shelley 1816 den Roman "Frankenstein oder der moderne Prometheus". Vor 200 Jahren wurde er veröffentlicht. - Foto: Archiv

Ingolstadt (DK) Auf eine "Frankenstein-Stadt" möchte er Ingolstadt nicht reduziert sehen - genauso wenig wie nur auf eine "Stadt des reinen Bieres". Die Mischung daraus und noch vieles mehr macht für Kulturreferent Gabriel Engert das Besondere der Stadt aus.

Doch der 200. Jahrestag der Veröffentlichung des Gruselromans "Frankenstein oder der moderne Prometheus" von Mary Shelley, der größtenteils in Ingolstadt spielt, ist der Anstoß für Vorträge, Lesungen, Ausstellungen, eine Filmnacht, ein Künstlerfest, Tanz und Theater, Programmpunkte für Kinder und Jugendliche, einen futurologischen Kongress und vieles mehr. Information und Unterhaltung sind laut Engert ebenso vertreten wie ein Bogen von der Entstehungszeit des Romans bis zur Gegenwart, der die Brisanz der Thematik aufzeigt. Denn Digitalisierung, künstliche Intelligenz oder genetische Optimierung sind aktuelle Themen, die man gerne mit Fortschritt und Zukunft in Verbindung bringt. Doch kaum jemand stellt sich vor, dass ähnliche Fragestellungen, wenngleich unter anderen Namen, bereits vor 200 Jahren diskutiert wurden. Die Hauptfigur Dr. Victor Frankenstein erschafft im Roman an der Universität zu Ingolstadt einen künstlichen Menschen und wird mit den daraus resultierenden Folgen konfrontiert.

Am Frankenstein-Jahr 2018 beteiligen sich folgende Veranstalter: Altstadttheater, Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Oberbayern Nord & Ingolstadt, Deutsches Medizinhistorisches Museum, Freilichtkino Ingolstadt, Historischer Verein, Tourismus- sowie Veranstaltungs-GmbH, Kunst und Kultur Bastei, Reuchlin-Gymnasium, Stadtbücherei, Stadtmuseum und Stadttheater.

Besondere Höhepunkte sind der Futurologische Kongress am 14. und 15. Juni über künstliche Intelligenz und Robotik, ein Down-Town-Projekt vom Stadttheater in Kooperation mit der Technischen Hochschule Ingolstadt und Audi ArtExperience, sowie das Street-Art-Festival der Kunst und Kultur Bastei, das am 10. und 11. Mai auf dem Rathausplatz stattfindet.

Das Deutsche Medizinhistorische Museum bietet zum Frankensteinjahr 2018 ein breit gefächertes Programm mit Theater, Lesung, Objektvorstellungen und anderen Veranstaltungen an. Im Zentrum steht dabei allerdings nicht die furchterregende "Kreatur", sondern ihr Schöpfer Victor Frankenstein, dessen "Erfinderin" Mary Shelley, die Medizin ihrer Zeit und der alte und zugleich brandaktuelle Wunsch des Menschen, Leben zu schaffen (oder es zumindest zu optimieren).

Den Anfang macht am Mittwoch, 17. Januar, um 19 Uhr die Vortragsreihe "Menschen machen. Mythen und Möglichkeiten in Antike und Gegenwart". Martin Boss, Archäologe und Kustos der Antikensammlung Erlangen, spricht über "Frankensteins Vorgänger. Künstlich geschaffene Wesen in der griechischen Antike". Die Mythologie der griechischen Antike kennt allerlei Ausgeburten an Ungeheuern und die seltsamsten Verwandlungen von einer Lebensform in eine andere.

Bis September folgen vier weitere Vorträge, in denen sich ein Medizinethiker, ein Herzchirurg, ein Anatom und ein Medizinhistoriker aus ihren jeweils eigenen Blickwinkeln mit der Frankensteinthematik auseinandersetzen werden.

Außerdem widmen sich 2018 die Mittagsvisiten einmal im Monat dem Jubiläum.