Ingolstadt
Im Osten was Neues

Das Ingolstädter Ehepaar Schlenker bekommt den Altenburger Denkmalschutzpreis verliehen

05.09.2018 | Stand 23.09.2023, 3:59 Uhr
  −Foto: Taubert, Hauser, Schlenker

Ingolstadt (DK) Seit einem knappen Vierteljahrhundert engagieren sich Kurt und Maria Schlenker aus Ingolstadt in Altenburg, wo sie mehrere Häuser besitzen und diese mit viel Herzblut saniert haben. Für ihr aktuell laufendes Projekt wird den Schanzern am morgigen Freitag feierlich der Denkmalschutzpreis der ostthüringischen Stadt verliehen.

Nähmaschinen, Senf, Ziegenkäse. Das waren oder sind Produkte, die Eingeweihte mit der ehemaligen Residenzstadt in Verbindung bringen. Weit mehr Leute kennen das Städtchen an der Landesgrenze von Thüringen und Sachsen als den Ort, an dem Skat erfunden wurde, und den Sitz einer der ältesten Spielkartenmanufakturen. Und bei einigen Ingolstädtern klingelt es bei der Nennung von Altenburg, da es sich der frühere Audi-Ingenieur Roland Gumpert (genauer gesagt die alten Nähmaschinenfabrikhallen) für die Produktion seines Supersportwagens Apollo ausgesucht hatte. Das war 2004, als sich zwei weitere Ingolstädter längst in die Stadt mit ihren 33000 Einwohnern verliebt hatten - zumindest in die historische Bausubstanz.

"Ich habe schon immer ein Faible für Jugendstil gehabt", sagt Kurt Schlenker, der mal Innenarchitektur studiert hat und jetzt selbstständiger Diplom-Ingenieur im Bereich Hochbau/CAD-Planung ist. Seine Frau Maria stammt aus einem Baugeschäft, sodass die Eheleute aus dem Stadtteil Kothau beste Voraussetzungen mitbrachten, als sie Anfang der 90er-Jahre die Immobilienmärkte der Zeitungen studierten. Die neuen Bundesländer waren das Ziel mehrerer Ausflüge zu potenziellen Kaufobjekten. "Der Wunsch, selbst mal ein schönes altes Gebäude zu besitzen und zu sanieren, war schon lange da." Mehr durch Zufall landeten die Schlenkers in Altenburg, das ihnen sehr wenig sagte. An einem tristen Tag kam just dort die Sonne zum Vorschein und irgendwie fühlten sie schnell, dass es passte. Auch wenn das Haus, vor dem sie standen, grün, braun bis grau schimmerte, wie es das Heizen mit Braunkohle eben hervorruft. "Es war einfach Liebe auf den ersten Blick", sagt Kurt Schlenker. "Und wir sind als Wessis auch nett aufgenommen worden", fügt er lachend hinzu. Sie kauften das Haus - und stürzten sich in ein Abenteuer. 180000 Mark für den Erwerb folgten noch rund 800000 Mark an Investitionssumme, bis das Gebäude nach den alten Plänen in neuem Glanz erstrahlte.

Da hatten die Schlenkers richtig Gefallen daran gefunden und konnten wiederum vier Freunde davon überzeugen, den nebenstehenden Wohnblock des Ensembles als Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (GbR) zu erwerben und 1998/1999 zu sanieren. Damit nicht genug. Die Schlenkers kauften sich ("Zur Sicherheit", wie Kurt Schlenker lachend sagt) ein weiteres Häuschen in Altenberg und legten wieder alleine los. "Man hat sich wirklich was getraut", blickt Maria Schlenker zurück. Und als 1999 in dem Denkmalensemble das Haus zwischen ihren schon erworbenen zum Verkauf stand, schlugen sie zu. "Das mussten wir machen. Wir wussten aber, dass wir eine Sanierung so bald nicht stemmen würden", sagt Kurt Schlenker. Finanziell war man mit den Banken schon an die Grenzen gegangen.

So dauerte es bis 2014, ehe wieder Luft für das neue Abenteuer da war und die Planungen starteten, wobei die Ingolstädter Familie sich längst zu Sanierungsexperten zählen konnte; genauso wie ihre Handwerker aus der Region Altenburg, mit denen man teils schon seit dem ersten Projekt zusammenarbeitet. Seit 2016 wird das aktuelle Objekt in der Meißnerstraße 11 saniert. Der Innenausbau läuft noch. Ende Oktober sollen die ersten Mieter einziehen. Die fertig gestellte Fassade strahlt so schön, dass sich die Ingolstädter nun für den inzwischen in Altenburg aufgelegten Denkmalschutzpreis bewarben, den die Stadt nach Angaben aus dem dortigen Rathaus als eine von wenigen in Deutschland - in Ingolstadt gibt es keinen - auslobt und mit unabhängiger Jury vergibt. Die Schlenkers gewannen prompt. Der mit 2500 Euro dotierte Preis wird ihnen morgen, als Einstieg in das Wochenende mit dem Tag des offenen Denkmals, im Altenburger Marstall vom Oberbürgermeister überreicht.

Alle ihre Sanierungsobjekte befinden sich übrigens noch in Besitz der Ingolstädter. "Eine Veräußerung war nie beabsichtigt, schließlich haben wir viel Herzblut investiert", sagt Kurt Schlenker, der ein vergleichbares Engagement für sich in Ingolstadt schlicht für nicht finanzierbar gehalten hätte. Dafür gibt es im Osten was Neues.

Christian Rehberger