Ingolstadt
IGM-Senioren nicht restlos begeistert

Gewerkschaft hatte ins Stadttheater eingeladen - Kritik an Organisation und Spreizung der Lohngruppen

13.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:57 Uhr
Begrüßung im Theaterfestsaal: IGM-Sekretär Markus Rößler hatte den Seniorennachmittag organisiert. Der neue 1. Bevollmächtigte der Ingolstädter Metaller, Bernhard Stiedl, hatte die Versammlung offenbar nicht in seinem Terminkalender unterbringen können. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Einmal im Jahr informiert die Ingolstädter IG Metall ihre Ruheständler über die Entwicklung in der Gewerkschaft und in den örtlichen und regionalen Großbetrieben der Metall- und Elektroindustrie. Bei der gestrigen Seniorenversammlung im Stadttheater standen auch die Ergebnisse der jüngsten Tarifrunde und die nach wie vor sehr positive Mitglie derentwicklung im Mittelpunkt.

Eine persönliche Kritik musste sich Markus Rößler, politischer Sekretär der IGM-Verwaltungsstelle und Organisator des Nachmittags, in der Fragerunde gegen Ende des Nachmittags gefallen lassen: Die Organisation, so einer der Gäste, der angesichts des Beifalls offenbar im Sinne vieler sprach, war bei diesen Treffen früher schon mal besser. Dass etliche Besucher "ewig" lang auf ihre Getränke warten und sie teils wohl selber abholen mussten, war nicht so gut angekommen. Da wurde Handlungsbedarf gesehen und Besserung gelobt.

Ansonsten der erwartbare Ablauf: Vor gut 500 Besuchern referierte Sekretär Rößler aus aktuellem Anlass und wegen des vermuteten besonderen Interesses der Senioren zum jüngst in Berlin geschnürten Rentenpaket. Die Stabilisierung der Alterssicherung bis 2025 könne allerdings nur ein Zwischenziel sein, so der IGM-Sprecher. Die Metallergewerkschaft erwarte vielmehr eine tragfähige langfristige Lösung mit Stärkung der Beitragsseite durch Mehrung der Einzahler und solide Grundlagen für verlässliche Einnahmen der Rentenkasse. Hier seien eine durchweg bessere Bezahlung von Frauen in der Arbeitswelt, höherer Mindestlohn und Angebote für berufliche Qualifizierung dringend geboten. Rößler: "Das Vertrauen in die gesetzliche Rente muss wieder wachsen, Zukunftsängste müssen genommen werden."

Obwohl der Gewerkschaftssekretär die Erfolge der jüngsten Lohnrunde herausstrich, erntete er in der Fragestunde eine skeptische Anmerkung aus dem Publikum: Die meistens rein prozentualen Steigerungen, so die Kritik, bewirkten auf lange Sicht nur eine immer größere Spreizung zwischen unteren und oberen Einkommensgruppen. Somit tue sich die Schere zwischen Gering- und Besserverdienern immer weiter auf.

Rößler versuchte hier mit Hinweisen auf ganz spezielle Erfolge der Ingolstädter IGM-Verwaltungsstelle im hiesigen Güterverkehrszentrum (GVZ) zu kontern, wo es gelungen sei, in zwei großen Betrieben, die vorher eher zum Billiglohnsektor gezählt worden waren, über Hausverträge klare Verbesserungen bei den Einkommensverhältnissen der Mitarbeiter zu erzielen.

Zur Situation in einzelnen Großbetrieben der Region referierten jeweils einzelne Betriebsratssprecher. Details hierzu im Kasten unten.

Bernd Heimerl