Hitzhofen
Wie das Leben so spielt

Die Hitzhofener Band ECHD spielt eigene bayerische Musik ausschließlich für wohltätige Zwecke

11.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:39 Uhr

Foto: DK

Hitzhofen (DK) Sie proben zwischen den Yogadamen und dem Gartenbauverein im Keller des Hitzhofener Kindergartens. Bayerische Liedermacher-Musik, drei Stimmen mit Bass, Gitarre und Cajon: "Hausgemachte, besonnene Lieder in bayerischer Mundart", präsentiert die Band ECHD nach eigenen Angaben.

Vier Konzerte haben sie bisher gegeben - und alle waren komplett ausverkauft. Dazu gab es einige kleinere Auftritte. Stilrichtung? "Wie's Lem so spuit", so die Band. ECHD: Das sind Bernhard "Berni" Heiß, Manfred "Mane" Wittmann und Miroslav "Miro" Starcevic aus Hitzhofen, alle Anfang 40 und Hobbymusiker. "Im richtigen Leben" arbeiten sie als Schwerbehindertenvertreter einer großen Firma, Selbstständiger in Sachen Kindergartenspielzeug und Lkw-Fahrer.

Vor einigen Jahren haben sie begonnen, zusammen Musik zu machen, erzählt Berni. Immer mal so, wenn es sich gerade ergeben habe. "Dann haben wir aber gemerkt: So kommen wir nicht richtig weiter. Da haben wir den Sonntagabend als festen Probentermin etabliert. Ist einer nicht da, spielen die anderen beiden trotzdem", berichtet Miro.

Eigentlich wollten sie covern. "Das wäre viel einfacher. Die Songs von anderen zu spielen, die schon Hits sind und die alle schon kennen", sagt Mane. Aber dann haben sie sich doch für eigene Lieder entschieden, die sie gemeinsam entwickeln. Startpunkt war der Song "Wach auf", den Berni bereits vor zehn Jahren geschrieben hat: "Unsa Erdn, die draht se sauba im Kreis, dog für dog, euwei auf a neis ... machts eichre Aung auf, so lang ses no kinnds!" Schaut euch um, haltet mal kurz inne und macht das, was euch wirklich wichtig ist: Das ist die Intention von ECHD, die sich in fast allen Liedern spiegelt.

Aber vom gemeinsamen Musizieren ist man noch lang keine Band mit Bühnenerfahrung - egal, wie klasse die Songs sind und wie gut man spielt. Die drei Partner mussten feststellen: Man kann auch im Proben und Üben verharren. Immer weiter üben und proben. Der Absprung zum ersten eigenen Konzert fiel schwer - bis Berni im März 2016 ins Krankenhaus musste. Und zum sonntäglichen Probentermin alleine in einer Starnberger Klinik saß. Wo pünktlich um 19 Uhr Mane und Miro mit Cajon und Gitarrenkoffer im Speisesaal standen - als Überraschung für Berni. Und, wie sich herausstellte, zur großen Freude der anderen Patienten, die in den Genuss der öffentlichen Probe kamen und unisono "Eure Musik ist wunderbar!" sagten.

"Da haben wir selbst gemerkt, dass wir einfach konzertreif sind", berichtet Berni mit einem Lächeln. Im Juli 2016 war es dann so weit: Premiere im Stadl des Gasthofs Bauer in Hofstetten. "Wir spielen besondere Lieder, da wollten wir gerne auch eine außergewöhnliche Location", erzählt Mane. Gut 200 Leute passen in die Scheune; bisher war jedes Konzert ausverkauft.

Noch eine Besonderheit: Die drei Musiker haben von Anfang an beschlossen "nur für karitative Zwecke zu spielen", wie sie sagen. Und man merkt sofort, wie wichtig ihnen das ist. Ob für die 14-jährige schwerbehinderte Karina aus Eitensheim, für den Hospiz- und Palliativberatungsdienst Eichstätt oder den Förderverein "Tanz und Kunst mit besonderen Menschen": ECHD spendet jeden Cent, den sie erspielen. Bislang sind es fast 7000 Euro.

Berni, Mane und Miro bezeichnen sich selbst als "Liedermacher und Geschichtenerzähler", die ins Leben ihrer Zuhörer reinsprechen wollen. "Wir spielen, weil wir einfach gerne Musik machen. Weil wir Leute, die es nötig haben, finanziell unterstützen wollen. Und weil wir uns wünschen, dass die Leute von unseren Konzerten was mit nach Hause nehmen, vielleicht ein bisschen was verändern in ihrem Leben."

Das Programm ist emotional, von locker-fröhlich bis nachdenklich. Es geht ums Entschleunigen, ums Innehalten. Mal Danke sagen, wie in "Liaba Gott". Aber die Jungs haben auch Liebeslieder im Repertoire, sinnieren darüber, ob das Leben bei einem verlorenen iPhone überhaupt weitergehen kann, und bringen zwischendurch auch mal Kabarett- und Theatereinlagen.

"Jeder gute Saxofonist hat auf einem Siphon angefangen", erzählt Berni seinem Publikum vor der "Serenade vom tropfenden Siphon" - und tritt sofort den Beweis an. Die drei Musiker haben Spaß an dem, was sie machen und können. Und sie sind froh, wenn sie merken, dass ihre Musik etwas in ihren Zuhörern bewegt: "Wir können nicht gleich die Welt ändern, aber kleine Impulse setzen." Aktuell arbeiten sie an ihrem neuen Programm.