Historiker und unbequemer Mahner

17.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:10 Uhr

Kenner der Ingolstädter Geschichte: Theodor Straub ist jetzt 80 Jahre alt geworden und forscht immer noch weiter. - Foto: Reiss

Ingolstadt/Gaimersheim (par/ peh) Er ist einer der besten Kenner der Ingolstädter Geschichte: Theodor Straub feierte seinen 80. Geburtstag am 12. März im Kreis der Familie. Es gratulierten ein Sohn und zwei Töchter mit Familien sowie zwei Enkel. Für die Zukunft wünscht sich der Jubilar, noch alle seine Forschungen und Arbeiten "gut" zu Ende bringen zu können.

Straub wurde in Ingolstadt geboren. Am Scheiner-Gymnasium, wo er von 1973 bis 1992 unterrichtet hat, weckte er bei manchen Schülern die Begeisterung für das Wissen um geschichtliche Zusammenhänge. Straub hat aber nie die Leidenschaft für eigene Forschungen verloren und eine Vielzahl von Veröffentlichungen vorzuweisen. Dabei hat er oft und gerne, manchmal auch provozierend und pointiert, eingetretene Pfade verlassen und den Blick auf die Menschen gerichtet, die der "offiziellen" Geschichtsschreibung nur wenig Aufmerksamkeit wert waren. In Ingolstadt war dies die Geschichte der Protestanten, der Arbeiterbewegung und vor allem der Juden. Es ist Straubs Verdienst, das Schicksal der Ingolstädter Juden dem totalen Vergessen entrissen zu haben.

Mitunter führte seine Überzeugung auch zu Konflikten. Vor der Verleihung des Kulturpreises der Stadt Ingolstadt im Jahr 2006 etwa bestand er auf einem Gespräch mit OB Alfred Lehmann und Kulturreferent Gabriel Engert: Straub fühlte sich nicht genügend ernst genommen. Dabei ging es ihm in seiner Kritik vor allem um die Aufarbeitung des Nationalsozialismus durch die Stadt – Beispiele wären die Darstellung der Schlacht von Gammelsdorf im Historischen Sitzungssaal und das Totentanzfresko in der Aussegnungshalle im Westfriedhof.

Das besondere Interesse Straubs an der reichen Ingolstädter Geschichte kommt nicht von ungefähr: Als gebürtiger Ingolstädter war seine Verbundenheit mit der Stadt immer gegenwärtig. Außerdem war und ist Straub im Kirchenvorstand von St. Matthäus, im Evangelischen Bildungswerk sowie im Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing und der VHS tätig.

Straub studierte Germanistik, Geschichte, Anglistik, Kunstgeschichte und Philosophie und bekam für seine Doktorarbeit zum Thema ,,Herzog Ludwig der Bärtige von Bayern-Ingolstadt und seine Beziehungen zu Frankreich in der Zeit von 1391 bis 1415" ein Auslandsforschungsstipendium der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Er war Studienrat in Augsburg, anschließend Lehrer an der Deutschen Schule in Paris und schließlich Gymnasialprofessor wieder in Augsburg, ehe er 1973 ans Scheiner-Gymnasium nach Ingolstadt wechselte. 1992 ging er in Pension.

Straub wirkte an mehreren großen Ausstellungen des Stadtarchivs mit: unter anderem über Ludwig den Bärtigen und Frankreich (1971), über das Herzogtum Bayern-Ingolstadt im Wittelsbacherjahr (1980), über Isabeau de Bavière, Königin von Frankreich (1985) sowie bei der Ausstellung "Ingolstädter Gesichter" im Jahr 2000 und dem dazugehörigen Katalog. Als Dr. Wilhelm Reissmüller und Theodor Müller das erste repräsentative Werk zur Ingolstädter Geschichte herausgaben, war klar, dass Straub der Beitrag ,,Ingolstädter Herzogszeit" anvertraut wurde.

Für seine Verdienste um die Erforschung der Ingolstädter Geschichte, vor allem der Zeit des Nationalsozialismus, war Theodor Straub im Mai 1999 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet worden. 2006 erhielt er – wie auch der frühere Kulturreferent Siegfried Hofmann – von der Stadt Ingolstadt den Kulturpreis.