Ingolstadt
Neue Perspektiven

Förderverein stellt Seniorenrikscha vor - und der Stiftungsvorstand gibt Antworten zum geplanten Neubau

27.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:39 Uhr
Eine Seniorenrikscha wurde heute im Heilig-Geist-Spital vorgestellt. Sofie Rachner und Alt-OB Peter Schnell durften probefahren - angetrieben von Ulrich Trojer (Firma vanraam). Hinten (v.l.) Bernd Rachner und Florian Straub vom Förderverein sowie Stiftungsvorstand Roland Wersch. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Anfangs wirkt die 97-jährige Sofie Rachner etwas angespannt. Ihr Sohn Bernd hebt sie aus dem Rollstuhl in die Rikscha, die im Heilig-Geist-Spital vorgestellt wird. Mit Alt-OB Peter Schnell an ihrer Seite macht der Heimbewohnerin die kleine Probefahrt mit dem knapp 60 Kilogramm schweren Lastenfahrrad dann aber sichtlich Spaß. "Das eröffnet alten Leuten, die sonst nicht rauskommen, eine neue Perspektive", sagt Schnell.

Der von Bernd Rachner und Florian Straub im Sommer ins Leben gerufene Förderverein der Heilig-Geist-Spital-Stiftung hat für die Anschaffung solcher Gefährte, mit denen Senioren aus Ingolstädter Heimen künftig auf Wunsch herumgefahren werden sollen, eine Spendenaktion gestartet. Schon im nächsten Frühjahr sollen möglichst zwei der einer Mischung aus Lastenfahrrad und Kutsche ähnlichen Seniorenrikschas in Ingolstadt zur Verfügung stehen und auch auf der Landesgartenschau eingesetzt werden - eines kostet rund 10000 Euro.


Ab Ende 2024 könnte eine solche Rikscha dann von der Jahnstraße aus Senioren des Heilig-Geist-Spitals in der Altstadt herumkutschieren. Denn bis dahin soll der Neubau eines modernen Seniorenheims auf dem Gelände des alten Hallenbades fertig sein und von den Bewohnern des bisherigen Domizils in der Fechtgasse bezogen werden. Diesen ambitionierten Zeitplan nannte Stiftungsvorstand Roland Wersch im Gespräch mit unserer Zeitung. Ob er sich umsetzen lässt, hängt nicht zuletzt von den Verhandlungen mit der Stadt und den dazu nötigen Stadtratsbeschlüssen ab.

Der Standort Fechtgasse soll nach einer radikalen Sanierung möglichst auch in Zukunft für innenstadtnahes Wohnen von Senioren genutzt werden. Daran hält der Stiftungsrat, dem Wersch vorsitzt, nach wie vor fest. Die Stiftung will das Gebäude, das der Stadt gehört und der Stiftung im Erbbaurecht überlassen worden war, nach Möglichkeit zurückkaufen. "Wir haben über Jahre enorm viel Geld aufgewendet für ein Grundstück, dass uns nicht gehört." Um einen Totalumbau komme man in der Fechtgasse nicht umhin, so der Stiftungsvorstand. Manches im Bestand sei schlicht "nicht sanierbar", wie er sagte. Die "radikale Modernisierung", die Wersch vorschwebt, könne nur in einem leeren Gebäude durchgeführt werden. Man kann also erst damit beginnen, wenn das neue Heim in der Jahnstraße fertig ist. Bis dahin stehen freilich auch in der Fechtgasse dringend nötige Reparaturarbeiten an. Man müsse dafür "Geld in die Hand nehmen" - auch, "wenn das hinterher für die Katz ist". Wersch: "Wir können nicht fünf Jahre drin bleiben und nichts machen."

Wie die künftige Nutzung in der Fechtgasse aussehen wird, hänge vor allem "von der Refinanzierbarkeit" ab. Gegenwärtig hat das Heilig-Geist-Spital 186 Zimmer. In einer Wirtschaftlichkeitsprüfung müsse man fragen, "kann ich daraus 80 oder 90 Wohnungen machen?". Und: Ist dafür der Markt da? "Wenn die Stiftung Kraft hat, das Projekt zu stemmen" kann sich Wersch in der Fechtgasse gut betreutes Wohnen für Senioren vorstellen. Auch ein "Mix von Angeboten" komme in Betracht, eine Art Mehrgenerationenhaus. Die Kapazitäten in dem Gebäude seien so groß, dass man "mehrere Standbeine" haben könne. Auch an "die Ambulantisierung" der Seniorenpflege müsse man denken. Diese nehme in Deutschland einen immer größeren Stellenwert ein. Fest steht: Ein Spekulationsobjekt will man in der Fechtgasse nicht haben. Vorausgesetzt, dass die zuletzt stark angeschlagene Stiftung finanziell auf die Beine kommt. Im August hat der Stadtrat beschlossen, der Spitalstiftung 14,35 Millionen Euro als Ausgleichszahlung zu überweisen, um die Zukunft der Stiftung zu sichern. Alle Forderungen sind damit abgegolten. "Die entsprechende Vereinbarung liegt vor, wurde von mir bestätigt und müsste jetzt der Regierung von Oberbayern zur Genehmigung übersandt worden sein", so Wersch, der im April seine Arbeit als Sanierer der Stiftung aufgenommen hat. Vereinbart sei eine Zahlung noch vor Weihnachten.

Das Geld ist für die anstehenden Vorhaben dringend nötig. Vergangene Woche hat Wersch seine Pläne der Seniorenkommission vorgestellt. In den nächsten Wochen will er eine Grobskizze mit denkbaren Baumöglichkeiten auf dem von ihm favorisierten Areal in der Jahnstraße der Stadtverwaltung als Diskussionsgrundlage übergeben. Darin soll sichtbar werden, wie sich Wersch das "Quartier für Senioren", das er hier errichten möchte, vorstellt. Der Stiftungsvorstand verweist auf den Stadtratsbeschluss vom Frühjahr 2018, das 7000 Quadratmeter große alte Hallenbad-Grundstück in der Jahnstraße der Stiftung für einen Ersatzneubau zu übergeben. Der Stadtrat habe damit "die Grundlage für den Deal in der Jahnstraße gelegt".

Er war möglich geworden, weil das Jugendherbergswerk, das an dieser Stelle eigentlich eine Jugendherberge errichten wollte, mitgeteilt hatte, mit dem Bau der Einrichtung in Ingolstadt in nächster Zeit nicht beginnen zu können. Dennoch: Die Forderung nach dem Neubau einer Jugendherberge besteht nach wie vor - sie war bereits eine der jugendpolitischen Forderungen des Stadtjugendrings vor der Kommunalwahl 2014. Wie es da weitergeht, ist noch unklar. Wenn die Stiftung ihre Ideen hinsichtlich Baumassen, Flächenbedarf und Nutzungen skizziert und der Stadt vorgelegt habe, würden weitere Gespräche geführt, so Stadtsprecher Michael Klarner auf Anfrage. "Dabei wird auch das Thema Jugendherberge zu betrachten sein", sagte er.
 

Ruth Stückle