Ingolstadt
Vorreiter im Starterfeld

Jahrelang stand Einzelhändler Markus Kuttenreich dem Halbmarathon kritisch gegenüber - jetzt nimmt er teil

02.05.2019 | Stand 23.09.2023, 6:51 Uhr
Aus Stammkunden formt Markus Kuttenreich vom gleichnamigen Traditionsmodehaus in der Schutterstraße ein Laufteam für den Halbmarathon und geht auch selbst an den Start. Wie viele andere Ingolstädter Einzelhändler haderte er über Jahre mit dem Termin am Samstag. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Unter den vielen Startern wird das gute Dutzend Teilnehmer in den schwarzen Jerseys vielleicht gar nicht besonders auffallen, wenn es morgen am Samstag ab 17.30 Uhr beim Ingolstädter Halbmarathon die 21,1 Kilometer absolviert.

Aber ihre Anwesenheit und die Begleitumstände machen die Teilnahme zu einer Besonderheit in der Geschichte der zentralen Laufveranstaltung in der Stadt. Denn mutmaßlich erstmals nutzt einer der bekannten Ingolstädter Innenstadthändler den Halbmarathon aktiv als Plattform und begleitet ihn mit eigenen Aktionen. Dass er heuer die Chance ergreift, bringt Markus Kuttenreich vom gleichnamigen Ingolstädter Traditionsherrenausstatter in der Schutterstraße schon vorab viel Lob ein.

"Wir Ingolstädter Einzelhändler waren ja immer dagegen, dass der Halbmarathon am Samstag stattfindet. Das war für uns ein verlorener Samstag", fasst Kuttenreich die Bedenken der Geschäftsleute zusammen, die den Lauf gerne am Sonntag sehen würden. Angesichts vieler Absperrgitter in der Innenstadt verlor sich kaum ein Kunde in seinen und andere Läden. In den ersten Jahren sei es ganz schlecht gelaufen, doch nach einer Aussprache und Verständigung der Händler mit den Veranstaltern um Roland Muck sei seit einigen Jahren vieles besser geworden. Mit einem Start um 17.30 Uhr, dem späteren Aufbau der Absperrungen im Lauf des Tages und einer leicht geänderten Streckenführung kann Kuttenreich nun leben. "Wenn wir es insgesamt nicht ändern können, machen wir das Beste daraus", hat er sich in Sachen Halbmarathon nun zum Ziel gesetzt - und heuer aus der vermeintlichen Not sogar eine Tugend gemacht.

Kuttenreich rief seine Stammkunden auf, in eine erstmals an den Start gehende Laufmannschaft für den Halbmarathon zu kommen und gemeinsam die Strecke zu bewältigen. Er stellt kostenlos einheitliche Trikots und bietet allen erfolgreichen Läufern aus dem Team im Nachgang zur Veranstaltung noch einen Rabatt auf den nächsten Einkauf im Laden. Sport, Event und Geschäft sind verbunden, wie das im Rahmen des Halbmarathons so noch nicht bekannt war. Er läuft sogar selbst mit - erstmals in Ingolstadt. "Ich konnte bisher ja schlecht gegen den Halbmarathon sein und dann teilnehmen", sagt der Geschäftsmann, der den Ingolstädter Profitriathleten Sebastian Mahr als Sponsor unterstützt. Im Gegenzug ist Mahr auch Model ("Athleisure ist auch gerade ein großer Modetrends") und zudem Trainer bei Kuttenreich.

Die ganze Aktion komme sehr gut an. Die Reaktionen seien insgesamt sehr positiv, sagt Kuttenreich. Das kann Thomas Deiser, der Vorsitzende des Innenstadtvereins IN-City, nur bestätigen. "Eine sehr sympathische Geschichte", findet Deiser, der sich Nachahmer wünscht. "Ich kann es jedem nur empfehlen, wenn er die Möglichkeiten hat, die Veranstaltung Halbmarathon als Plattform zu nutzen. " IN-City habe mehrfach Initiativen gestartet, die Resonanz der Geschäftsleuten sei aber dürftig gewesen. Umso mehr steche Kuttenreich nun heraus, freut sich Deiser. IN-City sei auch an dem "Maßnahmenbündel" federführend beteiligt, das unter anderem den späteren Start des Laufs vorsieht. "Wie es jetzt ist, ist es verträglich", so der Vorsitzende.

Markus Kuttenreichs Laufteam kommt auch in Sportlerkreisen gut an. "Ich kann es nur befürworten", sagt Tobias Nixdorf, der Kreisvorsitzende des Bayerischen Landessportverbandes (BLSV). Nixdorf spricht von "einer klaren Win-Win-Situation" für alle Beteiligten. Oder anders gesagt: "Endlich einer, der es positiv sieht. "

Christian Rehberger