Großmehring
Goldene Grabbeigabe

Archäologen entdecken auf dem Fluderbuckel in Großmehring Reste einer Siedlung aus der späten Bronzezeit

23.05.2019 | Stand 02.12.2020, 13:54 Uhr
Spuren einer frühen Ansiedlung haben Ingolstädter Archäologen bei der Erschließung des Geländes "Fluderbuckel-West" in Großmehring entdeckt. −Foto: Pro Arch Prospektion und Archäologie GmbH

Großmehring (DK) Bei der Erschließung des Geländes "Fluderbuckel-West" in Großmehring haben Ingolstädter Archäologen Spuren einer frühen Ansiedlung entdeckt. Auf dem Fluderbuckel selbst legten die Fachleute der Firma Pro Arch ein Grab frei, in dem sie die Reste eines außergewöhnlichen Objekts aus Gold und Bronze fanden. Sie datieren ihre Funde auf die späte Bronzezeit, das heißt um 1250 vor Christus.

Auf der Kuppe des Fluderbuckels, dem höchsten Punkt im Westen von Großmehring, stießen die Archäologen auf ein Grab aus der späten Bronzezeit. Vermutlich wurde hier eine hochstehende Person begraben, denn in dem Grab lag ein mit Gold überzogenes, verziertes Bronzeblech. Ob es sich dabei um die Reste von Schmuck, Ausrüstung oder eines rituellen Objektes handelt, sollen weitere Untersuchungen klären, die das Landesamt für Denkmalpflege machen wird. Klar ist nur, dass es sich um ein außergewöhnliches Fundstück handelt.

"Das ist schon ein ganz besonderer Fund", sagt Grabungsleiterin Rebecca Münds-Lugauer von der Firma Pro Arch. "Nicht nur, weil Gold im Spiel ist, sondern auch, weil in dieser Art verzierte Metallobjekte äußerst selten sind." Genau das ist auch das Problem bei der Einordnung des Funds: Es gibt nur wenige Vergleichsobjekte, so dass sich eine Rekonstruktion des Objektes und die Bestimmung der Funktion schwierig gestalten.

In dem Grab fanden die Archäologen darüber hinaus gut erhaltene Keramik und Reste von Bronzedraht. Auch zerbrochene Keramik lag darin, die vermutlich bei der Begräbnisfeier mutwillig zerschlagen worden war - dieses Vorgehen ist aus jener Zeit belegt. Während die vollständig vergrabenen Objekte den Verstorbenen im Jenseits helfen sollten, gehörte die Zerstörung von Keramik wohl zu den Bestattungszeremonien.

Die Überreste der verstorbenen Person - ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelt, ist noch nicht geklärt - fanden sich als Leichenbrand in dem Grab. Ihre Asche ist wahrscheinlich in einem Behälter aus organischem Material wie Stoff oder Leder beigesetzt worden. Diese Bestattungsweise ist typisch für den Beginn der Urnenfelderzeit, die identisch mit der späten Bronzezeit ist (um 1300 bis 1100 vor Christus).

Etwa 300 Meter westlich des Fluderbuckels fanden die Archäologen weitere Zeugnisse aus der Bronzezeit. Dort, wo an der B16a ein Regenrückhaltebecken gebaut werden soll, legten sie Überreste einer früheren Siedlung frei. Das Grab auf dem Hügel ist von hier gut sichtbar, sodass die Fachleute - abgesehen von derselben zeitlichen Ära - auch eine Verbindung zwischen den beiden Fundstätten vermuten.

Von den Häusern, die einen Grundriss von etwa 4,50 auf 6 Meter aufwiesen, waren nur noch die Pfostengruben erhalten. Zwischen den Pfosten war vermutlich wohl Flechtwerk gespannt, das mit Lehm verputzt wurde. In den ausgegrabenen Siedlungsresten fanden sich Fragmente von Keramikgefäßen, aber auch ein vollständig erhaltener Krug. Zwischen den Häusern waren Vorratsgruben angelegt worden, in denen Lebensmittel kühl aufbewahrt wurden.

Die Grabungen fanden im April und Mai 2019 statt. Das umfangreiche Grabungsfeld, das sich vom Fluderbuckel westlich bis zur B16a erstreckt, soll mit Wohnhäusern bebaut werden. Die Gemeinde Großmehring als Eigentümerin hatte von der Denkmalschutzbehörde die Auflage erhalten, das Gelände vor dem Baubeginn archäologisch zu untersuchen. Aufgrund vorheriger Funde in dem Areal hatte die Denkmalschutzbehörde es vorher bereits als "Verdachtsfläche für Bodendenkmäler" ausgewiesen. So wird die neue Siedlung, die Erweiterung Großmehrings nach Westen, über den Relikten einer früheren Siedlung unserer Vorfahren gebaut.