Ingolstadt
Mögen die Planungen beginnen

Stadtrat bringt nach langer Debatte Nachbargebäude für Dalwigk auf den Weg - Opposition unterliegt

09.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:11 Uhr

Ingolstadt (DK) Der Stadtrat hat am Mittwoch mit klarer Mehrheit für die von CSU und Freien Wählern favorisierte Variante eines Neubaus neben dem Kavalier Dalwigk gestimmt. Der Entscheidung waren energische Bemühungen von SPD, Grünen und Bürgermeister Sepp Mißlbeck (UDI) vorangegangen, den Beschluss zu verschieben, um einen neuen Entwurf "mit höherer Qualität" zu prüfen. Doch OB Christian Lösel und zahlreiche Stadträte appellierten: "Keine Zeit verlieren!" Sie setzten sich durch.

Aus psychologischer Sicht traf es sich gut, dass wenige Minuten nach der aufwühlenden Willensbildung über den Dalwigk-Anbau eine Schöffenwahl für das Amtsgericht auf der Tagesordnung stand - ein gleichwohl gesellschaftlich wichtiger, aber nicht gerade aufregender Vorgang. Während die Stadträte in alphabetischer Reihenfolge zur Urne schritten, bot sich die Gelegenheit, durchzuschnaufen und das soeben Erlebte und (je nach Lager) Erlittene zu verarbeiten. Sepp Mißlbeck hielt sich an einem Teller Kuchen fest und bemühte sich auch sonst sichtlich, die Fassung zu bewahren.

Der dritte Bürgermeister, zugleich Grandseigneur der vor einem Jahr gegründeten Exilantenfraktion der Unabhängigen Demokraten Ingolstadts (UDI), war gerade mit einem Vorstoß ziemlich heftig gegen die Wand gelaufen. Der ehemalige Freie Wähler wollte Seite an Seite mit der Sozialdemokratin Veronika Peters eine neue Variante für das Nachbargebäude des Kavaliers in die Debatte einbringen - und dafür Zeit gewinnen. Bis zur Sommerpause. Erst dann möge der Stadtrat einen Beschluss fassen. "Wenn wir eine gemeinsame Lösung finden - und wir sind nicht weit auseinander - kann ich mir nicht vorstellen, dass drei Monate so viel ausmachen", hatte Mißlbeck zuvor in der Debatte appelliert.

Die Sanierung des alten Kavaliers könne schon mal starten, aber um "hohe Qualität" in dieser städtebaulich sensiblen Lage zu bekommen, sollte man sich diese Zeit unbedingt nehmen. "Wir brauchen mehr Köpfe! Mehr Ideen!", schmetterte Mißlbeck fast tremolomäßig.

Er scheiterte. Die große Mehrheit der Stadträte stimmte für die von OB Christian Lösel, CSU und Freien Wählern favorisierte Variante, die zwar ein voluminöses, aber kein mauerartiges Gebäude vorsieht, wie die Architekten versichern (vier von ihnen saßen im Publikum). Der Bau wird den Wasserturm des Dalwigks um einige Meter überragen. Doch der ernüchternden Erlebnisse für Mißlbeck nicht genug: Seine UDI-Gefährten Gerd Werding (Ex-FW), Dorothea Soffner (Ex-CSU) und Simone Vosswinkel (Ex-ÖDP) folgten ihm nicht, sondern stimmten mit der CSU.

Deren Fraktion hatte auf eine Abstimmung gedrängt. "Denn das Projekt ist ja nicht vom Himmel gefallen!", so Dorothea Deneke-Stoll. "Wir können - auch im Interesse der Bevölkerung - nicht in Endlosschleife diskutieren." Man entscheide hier über ein "sehr schönes Bauprojekt, das an der richtigen Stelle steht", sagte Karl Spindler. Deshalb - und da wurde er ziemlich deutlich - solle der Stadtrat endlich zu einer Entscheidung kommen. Er könne nicht sehen, fuhr OB Lösel fort, "was wir noch hätten anders machen sollen". Nach einer langen Diskussion mit rund 50 Entwürfen "müssen wir jetzt endlich springen und damit zeigen, mit welcher Geschwindigkeit und in welcher Dimension Ingolstadt unterwegs ist".

Zu Beginn hatte Nicolai Alexander Fall, Geschäftsführer der städtischen INKoBau, dargelegt, warum es pressiere: Jede Verlängerung des Zeitplans koste Geld, außerdem brauche er jetzt endlich Klarheit, um mit der konkreten Planung anfangen zu können. "Eine weitere Verzögerung können wir uns nicht leisten!"

SPD und Grüne beantragten, der Stadtrat möge die Variante 1b beschließen, da sie dem Dalwigk "am meisten Raum lässt". Das wäre ein deutlich flacherer Bau. Kritiker sprechen hier jedoch von einem "Sperrriegel". Der Antrag wurde abgeschmettert. Als um 17.19 Uhr die Entscheidung gefallen war, verließen die Architekten des Büros von Tettenborn/Gina Architects Barcelona fröhlich den Saal.

 

Christian Silvester