Ingolstadt
Eingetrübte Aussichten

Mit der Entscheidung über den Dalwigk-Anbau geht die Diskussion über ein Panoramarestaurant in die nächste Runde

11.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:12 Uhr
Vom Tisch: Die Pläne für ein Panoramarestaurant im Dalwigk-Wasserturm (hier ein für diese Idee werbendes Arrangement der CSU im Oktober 2014) sind nicht realisierbar. Das Lokal soll deshalb auf dem Dach des am Mittwoch vom Stadtrat beschlossenen Nachbargebäudes entstehen. −Foto: Foto: CSU / Archiv

Ingolstadt (DK) Im Oktober 2014 hievten Mitglieder der CSU einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen auf den Wasserturm des Kavaliers Dalwigk.

Das war nicht so einfach, weil die Wendeltreppe zum Dach hin sehr schmal ist. Oben angekommen, deckten die Besucher ein symbolisches Restaurant-Arrangement ein - mit weißer Decke, Tellern und Besteck. Dabei entstanden verheißungsvolle Fotos, denn der Blick von dem Festungsgebäude aus dem 19. Jahrhundert (der Wasserturm wurde erst 1916 draufgesetzt) ist wirklich eine Schau. So warben die CSU-Mitglieder für ihre Idee, dort oben ein Panoramalokal zu eröffnen. Diese Aussicht hat die Gespräche über die Neubelebung des maroden Baudenkmals immer beflügelt.

Gastronomiepläne für den Dalwigk gab es auch schon vor der CSU-Initiative diverse. Im Juni 2016 erhielt die Stadt vom Freistaat den Zuschlag für ein digitales Gründerzentrum, das hier einziehen soll (das Kavalier ist im Gegensatz zu den meisten anderen Relikten der Landesfestung in städtischem Besitz). Viele Stadträte inspizierten damals den Dalwigk. Auch die damalige Wirtschaftsministerin Ilse Aigner genoss hier den Panoramablick. Bei diesen Touren wurde aber deutlich (zunächst als Vermutung, dann offiziell): Es ist unmöglich, dort ein Lokal zu betreiben. Brandschutz, Fluchtwege, dazu die enge Wendeltreppe - völlig ausgeschlossen.

Deshalb im vergangenen Jahr die Planänderung. Das Panoramarestaurant soll den Neubau krönen, der neben dem Dalwigk errichtet wird. Dessen Höhe und Formensprache sind - wie berichtet - umstritten. Mit der Entscheidung über den zu realisierenden Entwurf, die der Stadtrat am Mittwoch getroffen hat, geht die Lokal-Debatte in eine neue Runde. Doch nun schaut die Sache für manche Stadträte nicht mehr ganz so hoffnungsvoll aus.

OB Christian Lösel hatte sowohl in der Dalwigk-Sondersitzung des Stadtentwicklungsausschusses am Montag als auch in der Vollversammlung am Mittwoch mit dem Argument für den über 30 Meter hohen Anbau (er wird höher als der Wasserturm) geworben, "die Bürger" wollten "dort oben" ein Restaurant. Das führte zur Frage aus Oppositionskreisen, wer bitte genau "die Bürger" seien, und wie repräsentativ die von Lösel angeführte Willensbildung sei. Antwort: Er beziehe sich auf die rund 300 Bürger, die an Führungen durch den Dalwigk teilgenommen hätten. Der Wunsch nach einem Panoramalokal sei wirklich sehr ausgeprägt, betonte der OB.

Erwiderung aus der Reihe der SPD: "Die Leute wollten das Lokal aber im Wasserturm des Dalwigks, nicht auf dem Nachbargebäude. " Für Christian Lange (BGI) darf das Gastronomieargument nicht ausschlaggebend sein: "Wenn das Café der bestimmende Punkt der Planungen sein soll, dann läuft etwas schief. Ein Café spielt zunächst keine Rolle. " Was dort oben mal eingerichtet werde, sei erst später die Entscheidung des Betreibers. Franz Glatz, der Geschäftsführer des digitalen Gründerzentrums Brigk, präzisierte am Montag im Stadtentwicklungsausschuss: "Geplant ist ein Restaurant, kein Café. " Es sei also eine echte Attraktion für Ingolstadt angestrebt; Glatz und Lösel betonen immer wieder, dass das Brigk und dessen Umfeld ein Ort für alle Bürger sein soll.

Dennoch stellten zwei Stadträte die Wirtschaftlichkeit dieser exponierten Gaststätte in Frage: "Trägt sich ein Café dort überhaupt. ", fragte Gerd Werding (UDI) im Stadtentwicklungsausschuss. Er verwies auf die "große Konkurrenz" in der Umgebung. Das neue Museum für Konkrete Kunst und Design gleich nebenan erhalte ein Café, wenige Meter weiter entstehen Kongresszentrum und Kongresshotel mit eigener Gastronomie. Nicht zu vergessen das Reimanns in der Hochschule und das Theaterrestaurant, das gerade saniert wird.

An das erinnerte auch Anton Böhm (SPD), allerdings in einem ernsten Zusammenhang: "Das Theaterrestaurant darbt schon seit Langem, und von der Terrasse dort hat man auch einen guten Blick. " Man bedenke zudem "die weiten Wege" zum künftigen Nachbargebäude des Kavaliers Dalwigk. Böhm hegt Zweifel, ob ein derart abgelegenes Lokal der Renner werde. "Da habe ich großes Unbehagen. "

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Christian Silvester