Ingolstadt
Gemeinsam für die gute Sache

Mit viel Motivation, Engagement und Herzblut: Petra Willner gibt Einblicke in die Arbeit der Tafel

03.12.2021 | Stand 07.12.2021, 3:34 Uhr
Tatkräftig verpacken die Ehrenamtlichen die Lebensmittel in Tüten (oben). Ein Care-Paket hat einen Warenwert von 20 bis 25 Euro. Das Angebot ist vielfältig: Obst, Gemüse, Pudding und Käse bis hin zum Schokoladennikolaus (unten). −Foto: Eberl

Ingolstadt - Es ist ein gut organisierter Trubel.

Zahlreiche Ehrenamtliche packen Reis, Nudeln, Konservendosen, Molkereiprodukte und auch etwas Süßes in Tüten, sogenannte Care-Pakete. Routiniert arbeiten die Helfer, jeder Handgriff sitzt. "Ohne den wertvollen Beitrag unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter könnte die Tafel nicht bestehen", sagt Petra Willner, die Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins der Tafel Ingolstadt. Und dafür sind die Kunden dankbar, die jeden Mittwoch in langen Schlangen vor der Tafel in der Proviantstraße 1 stehen. Sie sind auf die Lebensmittelvergabe des Vereins angewiesen. Die Tafel ist für viele Menschen eine feste Anlaufstelle, die ihnen Unterstützung bietet.

Doch auch für die Tafel sind es momentan keine einfachen Zeiten. "Aufgrund der Pandemie haben wir weniger Ehrenamtliche, da viele unserer Helfer in die Risikogruppe fallen", erzählt Willner. Gleichzeitig nimmt der Andrang an bedürftigen Menschen zu. Vor der Pandemie wurden etwa 1900 Menschen pro Woche mit Lebensmitteln versorgt. "Nun sind es 2300 Leute in der Woche. Wir kommen an unser Limit", so Willner. Es werde keiner abgelehnt. "Wir wollen allen helfen. Wir haben den Auftrag angenommen für die Menschen da zu sein", erzählt die Vorsitzende des Vereins.

Allerdings stoße die Tafel auch räumlich an ihre Grenze. Es fehle der Platz. Rund 18 Tonnen Lebensmittel werden in der Tafel sortiert, aufbereitet, portioniert und verpackt. Es wurde eine Notlösung gefunden. Ein Container am Josef-Strobl-Platz bietet Stauraum für bestimmte Lebensmittel. Laut Willner helfe dieser jedoch wenig. "Gerade jetzt im Winter, wenn es kalt ist, können viele Lebensmittel nicht dort gelagert werden. " Außerdem sei der Container etwa 100 Meter von der Tafel entfernt und erschwere deshalb den Arbeitsablauf. Es gebe jedoch eine Möglichkeit, für die sich die Tafel schon seit zwei Jahren vehement einsetzt: "Es gibt Lagerräumlichkeiten direkt nebenan in der bayerischen Armeebibliothek. Das wären 45 Quadratmeter, die wir dringend benötigen. " Deshalb war erst kürzlich OB Christian Scharpf zu Besuch und hat seine Hilfe versprochen, damit die Tafel den benötigten Raum erhält. "Ansonsten sind wir gezwungen, einen Aufnahmestop zu veranlassen, weil uns der Platz einfach nicht mehr reicht", schildert Willner und macht damit die schwierige Situation deutlich.

Den Standort zu wechseln, sei keine Option. "Wir brauchen für unsere bedürftigen Kunden eine gute Anbindung zum Omnibusbahnhof. Außerdem ist das Sozialamt in der Nähe. Wir müssen für jedes Klientel gut erreichbar sein", sagt Willner, "wir hoffen, wir bekommen endlich gute Nachrichten. " Die Tafel sei ein Betrieb, der viel zum sozialen Frieden der Stadt beiträgt. "Die Tafel gehört zum Stadtbild Ingolstadts", fügt die Vereinsvorsitzende hinzu.

Die Lebensmittel erhält die Tafel unter anderem von den Märkten. Noch verzehrfähige Waren werden vor der Vernichtung gerettet und an Bedürftige weitergegeben. Früher haben die Lebensmittel ausgereicht. Durch die Digitalisierung kalkulieren die Märkte besser. Es bleiben weniger Lebensmittel für die Tafel übrig. "Unser Verein ist auf Geld und Sachspenden angewiesen", erzählt Willner.

Normalerweise zahlen die Menschen, die zur Tafel kommen, "einen kleinen Obolus". Darauf verzichtet der gemeinnützige Verein seit Beginn der Corona-Pandemie: "Wir wollen ein Zeichen setzen - aus Solidarität - wir möchten die Menschen stärker entlasten. "

Helfende Hände seien immer willkommen. "Wir sind hier ein tolles Team", ergänzt Bettina Sturies, die stellvertretende Vorsitzende der Tafel. Mit Engagement, Motivation und jeder Menge Herzblut sind rund 80 Ehrenamtliche sind bei der sozialen Einrichtung tätig - sie wollen Bedürftige unterstützen. Durch ihre Arbeit bei der Tafel liefern sie einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft.

EINE KUNDIN DER TAFEL ERZÄHLTAuch sie stellt sich jeden Mittwoch in die Schlange, die sich vor der sozialen Einrichtung bildet. "Ohne die Tafel würde es vorne und hinten nicht reichen", erzählt die 43-jährige Ingolstädterin. Seit der Scheidung von ihrem Mann ist die vierfache Mutter auf die Unterstützung angewiesen. Ihre Kinder im Alter von 11, 13, 15 und 17 Jahren wissen, dass ihre Mutter regelmäßig bei der Tafel die Essenspakete holt. "Sie wissen auch, dass wir es brauchen. Trotzdem ist es ihnen peinlich", erzählt die 43-Jährige, die deshalb keinen Namen nennen möchte. Für ihre Kinder und sich hat sie jeden Monat rund 800 Euro zur Verfügung. Das Geld ist oft knapp. "Immer wenn die Kinder neue Schuhe brauchen, dann ist es den restlichen Monat schwierig", sagt sie. Am Anfang war es ein komisches Gefühl, sich für die Lebensmittel anzustellen. Inzwischen habe sie sich daran gewöhnt. "Es herrscht ein freundliches Miteinander. Ich habe hier sogar eine Freundin gefunden", erzählt die Alleinerziehende. Es tue gut, sich mit Menschen auszutauschen, die sich in einer ähnlichen Lage befinden. "Ich bin immer gespannt, wenn ich die Tüten der Tafel öffne und sehe, was sich darin befindet", so die 43-Jährige. Sie freue sich vor allem, wenn Schokolade für ihre Kinder eingepackt sei. Ihre Kinder sollen normal und gut aufwachsen - das sei ihr wichtig. "Ich bin sehr dankbar, dass es die Unterstützung von der Tafel gibt. Ohne sie würde es nicht gehen. " mweVORWEIHNACHT DER GUTEN HERZENn Seit dem Jahr 1951 sammeln der DONAUKURIER und seine Heimatzeitungen mit der Aktion "Vorweihnacht der guten Herzen" Spenden. Das Geld kommt unbürokratisch Menschen und Projekten aus der Region zugute. n Überweisungen sind natürlich auch auf das Sonderkonto des DONAUKURIER möglich:Sparkasse Ingolstadt (IBAN: DE80 7215 0000 0000 0505 00, BIC: BYLADEM1ING). Hier bitte aber unbedingt den gewünschten Verwendungszweck angeben, in diesem Fall "Ingolstädter Tafel". Natürlich können Sie auch allgemein für die "Vorweihnacht der guten Herzen" spenden. Weitere Informationen zur DK-Spendenaktion gibt es auch im Internet unter der Adresse www. donaukurier. de/vorweihnacht. n Wenn Sie eine Quittung für Ihre Spende benötigen, vermerken Sie bitte das Wort "Spendenquittung" auf dem Überweisungsformular. Spendenquittungen können allerdings nur bei vollständiger Angabe Ihrer Adresse erstellt werden. Bei Spenden bis zu einer Höhe von 300 Euro ist als Nachweis für das Finanzamt der Kontoauszug gültig. Spendenquittungen sind also erst ab mehr als 300 Euro erforderlich. n Wie in jedem Jahr werden wir auch heuer die Namen unserer Spenderinnen und Spender in regelmäßigen Abständen in der Zeitung veröffentlichen. Hierfür benötigen wir aus datenschutzrechtlichen Gründen Ihre Zustimmung, die Sie uns idealerweise direkt per zusätzlichem Vermerk auf dem Überweisungsträger (Verwendungszweck: Veröffentlichung) erteilen. n Datenschutz: Die datenschutzrechtlichen Informationen für Spenderinnen und Spender können online unter www. donaukurier. de/vorweihnacht im Artikel Fragen und Antworten jederzeit eingesehen werden. DK