Pobenhausen
Gemeinsam für Hans

Erster Erfolg: Rund 420 potenzielle Spender bei Typisierungsaktion für leukämiekranken Pobenhausener

09.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:20 Uhr
Ramona Schittenhelm
  −Foto: Schittenhelm

Pobenhausen (SZ) Mit Spannung war der Sonntag in Pobenhausen erwartet worden, denn hier fand gestern eine Typisierungsaktion für den an Leukämie erkrankten Pobenhausener Hans statt. Eine Stammzellenspende ist seine einzige Überlebenschance, deshalb hatten seine Verwandten und Freunde ordentlich dafür geworben, dass möglichst viele sich im Bürgerhaus bei der DKMS registrieren lassen. Gekommen waren gut 420 potenzielle Stammzellenspender.

Wer auf die Autokennzeichen schaute, merkte: Die Spendewilligen kamen aus der ganzen Region, aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, aus dem Stadtgebiet Ingolstadt aber auch dem benachbarten Landkreis Pfaffenhofen. Alle wollten sie Hans helfen. An 24 Plätzen konnte man zwischen 13 und 17 Uhr seine Speichelprobe abgeben. Drei Stäbchen waren es, mit denen im Gaumenbereich ein Abrieb genommen wurde.

Michael Glöckl, Kommandant der Pobenhausener Feuerwehr und in vielen anderen Ortsvereinen aktiv, hatte vor Ort mit den anderen Ehrenamtlichen die Organisation übernommen. Weit mehr als 50 Freiwillige hätten sich "wahnsinnig schnell gefunden", um mitzuhelfen. "Der Hans hätte das für uns auch getan", war der einhellige Tenor all derer aus Pobenhausen, die mitgeholfen hatten.

Auch Corinna Kahn, Sylvia Moosheimer, Karin Weiß und Sabine Galler waren gestern als Helfer dabei. Ehrensache für die Frauen. Über persönliche Ansprache und die örtliche WhatsApp-Gruppe hätten sie und die anderen vielen Helfer sich organisiert. Eingeteilt wurde dann danach, wer was am besten kann. Viele hätten sich sogar mehrfach eingebracht, als Bäcker einer der über 100 Kuchen oder Stollen und am Spendentag selbst an den Stationen. "Bei solchen Aktionen muss es zum einen schnell, zum anderen gründlich ablaufen. Und in Stresssituationen sollte man möglichst einen kühlen Kopf bewahren", erklärte Michael Glöckl.

Stress allerdings, den hatte hier gestern keiner gescheut. Man habe ihn sich quasi gewünscht, erzählte Glöckl. Schließlich habe Stress bedeutet, dass auch viele potenzielle Spender kommen. Und es kamen viele. Die Theaterspieler der DJK Brunnen zum Beispiel kamen geschlossen als Gruppe. Und sie ließen sich nicht nur typisieren, sondern hatten sogar noch etwas dabei: Bei ihrer Theateraufführung am Samstagabend hatten sie eine Spendenbox aufgestellt - zugunsten der DKMS, über die die Typisierungsaktion des an Leukämie erkrankten Hans läuft. 575 Euro seien hier am Samstag bereits zusammengekommen, erzählte der Chef der Truppe, Brunnens Bürgermeister Thomas Wagner. "Und das wollten wir natürlich sofort übergeben", fügte DJK-Vorsitzender Erwin Kreil hinzu.

Aber auch in Karlskron und Pobenhausen selbst wurde ordentlich gesammelt: Alle Pobenhausener Vereine haben für "ihren Hans" und die Typisierung 500 Euro gespendet, und auch ein Teil des Erlöses des Karlskroner Nikolausmarkts ging an die DKMS. Denn die Typisierung ist für die Bürger zwar kostenlos, allerdings muss die DKMS für jede Registrierung 35 Euro bezahlen. Sie ist damit auf Spenden angewiesen.

Der regionale Gedanke und die Verbundenheit zum im Ortsleben sehr aktiven 54-jährigen Hans war gestern an allen Stellen zu spüren und ebenso bei den Helfern. Egal, wen man fragte, jeder wünschte sich, Hans bald wieder zu sehen, und das am liebsten bei Kräften und auf dem Weg der Genesung. Derzeit sei er im Krankenhaus, bekomme Medikamente, um die Ausbreitung des Krebs zu stoppen. Aber man freue sich darauf, ihn bald wieder in der eigenen Mitte zu haben. Denn er sei ein herzensguter Mensch, der uneigennützig anderen helfe, sich zum Wohle der Gemeinschaft einbringe, das hörte man immer wieder.

Die gestern genommenen Speichelproben werden nun in den Laboren der DKMS analysiert und ausgewertet. Die Ergebnisse gibt es dann in den kommenden Wochen. Zusammen mit den aufgenommenen Daten wird alles in der Datenbank der Organisation gespeichert. In der weltweiten Datenbank aller typisierten Personen sind die Daten jedoch anonymisiert verfügbar.Das bedeute, dass wenn in Australien oder Schweden eine Abfrage nach Daten erfolgt, auch auf die Spender der DKMS zugegriffen kann, erklärte Andreas Bausch, der von der Tübinger Einrichtung in Pobenhausen vor Ort war. Ergäbe sich ein Treffer, müsse die Anfrage jedoch über die DKMS erfolgen, da nur diese Zugang zu den personenbezogenen Daten des jeweilig Typisierten habe. Im Zuge der Ersttypisierung würden die Grunddaten und Grundinformationen aufgenommen. Gäbe es hier Übereinstimmungen, müssten weitere detaillierte Untersuchungen gemacht werden. "Denn für eine mögliche Spende müssen einige Parameter übereinstimmen. Ist das der Fall, werden Patient und Spender auf eine mögliche Transplantation vorbereitet", so Bausch.

Wer am Sonntag keine Zeit hatte, aber trotzdem helfen will, kann sich über die Webseite der DKMS ein Kit schicken lassen oder zugunsten der Aktion spenden. Bis Frühjahr 2019 wird das Spendenkonto für Hans sicherlich bestehen bleiben. Wer der DKMS mit einer Spende helfen möchte, kann an folgendes Spendenkonto überweisen: IBAN DE12 7205 0101 0030 3429 27, Kreissparkasse Augsburg, Verwendungszweck: Hans.

Ramona Schittenhelm