Geisenfeld
Harmonie und perfekte Homogenität

Zum Reformationsjubiläum ein klassisches Konzert auf höchstem Niveau in der Stadtpfarrkirche

11.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:22 Uhr

Unter der Leitung von Dirigent Erwin Weber boten das Hallertauer Kammerorchester und das Kammerorchester Moosburg in der Geisenfelder Stadtpfarrkirche ein Konzert, bei dem die Ergriffenheit der Zuhörer spürbar wurde. - Foto: Anna Ermert

Geisenfeld (DK) Ein klassisches Konzert auf höchstem Niveau haben die Musikfreunde am Sonntagnachmittag in der Stadtpfarrkirche Geisenfeld erlebt. Mit dem Konzert anlässlich des Reformationsjubiläums wollte die evangelische Kirchengemeinde alle Christen und auch Andersgläubige ansprechen.

"Musik war immer eine Begleitung für Religion und Glaube. Die Musik gehört zur Kirche, in allen Konfessionen, insbesondere der Lutherischen, und die gesungene und instrumentale Musik trägt zum Lobe Gottes bei." Mit diesen Worten wurden die Besucher auf das Konzert eingestimmt.

Die Musiker des Kammerorchesters Moosburg und des Hallertauer Kammerorchesters boten in der folgenden Stunde ein bewegendes, aufwühlendes, aber auch wieder zur Ruhe führendes klassisches Konzert auf hohem Niveau, geprägt von Harmonie und perfekter Homogenität. Im gut besetzten Kirchenschiff war die Ergriffenheit der Zuhörer spürbar.

Die Stadtpfarrkirche bot einen wunderschönen Rahmen für dieses ganz besondere Konzert, denn es gab gleich drei Uraufführungen mit Werken, die von Gerhardt Boesl orchestriert wurden. Eröffnet wurde das Konzert mit dem vielleicht bekanntesten Werk von William Byrd, "Pavane, Gigue und Communio", wobei alle drei Sätze von Gerhardt Boesl erstmalig zusammengestellt und orchestriert wurden.

Es folgte "Der Nachtwanderer", eine Ouvertüre aus 16 Themen, die Gerhardt Boesl extra für das Reformationsjahr 2017 komponierte. Eine vertonte Wanderschaft durch unterschiedliche Stationen des Lebens. Kein gefällig-heiteres Stück, sondern ein ernstes, das zum Nachdenken und zur Besinnung anregt.

Auf Wunsch des Komponisten sprach Pfarrer Frank Möwes aus Mainburg zu diesem Werk einige geistliche Worte. Auch Luther sei in seinem Leben verzweifelt gewesen, "er hatte immer wieder das Gefühl zu versagen". Man suche immer nach Sicherheit, Betreuung und Glück, und für Luther sei klar gewesen, "dass er dies bei Gott finden musste". Doch der Weg sei weit gewesen, "das Leben erschien ihm sinnlos, er fühlte sich überfordert". Doch es kam auch die Hoffnung auf, in der Gemeinschaft werde man sich geborgen fühlen. Martin Luther entdeckte anhand der Bibel, dass er nur zu glauben brauche, denn keiner kann einem seinen Wert nehmen, der ihm von Gott geschenkt wurde. "Und das tut jedem gut, wenn dieses Geschenk wie ein Licht in unser Leben kommt, es befreit uns, wenn eine Stimme sagt: Du bist angenommen durch etwas, was größer ist als du selbst."

Die beiden Orchester begaben sich mit dem Nachtwanderer auf einen weiten Weg, über eine Lichtung zu einer Kapelle. Ein grollendes (musikalisches) Gewitter zog auf und verebbte wieder. Die Sonne ging auf - der Tag beginnt, man findet seinen inneren Frieden und wacht glückselig auf. Diese Gefühle setzten die Musiker mit ihren Instrumenten grandios um - es war ein überwältigendes Musikerlebnis, das Gerhardt Boesl mit diesem Werk seinen Zuhörern bot.

Der Hauptteil des Konzerts bestand aus der Symphonie Nr. 5, Opus 107, von Felix Mendelsohn-Bartholdy, einer romantischen Symphonie in vier Sätzen. Die Reformationssymphonie ist das Werk des 20-jährigen Mendelsohn-Bartholdy, mit dem er selbst - zu Unrecht - sehr unzufrieden war. Die Musiker setzten die vier Sätze mühelos um und wurden dafür auch mit viel Applaus belohnt.

Nur ganz kurz konnten die Zuhörer einem der bekanntesten Werke der Musikgeschichte aus dem Oratorium "Elias" von Felix Mendelsohn-Bartholdy lauschen: dem Quartett "Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir", denn es dauert nur einige Minuten. Auch eine Uraufführung, die für Gerhardt Boesl eine Ehre und zugleich ein Wagnis war, als er dieses berühmte Werk erstmalig für symphonische Orchester und Orgel einrichtete. Einfühlsam erklang diese Motette und schenkte den Zuhörern Ruhe und inneren Frieden. Deshalb wollten die Organisatoren des Konzerts dieses Stück auch still nachklingen lassen, ohne Applaus und so verließen die Zuhörer ruhig und im inneren Frieden mit sich selbst das Gotteshaus.

Die Organisation des Konzerts lag beim Mainburger Stadtpfarrer Frank Möwes, der 2014 das Hallertauer Kammerorchester gründete, nachdem er nach über 20-jähriger Pause wieder seine Leidenschaft für den Kontrabass und die Orchestermusik entdeckt hatte. Die musikalische Leitung lag in den Händen von Realschullehrer und Dirigent Erwin Weber, der das Kammerorchester Moosburg 1991 zusammen mit Hermann Miedl gründete und der von Beginn an, seit 2014, am Dirigentenpult des Hallertauer Kammerorchesters steht.