Unsernherrn
Gegen Kapeller ist kein Kraut gewachsen

Wetthobeln beim 16. Ingolstädter Krautfest: Vorjahressieger gewinnt erneut und sticht Politiker aus

14.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:39 Uhr
Die Schirmherrin schiebt an: Tanja Schorer-Dremel gab beim Wetthobeln am Samstagabend im Rahmen des Krautfests in Unsernherrn alles. Ihr assistiert Hausherr Franz Wöhrl. −Foto: Eberl

Unsernherrn (DK) Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Am Samstagabend waren es Krautspäne. Bei Franz Kapeller fielen am meisten, und so wurde er Krautkönig 2018. Beim 16. Ingolstädter Krautfest auf dem Gemüsehof Wöhrl in Unsernherrn hobelte er in 90 Sekunden genau 30 Kilogramm - Rekord. Da hatten die ebenfalls angetretenen fünf Kommunal- und Landespolitiker das Nachsehen.

Der stämmige Chemielaborant erreichte mit Abstand die größte Menge, die jemals bei der beliebten Traditionsveranstaltung erreicht wurde. Schon im vergangenen Jahr hatte der Mann aus Dasing bei Aichach mit 25,4 Kilo eine Bestmarke aufgestellt. Nach seinem umjubelten Triumph am Samstagabend in der mit rund 400 Besuchern prall gefüllten Festhalle strahlte der 41-Jährige. Er räumte ein: "Diesmal habe ich vor dem Wettbewerb ein bisschen Krafttraining gemacht, aber das Hobeln konnte ich nicht üben."

Die Insignien der Macht (Robe, Krone und Zepter) bekam der neue Krautkönig von der Schirmherrin des Fests, Tanja Schorer-Dremel, überreicht. Die Landtagsabgeordnete hatte sich selbst kurze Zeit zuvor beim Krauthobeln mächtig ins Zeug gelegt. Sie schaffte immerhin 15,2 Kilo. "Das war ganz schön anstrengend", räumte sie ein.


Hinter dem Sieger, der nach zwei Triumphen nächstes Jahr nicht mehr antreten darf, landeten die Bezirkstags- beziehungsweise Landtagskandidaten Jakob Schäuble (24 Kilo), Karl Ettinger (21) und Michael Kern (14,2). Bewusst hatten die Organisatoren an diesem Vorabend der Bezirkstags- und Landtagswahlen politische Akteure zum Wetthobeln geschickt. Moderator Werner Fünfer vermied aber parteipolitische Bemerkungen. Auch Schirmherrin Schorer-Dremel übte sich nicht in Wahlkampf-Rhetorik. Sie dankte vielmehr den Organisatoren des "wunderbaren Festes", Hausherr Franz Wöhrl und der Dorfgemeinschaft Unsernherrn mit ihrem Vorsitzenden Martin Dick. Auch ging sie auf das diesjährige provokante Motto des Krautfests ein: "Bauern, Insekten und anderes Ungeziefer". Die Vorsitzende des Landschaftspflegeverbands im Landkreis Eichstätt erwähnte das zunehmende Insektensterben, betonte gleichzeitig den großen Stellenwert dieser Tiere und lobte die Bauern, dass sie die "Landschaft hegen und pflegen". Und sie appellierte an die vielen Besucher aus Ingolstadt und der Region: "Entfernen Sie die Steinwüste in ihren Gärten und pflanzen sie Blumen und Gemüse an!"

Später am Abend, der von den Zucheringer Musikanten umrahmt wurde, mussten sechs bekannte Frauen aus Ingolstadt ein Insektenhotel möglichst schnell und schön mit Heu, Ziegelsteinen oder Tannenzapfen befüllen. Mit dabei waren Petra Flauger, Birgit Müller, Nicole Wittmann und Elena Lange.

Auch bei der 16. Auflage des zweitägigen Fests ging es nicht nur um die großen Krautköpfe, sondern auch um einen guten Zweck. So wird der gesamte Erlös aus dem Kuchen- und Krautverkauf dem Hospiz St. Elisabeth gespendet.

Das Krautfest ist auch ein beliebter Treffpunkt für die Unsernherrner: "Das ganze Dorf feiert hier gemütlich und bei zünftiger Musik", sagte am Samstagabend Siegfried Heinrich (72).

Und bei der Feier mit Bauernmarkt am Sonntag wurden auch viele regionale Produkte offeriert. So bot Schutterhof-Wirt Harald Mödl unter anderem frisches Fasskraut zum Schweinsbraten an. "Kraut gehört einfach zu einem guten bayerischen Essen dazu", argumentierte er.

Beim Hoffest rund um den Gemüsehof Wöhrl drängten sich am Sonntagnachmittag bei spätsommerlichen Temperaturen unzählige Besucher um die rund 20 Stände. Auch hier kamen die Waren überwiegend aus Ingolstadt und dem Umland. So landete bei Direktvermarkter Martin Kloiber (Ingolstädter Wildhandel) nur Fleisch von einheimischen Wildtieren auf dem Grill. Der Renner bei ihm: Rehburger. Laut Kloiber "werden regional erzeugte Fleisch- und Wurstwaren immer beliebter". Die anderen Stände lockten beispielsweise mit selbst hergestelltem Honig, Altmühltaler Hanföl, jede Menge Äpfel (vom Canisiushof bei Kasing) oder Blaukraut.

 

Karlheinz Heimisch