Wettstetten
"Gedörrte Äpfel schmecken viel besser als die Bananen"

Wettstettener Hortkinder lernen in der Feriennotbetreuung mit Spaß und Abwechslung viel über Nachhaltigkeit

07.04.2021 | Stand 23.09.2023, 17:50 Uhr
Hort-Mitarbeiterin Andrea Kaltenegger befüllt mit den Kindern kleine Tüten mit einem Aussaat-Granulat. −Foto: Gülich

Wettstetten - Die beiden Osterferienwochen stehen im Wettstettener Hort "Kinderzeit" unter dem Thema Nachhaltigkeit - mit vielen verschiedenen Aktionen, die den für die Feriennotbetreuung angemeldeten Kindern viel Spaß und Abwechslung bieten.

Die derzeit noch in Räumen der Grundschule untergebrachte Einrichtung hat als Motto "Die Zukunft hängt davon ab, was wir heute tun" - dazu passt das Ferienthema Nachhaltigkeit natürlich ganz besonders gut.

Der Träger des Horts, die Bürgerhilfe Ingolstadt, feiert 2021 ihr 50-jähriges Bestehen. "Aus diesem Anlass möchten wir Wettstetten im Dezember 50 junge Bäume schenken", kündigt Sabine Pfeffer, die Leiterin der Bürgerhilfe Ingolstadt Kita Gmbh an. Für den geplanten Hortneubau sind in den vergangenen Monaten viele große, alte Bäume auf dem Gelände der Grundschule gefällt worden. "Die Kinder tragen nun Sorge, dass auch wieder neue Bäume gepflanzt werden", betont Pfeffer. Zum Startpunkt dieser Aktion haben sich fünf Kinder, die am Ferienprogramm teilnehmen, um einen Tisch im Speisesaal versammelt. Sie füllen zusammen mit Kinderzeit-Mitarbeiterin Andrea Kaltenegger kleine Tüten mit einem Aussaat-Granulat, das bei der Anzucht hilft. "Denn Apfel-, Kirsch- und Birnbäume sind Kaltkeimer, da müssen die Samen erst stratifiziert werden, wie es richtig heißt", erklärt Hortleiter Christian Müller. Das klinge zwar sehr kompliziert, sei eigentlich aber ganz einfach: "Es bedeutet, dass wir die Apfel- und Birnensamen und die Kirschkerne in das Granulat stecken und sie dann in den Tütchen einige Monate im Kühlschrank keimen lassen, bevor wir sie in Erde pflanzen. " Der Samen der Maulbeerbäume, die Müller ebenfalls besorgt hat, mögen dagegen gerne Wärme beim Keimen und können so direkt in Erde gesteckt werden.

Auch der Wettstettener Bürgermeister Gerd Risch schaut an diesem Vormittag bei der Feriennotbetreuung vorbei. "Das Nachhaltigkeitsthema nimmt für mich einen hohen Stellenwert ein. Deswegen finde ich es toll, dass sich auch die Hortkinder damit befassen und aktiv ihren Beitrag leisten, indem sie Bäume nachzüchten, die wir dann - hoffentlich gemeinsam - pflanzen können", hält der Rathauschef fest. Besonders freue ihn, dass es sich um Obstbäume handele, denn es sei eine wichtige und schöne Sache, den Kindern zu zeigen, dass das Obst vom Baum und nicht aus dem Supermarkt komme.

Während der neunjährige Drittklässler Leon kleine Tüten mit Pflanz-Granulat füllt, Baumsamen hineinlegt und den Beutel anschließend mit A, B oder K für Apfel, Birne oder Kirsche beschriftet, erzählt er, dass sie mit der ganzen Gruppe Anfang der Woche auch schon mal einen Tag im Wald waren. "Da haben wir einen Zaun und ein Lager gebaut, das war sehr cool. Wir hatten auch ein Tablet dabei und haben Fotos von den Pflanzen gemacht und ein Video von uns. " Hortleiter Müller schildert das Anliegen des Horts, nachhaltiges Leben und den Erwerb von Medienkompetenz zu verbinden. "Das können wir in solchen Projekten ganz prima kombinieren", so der Pädagoge.

An einem anderen Tag haben die Kinder alte Gummistiefel mitgebracht, gemeinsam mit den Hort-Mitarbeitern Löcher in die Sohle gebohrt und Erdbeer-Setzlinge eingepflanzt. Die baumeln nun als bunte Hingucker am Zaun zur Echenzeller Straße. Nachhaltigkeit ist auch beim Thema Lebensmittelverwertung angesagt: In einer Ecke des Speisesaals steht ein Dörrautomat. Müller erläutert: "Was wir an Obst geliefert bekommen, aber nicht selbst essen können, das dörren wir. So sind die Lebensmittel länger haltbar und werden nicht verschwendet. " Gerade wartet Bananenscheibe neben Bananenscheibe, bis der Vorgang nach sechs Stunden abgeschlossen ist. "Die gedörrten Äpfel schmecken aber viel besser als die Bananen", verrät die sechsjährige Abigail, die auch schon bei der Produktion von Müsliriegeln dabei war. Von denen bekommt Bürgermeister Risch gleich eine Kostprobe geschenkt - damit er gesund versorgt ist, falls er später an seinem Schreibtisch Hunger bekommt.

DK

Anne Gülich