Ingolstadt
Für ein bisschen Frieden

72 Ingolstädter Gebirgspioniere zum Einsatz in Mali abkommandiert - Gemeinde Hepberg spendiert Ortstafel

03.08.2020 | Stand 02.12.2020, 10:50 Uhr
Ein Soldat der Bundeswehr mit jungen Dorfbewohnern in Mali: Dieses von den Streitkräften auf ihrer Homepage zum Einsatz in Afrika verbreitete Foto ist sicher idealtypisch für eine Friedensmission im Auftrag der UN. Allerdings gilt der Auftrag wegen allzeit möglicher Anschläge von Rebellen auch als durchaus gefährlich. −Foto: Guido Ritter/Bundeswehr

Ingolstadt - Für die Ingolstädter Gebirgspioniere als Truppenteil ist es fast schon Routine, und dennoch ist es für jeden beteiligten Soldaten jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung: Das örtliche Bataillon hat jetzt abermals ein Kontingent zu einem Einsatz in Westafrika verabschiedet. Die 72 Pioniere werden bis März kommenden Jahres zur von den Vereinten Nationen geführten Stabilisierungsmission MINUSMA in Mali abkommandiert.

An dem UN-Einsatz sind vor allem europäische und auch einige afrikanische Nationen beteiligt. Der Bundestag hat das Mandat für die Bundeswehr erstmals 2013 erteilt und seither Jahr für Jahr verlängert. Weil Mali regelmäßig von Anschlägen und Vorstößen islamistischer Rebellen erschüttert wird, gilt die Mission am Südrand der Sahara als durchaus gefährlich - zumindest findet sich unter den aktuellen Auslandsverpflichtungen der Bundeswehr derzeit keine herausforderndere Aufgabe.

Das wissen auch die Soldaten des Ingolstädter Gebirgspionierbataillons 8, die schon wiederholt in Mali eingesetzt wurden. Für den neuen Auftrag wurden wieder Spezialisten aus allen Kompanien zusammengezogen. Die Masse des Kontingents stellt allerdings die 4.Kompanie unter Führung von Major Felix Pacholek. Diese Soldaten haben zu einem Großteil bislang noch keine Einsatzerfahrung in Mali sammeln können, sind aber nach Mitteilung des stellvertretenden Bataillonskommandeurs Jens Oberreuther rund ein Jahr lang intensiv auf die bevorstehende Aufgabe vorbereitet worden.

Trainingsszenarien für Auslandsmissionen - teils im Kasernenalltag, teils auf Übungsplätzen - gehören in den Monaten zuvor immer zum obligatorischen Programm der ausgesuchten Einheiten, die ihre Termine für solche Einsätze stets schon weit im Voraus genant bekommen. Da die Fähigkeiten der Pioniertruppe in den meisten Fällen besonders gefragt sind, diese Spezialisten des Heeres aber nach etlichen Strukturreformen der Streitkräfte längst nicht mehr so breit gesät sind wie vor Jahrzehnten, werden sie entsprechend häufig angefragt. Für das Ingolstädter Bataillon8 gab es über die Jahre entsprechend viele Einsätze in Afghanistan und zuletzt eben in Mali. Die jetzigen Vorbereitungen waren durch Auswirkungen der Corona-Pandemie zusätzlich erschwert.

In Westafrika sind zum einen klimatische Herausforderungen mit Tagestemperaturen bis jenseits der 50-Grad-Marke zu bestehen, zum anderen sind die Ingolstädter abermals im Feldlager Gao stationiert, das im unruhigen Ostteil des Landes liegt. Die MINUSMA-Chronik weist über die Jahre eine lange Reihe von Anschlägen auf die multinationale Blauhelm-Truppe auf. Erst in der ersten Hälfte dieses Jahres gab es wieder mehrere Vorfälle zulasten der Bundeswehr und von ihr unterstützter belgischer und irischer Soldaten. Zudem gab es Ende April noch durch einen nicht ganz geklärten Unfall mit einer eigenen Nebelgranate fünf verletzte Bundeswehrangehörige bei einer Patrouillenfahrt südlich von Gao.

Natürlich begleiten die Ingolstädter Pioniere des neuen Kontingents alle guten Wünsche ihrer Kameraden daheim und sicher auch der Bevölkerung, dass ihnen unliebsame Erlebnisse erspart bleiben mögen. Wie Oberstleutnant Oberreuther erklärt, wird ihre Aufgabe über die Herbst- und Wintermonate vor allem aus Aufklärung, Objektschutz und Logistik bestehen. Der Verabschiedung durch Bataillonskommandeur Oberstleutnant Sebastian Klink schlossen sich auch Segenswünsche des evangelische Militärpfarrers Wolf Eckhard Miethke an.

Ein besonderes Stück Heimat werden die Soldaten allerdings auch mitnehmen: Da die Gemeinde Hepberg seit acht Jahren eine Patenschaft mit der 4.Kompanie der "Achter" pflegt, überreichte Bürgermeister Raimund Lindner beim Verabschiedungsappell eine Ortstafel, die ihren Platz im malischen Feldlager bekommen wird. Irgendjemand hat auch genau nachgemessen und das Ergebnis auf dem Schild festgehalten: Von Gao bis Hepberg sollen es demnach (in Luftlinie) 3768 Kilometer sein.

DK