Ingolstadt
Freie Wähler lehnen Kammerspiele ab

Fraktion bezieht vor Stadtratssitzung Stellung gegen den Kulturbau

17.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:09 Uhr
Gegenüber vom Stadttheater sieht der Entwurf der Blauraum-Architekten die Kammerspiele vor. Geht es nach den Freien Wählern, soll der Bau nicht verwirklicht werden. −Foto: Blauraum-Architekten

Ingolstadt - Eindeutiges Signal vor der Stadtratssitzung an diesem Donnerstag: Die Freien Wähler lehnen den Bau der Kammerspiele ab. In einer Pressemitteilung, die am Mittwochnachmittag verschickt wurde, erklärt die Stadtratsfraktion, "dass vor dem Hintergrund der sich massiv veränderten Rahmenbedingungen die Investitionen in Millionenhöhe und die damit verbundenen hohen Folgekosten nicht mehr zu verantworten sind".

 

Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, schreibt der Fraktionschef Hans Stachel. Und das sei keine Geringschätzung des Kulturlebens in Ingolstadt "und erst recht keine Geringschätzung der Schauspieler, Theatermitarbeiter und aller Kulturschaffenden in Ingolstadt". Jährlich gebe es Zuschüsse in Millionenhöhe für Kultur in der Stadt - das zeige ihren hohen Stellenwert. "Angesichts massiv einbrechender Steuereinnahmen aber so zu tun, als wäre alles wie vor der Corona-Krise, das wäre aus Sicht der FW-Fraktion leichtsinnig und verantwortungslos. " Die Kammerspiele seien vor Corona geplant worden, nun gelte es, Prioritäten zu setzen - für Kitas, Schulen, das Klinikum, die Gesundheitsfürsorge und einiges mehr. Stachel verweist auf das gespaltene Meinungsbild zum Bau der Kammerspiele, das auch die Forsa-Umfrage des DK gezeigt habe.

Die Generalsanierung des Stadttheaters sehen auch die FW als dringlich an, erklärt Stachel. Nur erkenne man keine "zwingende Notwendigkeit für einen Ersatzbau oder eine zusätzliche neue Spielstätte". In der Vergangenheit seien mögliche Alternativen nicht gründlich genug geprüft worden oder von vorneherein ausgeschlossen worden. Stachel nennt das künftige Kongresszentrum, den Turm Baur, die Eventhalle, die Hallen B und 9 sowie andere öffentliche Gebäude und kleinere Bühnen im Stadtgebiet. Dazu könnten laut Stachel auch Fahrten zu benachbarten Bühnen angeboten werden.

Auch den Standort der geplanten Kammerspiele halten die Freien Wähler für falsch, vor allem wegen des Wegfalls von rund 100 Innenstadtparkplätzen in der Tiefgarage - der Entwurf der favorisierten Blauraum-Architekten sieht den Bau auf einem Teil der Tiefgarage West vor. Jährlich 250000 Euro würden laut Stachel an Parkeinnahmen verlorengehen, das Defizit des Stadttheaters würde wegen zusätzlicher Mietkosten um 350000 Euro im Jahr steigen.

tsk