Pfaffenhofen
Frauenanteil sinkt auf 20,87 Prozent

Im Landkreis Pfaffenhofen wird die Politik auch künftig vor allem von Männern gemacht

17.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:31 Uhr

Pfaffenhofen - Es gibt mehr Mandate, doch die Anzahl der Frauen bleibt gegenüber 2014 unverändert: In allen politischen Gremien des Landkreises sind künftig 86 der 412 Sitze von Frauen besetzt - somit sinkt der Frauenanteil von 21,29 Prozent im Jahr 2014 auf 20,87 Prozent.

Vor sechs Jahren wurden ebenfalls 86 Frauen gewählt, damals gab es 404 Sitze.

Die nächste schlechte Nachricht für die Gleichberechtigung: Wieder sind alle 19 Bürgermeister männlich. Sechs Bewerberinnen haben versucht, das zu ändern: Die beiden Wolnzacherinnen Birgit Janecek (Grüne) und Brigitte Hackl (GfW), Ulrike Ostler (SPD/FW) in Schweitenkirchen, Lydia Sauer-Sturmes (FWG) in Ilmmünster, Brigitta Winkelmann (Grüne) in Baar-Ebenhausen sowie Birgid Neumayr (CSU) in Manching.

Gewonnen haben allerdings zwei Frauen ganz ohne Bürgermeisterkandidatur: Gerolsbachs Zweite Bürgermeisterin Gerti Schwertfirm (FW) wurde Stimmenkönigin, ebenso wie Amtskollegin Gabi Kaindl (BBS) in Schweitenkirchen. Beide entschieden sich jedoch vor der Wahl bereits aus persönlichen Gründen gegen eine Kandidatur für den Chefsessel.

In der Kreisstadt Pfaffenhofen gab es beim Frauenanteil eine negative Entwicklung: Er sank von 23,3 auf 20 Prozent. Sowohl die CSU als auch die Freien Wähler haben keine einzige Frau in den Stadtrat gebracht.

Ziemlich viele Männer sitzen künftig im Kreistag. Das beschäftigte bereits unseren Leser Fred Heinzinger, der sich mit der Bitte an uns wandte, den Frauenanteil nach der Kommunalwahl aufzugreifen: "Neun Frauen gegenüber 51 Männern ergibt einen mickrigen Anteil von nur 15 Prozent", schreibt er zum Kreistag. Besonders das Ergebnis der Freien Wähler findet er bemerkenswert: "Zwölf Mandate erreicht - zwölf Männer - keine Frau. Da kann man ja schon von zölibatären Ausmaßen reden. "

Auch der neue Landrat Albert Gürtner (FW) ist mit diesem Ergebnis "nicht zufrieden". Sehr viele Frauen seien aber auch vom Wähler auf der Liste zurückgewählt worden.

Wer übrigens beim Betrachten der Freien-Wähler-Liste ein Déjà-vu hatte: kein Wunder, denn acht der zehn ersten Männer waren auch schon für die Wahl 2014 acht der zehn ersten Männer. "Vielleicht war das im Nachhinein gesehen ein Fehler", sagt Gürtner. Allerdings wären dann ja womöglich ein anderer Kandidat rausgefallen, "das wäre für diesen dann ein Fehler". Man habe sich vorab entschieden, Kandidaten auf den vorderen Rängen zu platzieren, die in der Vergangenheit bereits erfolgreiche Arbeit geleistet hätten.

Trotzdem hat er für die nächste Wahl in sechs Jahren neben einer Verjüngung noch ein anderes Ziel: "Wir wollen dann einige Frauen drinhaben und unser Männerimage loswerden. " Dafür werde man dann doch die Strukturen auf der Liste "aufbrechen" - also Frauen auf vordere Listenplätze setzen. Zum Beispiel die Wolnzacher FW-Vorsitzende Anja Koch, die als Polit-Neuling mit 11551 Stimmen auf Platz 14 landete: "Ich bin wahnsinnig stolz auf mein Ergebnis und werde jetzt dranbleiben. "

Weniger stolz ist CSU-Kreisvorsitzender Karl Straub auf den Frauenanteil seiner Partei im Kreistag. Nur zwei Frauen haben eines der 19 CSU-Mandate erobert. Der Listen-Frauenanteil lag bei 21,6 Prozent, die erste Frau stand auf Platz drei. Straub erklärt das schlechte Abschneiden der Frauen mit der großen Rolle des Bekanntheitsgrads bei der Wahl, "besonders bei etablierten Parteien". Derweil freut sich SPD-Kreisvorsitzender Markus Käser: "Von 60 Mandaten in allen Gremien des Landkreises gingen 32 Prozent an Frauen, wir sind damit die weiblichste Partei im Landkreis. " Im Kreistag ist ein Viertel der acht SPD-Sitze künftig von Frauen besetzt, auf der Liste waren es 43,33 Prozent.

Mit vier Frauen auf sieben Sitzen haben die Grünen verhältnismäßig den höchsten Frauenanteil im Kreistag. Kreisvorsitzende Kerstin Schnapp zieht im gesamten Landkreis eine positive Bilanz: "Wir haben es so gut wie überall geschafft, unser Frauenstatut zu erfüllen. " Das heißt, auf jeder Liste sind die ungeraden Zahlen mit Frauen gefüllt. "Das hat sich für die Frauen bezahlt gemacht, der Wähler hat sie auch gewählt. " Eine deutliche Ausnahme gab es allerdings. "In Scheyern haben wir es leider nicht geschafft, Frauen zu finden. " Dort stand auch nach der Verschiebung der Aufstellung keine einzige Frau auf der achtköpfigen Liste. Viele hätten da gerade kleine Kinder und daher keine Möglichkeit gesehen, die Zeit zu finden, so Schnapp. Insgesamt sehe man aber an den anderen Listen: "Wenn man sucht, dann findet man in der Regel auch Frauen. "

DK