Ingolstadt
Flotter Dreier mit Vergangenheit

Nach der Sanierung wird historisches Häuserensemble bei der Schleifmühle zur Zierde der Altstadt

15.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:14 Uhr
Trostloser Anblick: So wie 2011 sah es hier über viele Jahrzehnte bei der Schleifmühle aus. −Foto: Rössle/Archiv

Ingolstadt (DK) Einen ähnlichen, scheinbar hoffnungslosen Sanierungsfall gab es vor Jahrzehnten gleich um die Ecke in Gestalt des Birnbaumhäusls. Doch bei dem historischen Ensemble Schleifmühle 2 bis 6 waren die Probleme gleich verdreifacht. Inzwischen sind die renovierten Baudenkmäler eine Zierde der Innenstadt.

Als der DK vor fünf Jahren die Eigentümerin Anna Rosa Heizmann auf der verwinkelten und unübersichtlichen Baustelle besuchte, entfuhr ihr der Seufzer: "Wenn wir das alles vorher gewusst hätten..." Sie berichtete, wie sie bereits 2006 mit ihrem Mann das verfallende Häusertrio erworben hatte und seither unter größten Mühen versuchte, daraus ein bewohnbares Objekt mit schönen Altstadtwohnungen zu machen. Inmitten all der Gerüste, Planen und Leitern konnte man erahnen, dass dieses Bauvorhaben eine wahre Lebensaufgabe werden würde.

"Beim Viererhaus", schilderte Architekt Manfred Törmer damals seine schwierige Mission, "hatten wir die Sorge, dass es einstürzt, da mussten wir die Archäologen evakuieren." Unter dem Gebäude hatten keine Fundamente existiert. "Das mussten wir unterfangen, sowas hab ich noch nicht erlebt." Bei allem sollte "die Gesamterscheinung der Fassade unverändert" bleiben, versprach Törmer. Und Hausherrin Heizmann beteuerte: "Man hängt dann irgendwo an einem solchen Objekt." Der erhoffte Einzug der Mieter verzögerte sich dann aber doch noch länger bis ins Jahr 2016.

Josef Dintner vom Stadtplanungsamt, der seit Langem ähnliche Projekte denkmalpflegerisch betreut, kann speziell bei den Schleifmühlhäusern auf eine schier endlose Liste von Voruntersuchungen und Gesprächen seit 1993 verweisen. Nach seinen Angaben ist das Gebäude mit der Hausnummer 2 ein ehemaliges Stadtbauernhaus und 1827 aus dem Umbau eines Stadels entstanden. Der Hausname hieß "Färberbauer". Die Nummer 4 stammt ursprünglich aus dem 16. Jahrhundert, war von Tagwerkern und später einem Wagnermeister bewohnt. Das Gebäude Schleifmühle Hausnummer 6 entstand nach Angaben Dintners 1860 durch Umbau eines spätmittelalterlichen Stadels mit mehreren späteren Erweiterungen im Hof. Seit Abschluss der Sanierung, die aus verschiedenen öffentlichen Fördertöpfen unterstützt wurde, haben in dem historischen Altstadtensemble sieben Wohnungen Platz gefunden mit insgesamt 650 Quadratmeter Wohnfläche. Die ehemals trostlos wirkende Bauruine ist für aufmerksame Passanten zur echten Augenweide geworden.