Kösching
Flächentausch für Biomasseheizkraftwerk

Ingolstädter Energieversorger plant Anlage auf bisherigem Grundstück eines Gerüstbauers im Interpark

03.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:13 Uhr
Wo jetzt der Gerüstbauer Feig steht, plant der Ingolstädter Energieversorger Prolignis ein Biomasseheizkraftwerk. Feig will sich dafür auf dem gegenüberliegenden Grundstück mit einem Bürogebäude, einer Halle und einem Parkhaus neu ansiedeln. Dafür müsste das Gelände an der Dieselstraße von einer Grün- in eine Gewerbefläche umgewidmet werden. −Foto: Stephan

Kösching - Der Ingolstädter Energieversorger Prolignis plant ein Biomasseheizkraftwerk im Köschinger Teil des Interparks. Vorstand Tobias Mayinger hat das Konzept in der ersten Sitzung des neuen Bad- und Projektausschusses am Dienstagnachmittag präsentiert.

Ein großes Bauprojekt wie ein Kraftwerk - vergleichbare Ideen hatte es bereits zu Zeiten des ehemaligen Bürgermeisters Max Schöner (CSU) gegeben - bringt meist erst einmal einige "Sorgen und Nöte" zutage, wie Mayinger gleich zu Beginn feststellte. Dazu zählte er die Bedenken benachbarter Landwirte sowie Zweifel wegen der Gebäudehöhe oder des Lärms. Schon seit Herbst führe Prolignis Gespräche mit den Verantwortlichen in Kösching, gute Hinweise habe der Energieversorger auch aus allen Fraktionen mitgenommen. "Die Zeit ist jetzt reif, ein ausgeklügeltes Konzept vorzustellen", meinte Mayinger.

Das Biomasseheizkraftwerk - ähnlich dem des angrenzenden Holzverarbeiters Binder - soll auf dem bisherigen 1,7 Hektar großen Grundstück des Gerüstbauers Feig an der Dieselstraße entstehen. Dieser würde sich laut Geschäftsführer Lars Feig dafür auf einem Teil einer noch im Besitz des Interparkmanagements befindlichen Fläche auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit einem Bürogebäude, einer Halle und einem Parkhaus - nicht höher als zehn Meter - neu ansiedeln. In der Nähe könnte auch der Markt Kösching seinen neuen Wertstoffhof unterbringen. "So können wir unser Vorhaben im inneren Kern des Interparks realisieren", betonte der Prolignis-Vorstand. Angedacht sind insbesondere ein Frischholzlager und ein neues Gebäude parallel zur Dieselstraße, in dem mindestens zwei Maschinenhallen unterkommen sollen.

Für dieses nannte Mayinger zwei Alternativen: Neben dem grundlegenden Bau mit einer Höhe von 25 Metern - der Schornstein würde noch einmal bis zu sechs Meter höher werden - gibt es auch die Möglichkeit, das Kraftwerk für Besuchergruppen zu bauen, "um regenerative Energie erlebbar zu machen". Dann ist mit einer Bauhöhe von 35 Metern zu rechnen. Mayinger verwies auf das Binder-Schaukraftwerk im Zillertal. "Da kommen Zehntausende Besucher. Diese Möglichkeit wäre auch für Schulklassen und Interessierte in Kösching beeindruckend."

Um unter anderem einen Industriebetrieb in Ingolstadt oder auch - nach einer Machbarkeitsstudie - umliegende Einrichtungen wie die örtlichen Bäder und Schulen sowie die Klinik mit CO2-neutraler, regenerativer Energie versorgen zu können, sollen in dem Kraftwerk zwei Sortimente verbrannt werden. Das Hauptsegment sind naturbelassene Waldhackschnitzel aus der Region. Dass die lokalen Waldbauern als Lieferanten 90 Prozent des Gesamtbedarfs an Verbrennungsmaterial decken, soll auch deren "große Sorgen" rund um den Holzmarkt mildern, erläuterte Mayinger nach der Sitzung im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Rest besteht aus Gebrauchthölzern wie unlackierte Paletten oder Verpackungshölzer.

In Bezug auf diverse Belastungen für die Region versprach Mayinger eine "funktionale Nutzung des Grundstücks". So sei es nicht nur von Vorteil, dass das Kraftwerk im Kern des Interparks entstehen soll. "Die Gebäude sind so konzipiert, dass die Schallemissionen nach innen des Geländes gehen", betonte er außerdem. Auch die Zulieferung - der Vorstand rechnet mit täglich 25 Lkw montags bis freitags über den Süden des Interparks - erfolge über die Innenseite des Areals. "Wir werden die gesetzlichen Rahmenbedingungen zum Schallschutz einhalten." Nachts würde kein zusätzlicher Lärm erzeugt werden.

Auf einige Bedenken aus den Reihen der Ausschussmitglieder reagierte Interpark-Geschäftsführer Bernhard Miehling - insbesondere, was den Naturschutz rund um die Fläche für den neuen Feig-Bau angeht. So versicherte er, im Laufe des Verfahrens über einen sechs Meter breiten Streifen aus Feldweg und Hecke nicht nur die Zufahrt der Anlieger zu gewährleisten, sondern auch eine Ersatzbrutstätte für Rebhühner schaffen zu wollen. "Der Torfbereich würde komplett unberührt bleiben", ergänzte er. Auch wegen Hochwassers durch die Flächenversiegelung besteht Miehling zufolge kein Grund zur Sorge: "Die Bebauung hätte weder positive noch negative Auswirkungen auf den Wasserstand."

Weil es zum Teil aber doch große Ängste seitens einiger Anlieger gibt - unter anderem von den Bewohnern eines benachbarten Pferdehofs - empfahl Bürgermeister Ralf Sitzmann (UW), erneut das Gespräch zu suchen. "Dann können wir das Thema zeitnah im Gemeinderat behandeln."

DK

Tanja Stephan