Ingolstadt
Feindselige Heimat

Erinnerung an Opfer der Pogrome vor 80 Jahren

09.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:16 Uhr

Ingolstadt (sic) Die Heimat hat eine gewaltige Renaissance erfahren.

Gleich mehrere Parteien setzten im Landtagswahlkampf auf diesen emotionalen Begriff; es versteht jedoch jeder etwas anderes darunter, was Heimat nun genau ausmacht. Am Freitagabend, beim jährlichen Erinnern an die Opfer der reichsweiten Pogrome der Nationalsozialisten gegen jüdische Bürger am 9. November 1938, legten die Initiatoren den Akzent ganz auf die hässliche, die ausgrenzende Funktion des Heimat-Begriffs.

"Heimat hat eine schöne Bedeutung: Man fühlt sich zugehörig, geborgen", rezitierte Renate Knollmann, Ensemblemitglied des Stadttheaters. "Heimat ist aber auch ein Ort, der sich plötzlich fremd anfühlen kann. Aus der Heimat kann man vertrieben werden. " So sei es im "Dritten Reich" den Juden ergangen. "Ihre Ausgrenzung führte zu Verfolgung und Vernichtung. " Die Nazis missbrauchten den Begriff Heimat, um die Juden, "das perfekte Feindbild", brutal auszuschließen. Wo gut 70 Bürger der vertriebenen und ermordeten Ingolstädter gedachten - vor dem Haus Theresienstraße 23 - ist vor genau 80 Jahren die Synagoge der Stadt zerstört worden. Drei Rednerinnen warnten davor, den Begriff Heimat heute erneut zu missbrauchen.