Ingolstadt
Zoll wie in alten Zeiten

Faschingsmaut am Kreuztor: Mitglieder des Fördervereins sammeln Spenden für das Wahrzeichen

25.02.2020 | Stand 02.12.2020, 11:53 Uhr
Hindemith, der Dackel dieses Autofahrers, darf das Kreuztor am Faschingsdienstag kostenlos durchqueren. Sein Halter zahlt aber gerne die Faschingsmaut, die Gabriela Gruber (links) und Brigitte Fuchs vor dem Ingolstädter Wahrzeichen für dessen Ausbau einsammeln. −Foto: Brandl

Ingolstadt - Statt klappriger Pferdegespanne sind es heute stählerne Rösser, die durch das Kreuztor traben, manchmal vielleicht auch etwas zu forsch galoppieren.

 

Statt emsiger Zöllner, so wie vor Jahrhunderten, empfangen dort am Faschingsdienstag Ingolstädter Frauen und Männer in seltsamer Gewandung die Kutscher in ihren komfortablen, auf Hochglanz lackierten Blechkabinen.

Nicht wertvolles Gut wie Salz, Wein, Eisen und Holz haben die Durchreisenden diesmal geladen, wofür sie am Stadttor eine Abgabe entrichten müssten. Nein, den sogenannten Pflasterzoll, wie er im Mittelalter einkassiert wurde, weil Ingolstadt günstig auf einer wichtigen Kaufmannsroute lag, gibt es heute so nicht mehr. Dafür jedoch die Faschingsmaut, die jedes Jahr an eben jenem Faschingsdienstag in den Vormittagsstunden fällig wird, wollen Autofahrer das Kreuztor Richtung Innenstadt passieren.

Freiwillig, versteht sich, denn gezwungen wird von Brigitte Fuchs, ihrer Entourage und den Abgesandten der Stadtwache natürlich niemand, den Geldbeutel zu zücken. Wer es aber nicht tut, der muss zumindest damit rechnen, dass er anständig derbleckt wird, hat er sich wieder entfernt. Wer mindestens fünf Euro gibt, wird heuer großzügig mit einem Druck belohnt, der einen historischen Stich des Kreuztors zeigt. Ab zwei Euro gibt es einen Aufkleber mit dem Ingolstädter Wappen darauf.

Die Truhe, die Gabriela Gruber wie einen Bauchladen umhängen hat, füllt sich beständig mit Münzen und Scheinen. Die meisten Autofahrer zeigen sich wie gewohnt spendabel und lassen auch mal einen Zwanziger ins Kästchen wandern. Nur wenige ignorieren die mittelalterlich anmutenden Emissäre bei Schritttempo entweder stoisch oder bedeuten mit einer wischenden Handbewegung und einem verlegenen Lächeln, dass ihnen Bräuche wie dieser selbst im Fasching wurscht sind.

Die Maut ist für den Erhalt und den weiteren Innenausbau des Kreuztors, einem wichtigen Ingolstädter Wahrzeichen am westlichen Ende der Altstadt, bestimmt. Dort finden regelmäßig Ausstellungen, Kunstevents, Lesungen und Führungen statt. In den vergangenen Jahren konnte das eingenommene Geld laut Förderverein dazu verwendet werden, Toiletten, Treppen, Elektronik und Heizung einzubauen. Weitere Maßnahmen seien in Planung, heißt es. "Ich finde das gut", sagt eine Frau, die mit ihrem Sohn unterwegs ist und einen Obolus gibt. Eine andere Frau, die ursprünglich aus dem Main-Tauber Kreis stammt, ist gleichermaßen angetan von der Aktion. "In meiner Heimat wird auch kräftig Fasching gefeiert", sagt sie. "Das könnte auch zur Dauereinrichtung werden", findet ein Mann. Ob sie dann mehr verlangen sollten, wollen die Faschingszöllner wissen? Nein, das müsse nicht sein, beteuert der Gönner.

Ein älterer Herr aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen seufzt tief, als Deniz Türedi um eine Spende bittet. "Mein letztes Geld kriegen Sie", sagt er, als er die Brieftasche umdreht und den Inhalt - einige kleinere Münzen - in ihr Körbchen kippt. Zwei Stunden habe er jetzt in der Tiefgarage geparkt, sechs Euro habe ihn das gekostet, lässt er noch wissen, bevor er abfährt. "Es sind alle super drauf. Ich habe heute noch keine Abfuhr bekommen", freut sich Türedi. "In der Früh lief es etwas schleppend an. Die Leute reagieren aber lustig, wenn man sie anredet", ergänzt Brigitte Fuchs, die die Aktion seit vielen Jahren begleitet. Sie weiß: Einige Autofahrer kämen jedes Jahr eigens zum Kreuztor, um ihre Spende abgeben zu können. Einer von ihnen ist diesmal Fritz Kreis, den Fuchs herzlich begrüßt. "Der zahlt beim Reinfahren und beim Rausfahren", sagt sie.

DK