Ingolstadt
Die Hoffnung liegt im Westen

Geplanter FC-Trainingsplatz in Landschaftsschutzgebiet: Verschieben des Feldes wäre eine Option

23.08.2018 | Stand 23.09.2023, 3:53 Uhr
Fußball im grünen Bereich: der Sportpark des FC Ingolstadt, hier während eines Spiels 2015. Das geplante Trainingsfeld würde neben den Parkplätzen entstehen (auf diesem Foto oben links) und an die bestehenden Übungsplätze anschließen. Die Bäume im Hintergrund liegen jedoch in einem Landschaftsschutzgebiet, mindestes 60 Stück müssten gefällt werden. Nach einem Ortstermin ist jetzt vielleicht eine tragfähige Lösung in Sicht: Der Trainingsplatz könnte ein Stück nach Westen verschoben werden - auf die Stiftl-Almhütte zu, deren Dach ist an der oberen linken Ecke des Stadions zu erkennen. −Foto: Archiv / Schalles

Ingolstadt (DK) In der drohenden Auseinandersetzung über einen neuen Trainingsplatz für den FC Ingolstadt neben dem Stadion, in einem Landschaftsschutzgebiet, deutet sich eine positive Lösung an: Ein Verschieben des Areals nach Westen könnte den Eingriff in die zu bewahrende Fläche minimieren. Es müssten so auch keine Bäume gefällt werden. Ein ökologisch wertvoller Altwasserarm bliebe von dem Fußballplatz unbeeinträchtigt. Man prüfe diese Option gründlich, sagt Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle. Ob aus dem Alternativplan etwas wird, kann sie noch nicht sagen.

Der Mann ist eine Legende, wenn auch weniger als Fußballer, sondern eher als Philosoph. Adi Preißler (1921 - 2003), einst Kapitän bei Borussia Dortmund und später Trainer in Oberhausen, erlangte mit einer gern zitierten Weisheit Ruhm: "Grau is' im Leben alle Theorie - aber entscheidend is auf'm Platz!"

Am vergangenen Freitag stellten Mitglieder des Ingolstädter Stadtrats und der Stadtverwaltung anschaulich unter Beweis, dass sich Preißlers Diktum auch ohne jedes Holpern auf das Feld der Politik übertragen lässt. Man solle immer rausgehen. Dorthin, wo die Wahrheit liegt. An jenem Abend schritten Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle, Kulturreferent Gabriel Engert, Manfred Schuhmann (SPD), Gerd Werding (UDI) und Bürgermeister Sepp Mißlbeck (UDI) rund um das Stadion des FC Ingolstadt. Sie suchten auf politisch heiklem Terrain einen Ausweg. Vielleicht erzielen die sechs auf ihrer Erkundungstour sogar einen Treffer. "Es hat sich wieder gezeigt, dass Ortstermine oft sehr hilfreich sein können", erzählte Werding gestern auf Anfrage - ganz in Preißlers Sinne.

Wie berichtet, droht südlich des Sportparks ein Minenfeld: Hier soll ein Trainingsplatz für die Schanzer entstehen - als Ersatz für zwei Plätze an der Asamstraße, die der FC 04 an die Stadt abgetreten hat, weil die dort eine Schule baut. Dafür hat die Kommune das Nutzungsrecht des FC (dem Rechtsnachfolger des ESV Ingolstadt) abgelöst. Doch wie jetzt herauskam, würde gut die Hälfte des neuen Trainingsplatzes in einem Landschaftsschutzgebiet liegen, ein Altwasserarm wäre bedroht, und rund 60 Bäume müssten gefällt werden. Der Naturschutzbeirat der Stadt hat sein striktes Nein zu diesem Plan erklärt, aber das Votum erreichte weder die Stadträte noch das Kulturreferat. Konsequenz: Eine Stimmung, die ungefähr so sonnig erscheint wie nach dem Pokalspiel des FCI gegen Paderborn am Montag. Deshalb die Exkursion zum Stadion und die Frage: Kann man den Trainingsplatz auch außerhalb der Naturschutzzone anlegen?

Man kann es wohl - weitgehend. Diesen Eindruck hat Werding gewonnen. "Wenn man das Areal ein Stück nach Westen verschiebt, Richtung Stiftl-Alm, kommt man vermutlich hin. Wir haben uns das Areal genau angeschaut, und ich bin mir ziemlich sicher, dass man den Fußballplatz ein Stück weiter westlich ohne Weiteres unterbringt." Dann müssten keine Bäume gefällt werden, argumentiert der Vorsitzende der UDI-Fraktion. "Vermutlich würde man nur den Rand der Wiese berühren." Es handelt sich um einen Magerrasen. Der vorliegende Plan sei ein "No-Go", betont Werding. "Das hat auch der Naturschutzbeirat klar gesagt." Baue man in dieses Schutzgebiet hinein wie vorgesehen, beschädige man es "und das würden wir nie mitmachen".

Es ärgere ihn sehr, dass die ablehnende Haltung des Naturschutzbeirats nicht an die Stadträte und das bei der Sportplatzplanung federführende Kulturreferat weitergeben wurde. Werding fragt sich, wie es überhaupt zu dieser Standortwahl in einem Landschaftsschutzgebiet kommen konnte. "Ich fürchte, in Teilen der Stadtverwaltung fehlt da einfach die Sensibilität."

Renate Preßlein-Lehle äußerte sich gestern auf Anfrage deutlich zurückhaltender über den möglichen Ausweg. Die Stadtbaurätin hat an dem Ortstermin rund um das FC-Stadion teilgenommen. Die Verschiebung des Areals nach Westen sei "ein Ansatz, der gründlich geprüft werden muss", was jetzt geschehe. So lange kein Ergebnis vorliege, sei es schwer, die Realisierbarkeit der Standortverlagerung zu beurteilen. "Die Tücke steckt immer im Detail", sagt Renate Preßlein-Lehle. "Wir müssen zuerst genau wissen, was da im Boden ist." Eines sei klar: Der Fußballplatz würde einen Altwasserarm beeinträchtigen, "der eine hohe Bedeutung besitzt - wie eine Lohe." Und der Schutz dieser besonderen Nebengewässer sei das erklärte Ziel des Gartenbauamts. "Wir müssen aus dem Altwasserarm rauskommen."

Ob das gelingen wird, könnte sich schon bald herausstellen, so die Stadtbaurätin. Jetzt sind die Experten am Ball.
 

Christian Silvester