Ingolstadt
Steilpass in die Kurve

Ein unter anderem von der Stadt finanziertes Fanprojekt soll junge FCI-Anhänger positiv beeinflussen

12.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:26 Uhr
Die organisierten Fans auf der Südtribüne des FC Ingolstadt haben sich längst festgelegt: Sie wünschen ein Fanprojekt. −Foto: Meyer

Ingolstadt (DK) Derzeit ist der FC Ingolstadt sportlich zwar nur drittklassig, doch auch diese Liga ist Profifußball mit einer treuen und immer wieder lautstarken Fanszene.

Darin sind Anhänger auf vielfältige Weise in unterschiedlichsten Gruppierungen organisiert - viele Jugendliche aber auch nicht. Sie alle sollen bald sozialpädagogisch ausgebildete Ansprechpartner zur Seite gestellt bekommen, die unabhängig von den beim Verein angesiedelten Fanbeauftragten in der Szene arbeiten. Über ein solches, Fanprojekt genanntes Angebot wird der Sportausschuss des Stadtrats am heutigen Mittwoch (16.30 Uhr im Neuen Rathaus) diskutieren.

Die Stadt (namentlich das Jugendamt) soll dabei mit dem FCI und dem kommunalen Jugendpfleger (beim Stadtjugendring) einen freien Träger (wie zum Beispiel die Arbeiterwohlfahrt) bei der Erstellung und der Umsetzung eines Konzeptes unterstützen. Das auch in finanzieller Art: 50000 Euro jährlich sind (zunächst mal für vier Jahre) vorgesehen. Wobei die Stadt nicht alleine steht: Dieselbe Summe kommt jährlich vom Freistaat Bayern und noch einmal 100000 Euro von der Deutschen Fußball-Liga - sie organisiert die erste und zweite Bundesliga - beziehungsweise dem Deutschen Fußball-Bund (für die dritte Liga zuständig). Damit wäre das Fachpersonal (Sozialpädagogen) und weitere Kosten (ein Büro) finanziert.

Ingolstadt würde sich mit einem organisierten Fanprojekt in die große Zahl der Fußballstandorte einreihen, in denen solche Angebote schon seit Jahren mit teils großem Erfolg umgesetzt werden. Umgekehrt gesprochen ist Ingolstadt noch ein weißer Fleck auf der gut gefüllten Landkarte (siehe eigene Grafik) der Koordinierungsstelle Fanprojekte bei der Deutschen Sportjugend.

Doch nicht nur, weil es quasi flächendeckend Fanprojekte gibt, soll eines in Ingolstadt kommen. Wie an den anderen Standorten auch sind es natürlich die aktuellen Entwicklungen in der Fanszene, die durchaus Anlass zur Sorge geben und Handlungsbedarf signalisieren: Wie es in der Vorlage des Jugendamts für die Ausschusssitzung heißt, sei es inzwischen so, "dass bei den jugendlichen und jungen Erwachsenen die Gewaltbereitschaft steigt, und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den Sicherheitsorganen zu kommunizieren sinkt".

Sechs Ingolstädter hätten aktuell ein bundesweites Stadionverbot, vier Strafzahlungen wegen Vorfällen mit Pyrotechnik wurden verhängt, und 80 Personen seien in in vier Ultragruppierungen organisiert: zwei überwiegend gewaltfreie, einer antirassistischen und einer vierten, die durch Sicherheitsträger und die Polizei (sie hat spezielle szenekundige Beamte im Einsatz) wenig ansprechbar sei, Verbindungen zur rechten Szene und ins Rockermilieu pflege und zudem eine alte Hooligan-Gruppe integriert habe.

Und zudem gebe es eben die nicht organisierte Fanszene zwischen 13 und etwa 21 Jahre, die von offiziellen Fanvertretern des FCI auf rund 100 Personen geschätzt wird, von denen etwa 30 als gewaltbereit eingeschätzt würden.

Ihr weiterer Weg soll über das Fanprojekt positiv beeinflusst werden. "Über das Medium Fußball können junge Menschen erreicht werden", so das Jugendamt, "die über andere Einrichtungen nicht mehr erreichbar sind. " Die Wirkung der sozialpädagogischen Arbeit reiche weit über Fußball hinaus.

"Wenn dauerhaft der Anspruch da ist, sich im Profibereich zu bewegen - und das ist er ja zweifellos, dann ist diese Struktur nötig", findet auch Grünen-Stadtrat Christian Höbusch, der sich für die Initiative massiv einsetzt und sie mit großem Vorlauf und vielen Gesprächen nun politisch vorangebracht hat. Nach der ersten Diskussion am heutigen Mittwoch wird die Entscheidung letztlich am 28. November im Finanzausschuss fallen. Eine Zustimmung darf aber erwartet werden.

Zumal sich sowohl die Polizei als auch der FCI deutlich dafür aussprechen. FCI-Geschäftsführer Franz Spitzauer sagt: "Die Stadt leistet mit der Einführung des Fanprojekts einen großen Beitrag für die hiesige Fußballkultur. Durch den FC Ingolstadt 04 hat diese in den vergangenen Jahren in der Region wieder erheblich an Bedeutung gewinnen können. Der Sport bringt die Menschen mit allen ihren Facetten in und um Ingolstadt zusammen, daher wäre der Beschluss pro Fanprojekt aus unserer Sicht auch als ein großes Bekenntnis zum Fußball als Teil unserer Gesellschaft zu werten. "

Christian Rehberger