Ingolstadt
"Etwas, was mich erfüllt"

Tag der offenen Tür im BBZ Gesundheit gibt Einblick in die Ausbildungsberufe - und ins Leben der Schüler

01.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:18 Uhr
Herzdruckmassage: Unter Anleitung von Krankenpflegeschüler Bernhard Buschsieweke versucht sich Katharina Sedlmayer. Franziska Ertlmeier aus Rohrbach übt, von Physiotherapieschüler Fabian Hipper angeleitet, ihre Standstabilität, Anna Berger aus Wolnzach testet ihren Gleichgewichtssinn. −Foto: Eberl

Ingolstadt - Ein besseres Beispiel als ihn kann man kaum finden, um die wichtige Arbeit der Pflegeberufe darzustellen: Bernhard Buschsieweke ist 41 Jahre alt. Und im zweiten Ausbildungsjahr der Krankenpflegeschule des Berufsbildungszentrums Gesundheit. Etwa 20 Jahre war er vorher als Industriekaufmann tätig. Nach einem schweren Motorradunfall vor fünf Jahren habe sich "viel verändert in meinem Denken", erzählt Buschsieweke. Er habe "etwas sinnvolles" machen wollen, "etwas, was mich erfüllt". Dass er als Krankenpflegeschüler deutlich weniger verdient als vorher, spiele keine Rolle.

Beim Tag der offenen Tür im neben dem Klinikum gelegenen Berufsbildungszentrum (BBZ) Gesundheit, einer Einrichtung des Krankenhauszweckverbandes, ist er am Samstag einer von vielen Schülern, die zeigen, was sie in ihrer Ausbildung lernen. Etwa in Sachen Erste Hilfe, wo Bernhard Buschsieweke anhand einer Puppe demonstriert, wie man einen Menschen, der nicht mehr atmet, wiederbelebt: Die Hände gekreuzt auf den Brustkorb legen, dann 30 Mal im Rhythmus des Bee-Gees-Songs "Stayin' Alive" drücken, danach zweimal beatmen. Nach fünf Wiederholungen das Ohr an den Mund des Bewusstlosen legen und spüren, ob dieser wieder atmet. "Das Ohr ist ganz empfindlich, da spüren Sie den Luftzug sofort", erklärt der Krankenpflegeschüler.

 


Acht Fachschulen sind im Berufsbildungszentrum Gesundheit unter einem Dach vereint: Die Schule für Krankenpflege, für Krankenpflegehilfe, für Hebammen, für Physiotherapie, für Logopädie, für Ergotherapie, für operationstechnische Assistenz und für medizinisch-technische Radiologieassistenten. Letztgenannte bietet beim Tag der offenen Tür nicht nur Führungen durch die Radiologieabteilung des Klinikums an, sondern gibt auch einen Einblick in die an der Schule gelehrte Röntgendiagnostik und Strahlentherapie. Seit März vergangenen Jahres wird die Ausbildung vergütet, wie es der Tarifvertrag, der nun auch für Therapie- und Diagnostikausbildungen gilt, vorschreibt. "Seitdem können wir uns über Zuwachs nicht mehr beschweren", sagt Alexander Häckl, Lehrer für Nuklearmedizin und stellvertretender Schulleiter. Er sei oft auf Messen, um die dreijährige Ausbildung zum medizinisch-technischen Radiologieassistenten vorzustellen, erzählt Häckl. Viele würden den Beruf als "sehr spannend" ansehen. Doch, wenn er früher gefragt worden sei, wie die Bezahlung aussehe, sei das Interesse mit der Antwort schlagartig gesunken. Seit der Änderung im Tarifvertrag sei das anders. Jetzt verdient ein Auszubildender gut 1000 Euro schon im ersten Ausbildungsjahr - das gilt auch für die anderem Ausbildungsberufe, die man im BBZ erlernen kann.

 

Fabian Hipper ist im zweiten Ausbildungsjahr der Schule für Physiotherapie. Im Flur des BBZ ist ein Geschicklichkeitsparcours aufgebaut, in dem man unter anderem seine Standstabilität testen kann. "Der Stab soll den Oberkörper stabilisieren", erklärt Hipper. Eine Therapie, die oft bei Schlaganfallpatienten angewandt werde.

"Ich mag es, zu helfen, Menschen zu ermutigen, wenn sie zum Beispiel depressiv sind", sagt Jessica Miller. Die 18-jährige Ingolstädterin lernt erst mal Krankenpflegehelferin, eine einjährige Ausbildung, die der Berufsvorbereitung dient. Später will sie etwas mit älteren Menschen machen: Gerontopsychiatrie oder Akutgeriatrie, wie sie sagt. "Das erste Jahr ist für viele das Sprungbrett", erklärt Klassenleiterin Christine Kräher. "Die den Realschulabschluss nicht haben, machen erst die einjährige Ausbildung und gehen dann in die dreijährige." Aber schon nach einem Jahr habe der Schüler ein Staatsexamen. "Die werden händeringend genommen", so Kräher.

Blut sehen können, das dürfte eine der Hauptvoraussetzungen für den Beruf der operationstechnischen Assistentin sein. Im Flur der ehemaligen Laborschule, die vor einiger Zeit geschlossen wurde, konnte man sich nicht nur einen Gipsverband anlegen lassen, sondern auch gleich minimal invasive Chirurgie üben. Ohne Blut. Der OTA-Beruf verlangt einiges ab: "Man muss damit klarkommen, wenn jemand stirbt oder, wenn Organe entnommen werden." Annika Gegg hat ihre Ausbildungswahl dennoch nicht bereut. Man werde in der Schule gut auf den Beruf vorbereitet, sagt sie.

Auch Krankenpflegeschüler Bernhard Buschsieweke hat für das BBZ nur lobende Worte. Die Ausbildung hier sei sehr gut organisiert. Man bekomme nicht nur pflegerische Fähigkeiten, sondern auch eine hohe Sozialkompetenz. "Und das ist das A und O in diesem Beruf."

Eine hohe Sozialkompetenz kann die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) auch den Besuchern bescheinigen. Am Rande des Infotages haben sich bei einer Typisierungsaktion bis zum Nachmittag über 50 potenzielle Spender registrieren lassen.
 

Ruth Stückle