Ingolstadt
Es kann wieder losgehen

Großes Interesse am Angebot von Baumärkten und Gärtnereien - auch Wertstoffhöfe sind mit Auflagen geöffnet

20.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:30 Uhr
Selbstgezimmerter Schutz: Im Baumarkt hatten die Mitarbeiter das Material für die Schutzkonstruktion an den Kassen schnell zur Hand. −Foto: Hammer

Ingolstadt - Der Besuch eines Baumarktes war zuletzt eine recht exklusive Angelegenheit.

 

Nach den Verfügungen wegen der Corona-Pandemie durften nur Handwerker und Inhaber eines Gewerbescheins dort einkaufen. Dennoch bildeten sich teilweise lange Schlangen vor den Eingängen, denn der Zutritt war auf einige wenige Kunden beschränkt, jeder musste sich ausweisen. Seit gestern darf wieder jeder Gartenfreund, Heimwerker und privater Renovierer in den Baumarkt. Einige hatten diesen Augenblick offenbar lange herbeigesehnt. Schon vor den Öffnungszeiten bildeten sich abermals Warteschlangen vor einigen Baumärkten der Stadt.

Im Hagebaumarkt des Bauzentrums Mayer hat man sich in den vergangenen Tagen vorbereitet. Material war für Marktleiter Maik Neumann selbstredend schnell zur Hand, um Holzrahmen samt Schutzscheiben aus Plexiglas an den Kassen und den Informationstheken zu installieren. Außerdem wurden Ein- und Ausgang streng getrennt, Bodenmarkierungen leiten die Kunden und Abstandsmarkierungen erleichtern die Einhaltung der Distanzregeln. "Besonders gut geht alles, was mit Grillen und Garten zu tun hat", sagt Neumann. Solche Produkte finden auch zu Nicht-Corona-Zeiten im Frühjahr viele Abnehmer. Hinzu kommt, dass offenbar viele, die zuletzt viel Zeit in den eigenen vier Wänden verbracht haben, entscheiden, ihnen einen neuen Anstrich zu verpassen. Wandfarbe ist gefragt. Außerdem hat der Hagebaumarkt sein Angebot um Schutzmasken und Desinfektionsmittel erweitert.

 

Hans Überall hat gleich zugeschlagen. Zu seinen Teelichtern hat er einen Zehnerpack Masken gepackt. "Zur Sicherheit", wie er sagt. Hinter ihm an der Kasse steht Alfred Schlachtmeir. Er ist froh, dass er daheim endlich weiterarbeiten kann. "Mir ist das Material ausgegangen", erzählt der Lentinger. "Ich habe 14 Tage gedarbt. " Gestern hat er die nötigen Balken für sein Balkongeländer endlich besorgen können. "Jetzt kann es weitergehen", freut er sich.

Trotz des großen Interesses - am ersten Vormittag wird ein Kundenzuwachs von rund einem Drittel im Vergleich zu einem normalen Montag registriert - rechnet Geschäftsführer Johannes Schuller nicht damit, dass der Umgangsrückgang nach der Zwangsschließung am 21. März noch einmal eingeholt werden kann. "Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten Wochen einen Teil des verlorenen Umsatzes aufholen können. Ein vollständiges Nachholen des versäumten Umsatzes scheint uns als nicht realistisch", schreibt er dem DONAUKURIER auf Anfrage. Die Zugangsbeschränkungen werden bei Hagebau etwas strenger ausgelegt als vorgeschrieben. Ein Kunde pro 20 Quadratmeter Verkaufsfläche lautet die Faustregel. "Wir orientieren uns, allerdings freiwillig, an einer Grenze von circa 75 Quadratmeter pro Kunde", so Schuller.

 

Viel los war gestern auch in der Gärtnerei der Lebenshilfe Werkstätten am Franziskanerwasser. "Es war zu bewältigen, aber mehr hätten wir nicht geschafft", sagt Gärtnermeister Rolf Kastl. Die meisten Einkäufer waren Stammkunden, die offenbar geduldig auf die Wiedereröffnung gewartet haben, um sich mit Gemüsesetzlingen und -samen sowie Balkonpflanzen auszustatten.

Viele der angestammten Mitarbeiter der Lebenshilfe-Gärtnerei gehören einer so genannten Risikogruppe an. Die meisten sind deswegen derzeit nicht in der Gärtnerei beschäftigt. Angestellte der Lebenshilfe springen ein. Die nächsten drei Wochen werde diese Regelung bestehen bleiben, kündigt Kastl an. Auch in der Gärtnerei hat es einige Umbauten gegeben, um den Hygienebestimmungen gerecht zu werden. Außerdem bekommt jeder Kunde, der selber keine hat, eine Maske.

 

Aber nicht nur, wer etwas besorgen will, auch, wer etwas abzugeben hat, für den ist das Warten zu Ende. Seit gestern haben auch die kommunalen Wertstoffhöfe wieder geöffnet. Und offenbar, so heißt es etwa aus der Anlage in Fort Hartmann, hat sich bei vielen Ingolstädtern in den letzten Wochen einiges angesammelt. Am frühen Nachmittag waren schon weit über 300 Fahrzeuge gezählt worden. Die ersten Kunden seien gestern schon da gewesen, bevor die Tore um neun Uhr geöffnet haben. "In den kommenden Tagen ist wohl ebenfalls mit einem vermehrten Andrang zu rechnen", sagt Claudia Recknagel, die Sprecherin der Kommunalbetriebe. Sie verweist auf die neuen Regelungen, die derzeit wegen der Corona-Pandemie auch an den Wertstoffhöfen gelten. So darf das Areal nur mit einer Gesichtsmaske betreten werden. "Die Regelung gilt in Bayern zwar flächendeckend erst ab nächster Woche, wir führen sie aber sofort ein", erklärt Recknagel. Auch ein Schal oder Tuch vor Mund und Nase seien akzeptabel aber "ganz ohne geht es nicht. " Dies betrifft die Wertstoffhöfe Süd und Fort Hartmann, die Problemmüllsammelstelle sowie die Annahme beim Caritas-Markt. Der Gebrauchtwarenmarkt der Caritas bleibt weiterhin geschlossen.

Um die Warteschlangen nicht allzu lang werden zu lassen, appellieren die Kommunalbetriebe, eine Anlieferung eventuell um ein paar Tage zu verschieben. Wichtig sei auch, dass alle Regeln eingehalten werden. "Nur so kann gewährleistet werden, dass die Sammelstellen aufbleiben können", schreiben die Kommunalbetriebe in einer Mitteilung. Neben der Maskenpflicht sind das vor allem Zugangsbeschränkungen: "Die Anzahl der Anlieferer, die gleichzeitig auf dem Wertstoffhof sein dürfen, ist auf fünf begrenzt. Einfahren darf der Besucher jeweils nur nach Aufforderung durch das Wertstoffhofpersonal. Die Abgabe der Abfälle sollte so zügig wie möglich erfolgen. Hier hilft es, die Abfälle zu Hause vorzusortieren. Auch kann das Personal nicht wie gewohnt beim Entladen helfen. Bei Bedarf ist hier eine Hilfsperson mitzubringen. Während der Wartezeiten darf nicht ausgestiegen werden, Kinder unter 12 Jahren müssen auch beim Entladen im Auto sitzen bleiben. "

Neue Regeln gelten auch bei der Rest- und Sperrmüllannahme von Privatpersonen in der Müllverwertungsanlage. So ist eine Anlieferung nur nach Anmeldung möglich. Ein entsprechendes Formular findet sich auf www. mva-ingolstadt. de. "Der Anlieferer erhält eine Terminbestätigung sowie genaue Informationen zum Ablauf per E-Mail", meldet die MVA. "Erfolgen zu viele Anmeldungen für einzelne Zeitfenster, werden Alternativtermine vereinbart. Es ist keine Vorort-Anmeldung möglich. " Auch in der MVA gilt eine Maskenpflicht. Bezahlen funktioniert nur bargeldlos mit EC-Karte.

DK