Ingolstadt
Es grüßt Marieluise Fleißer

Erwerb eines Originalbriefs der Schriftstellerin

27.06.2019 | Stand 02.12.2020, 13:39 Uhr
Originalbrief von Marieluise Fleißer aus dem Juli 1946: Die Fleißer-Gesellschaft, vertreten durch Vorstandsmitglied Stefanie Woidich (l.) und den Vorsitzenden Andreas Betz, hat ihn gekauft und stellt ihn dem Fleißer-Archiv, vertreten durch Museumsleiterin Beatrix Schönewald, als Dauerleihgabe zur Verfügung. −Foto: Betz

Ingolstadt (DK) Pflege des Nachlasses und Fortführung der wissenschaftlichen Dokumentation: Diese beiden Aufgaben gehören neben vielen anderen laut Satzung zum Bestimmungszweck der Marieluise-Fleißer-Gesellschaft.

In diesem Zusammenhang ist der Ankauf eines Originalbriefes von Marieluise Fleißer aus einem Antiquariat zu sehen.

Der Brief ist nach Angaben der Stadt ohne Datumsangabe, lässt sich aber nach Recherchen im Fleißer-Archiv eindeutig auf den 23. Juli 1946 datieren. Es handelt sich um den vierten Brief einer Korrespondenz, die Marieluise Fleißer im Jahr 1946 mit Hans Eberhard Friedrich, dem Herausgeber der neu gegründeten Kulturzeitschrift "Prisma", geführt hat, die im Kurt Dasch-Verlag erscheinen sollte. Friedrich bittet die Ingolstädter Schriftstellerin um Mitarbeit und um die Zusendung möglicher Texte für einen Abdruck. Marieluise Fleißer bietet drei aufeinander folgende Szenen aus der Tragödie "Karl Stuart" und die Novelle "Die Versuchung des Neptun" an. Friedrich wählt die zweite und die vierte Szene (wohl aus dem 1. Akt) aus, die Novelle lehnt er, mit ausführlicher Begründung, ab.

Auf diesen Brief antwortet der angekaufte Brief. Er führt im Kontext der Korrespondenz deutlich die Situation von Marieluise Fleißer (1901 bis 1974) nach dem Krieg vor Augen, als sie immer noch unter den Belastungen in der Ehe mit Josef Haindl und den Pflichten im Haushalt leidet. Sie glaubt dennoch an ihre schriftstellerische Begabung, sucht Anschluss an die literarische Welt und möchte durch das Schreiben auch Geld verdienen, um finanziell unabhängiger zu werden.