Ingolstadt
Erinnerungen an einen Zimmermann

Der heilige Josef ist in Ingolstadt und der Umgebung gegenwärtig - mit Kirche und Ortsteil

19.03.2022 | Stand 23.09.2023, 0:17 Uhr
Prägend für das Ingolstädter Josefsviertel: der Turm der gleichnamigen katholischen Pfarrkirche an der Schillerstraße (links). −Foto: Hammer

Karlskron - Als die Burschen schneidig, die Deandl sittsam und das Bier noch dunkel war, herrschte in Bayern der Prinzregent - und gefühlt jeder Zweite hieß Josef.

Weit über 100 Jahre ist das her, und längst vorbei ist auch die Zeit, als der Josefitag in Bayern noch ein Feiertag war: 1968 war dies letztmals der Fall. Heute erinnern noch Dulten wie in Vohburg und Pfaffenhofen oder Wetterregeln ("Wenns erst einmal Josefi is, endet der Winter ganz gewiss") an den heiligen Josef von Nazareth, den Mann der Gottesmutter Maria. Dabei wurde der 19. März als Tag des heiligen Josef im Jahr 1621 zum allgemein gebotenen katholischen Feiertag erklärt. Unzählige Kirchen und Altäre tragen oder trugen den Namen dieses Patrons der ganzen Kirche - genauso wie auch Franz Josef Strauß, Joschka Fischer, Sepp Herberger, Jupp Derwall, Beppo Brehm, José Carreras und Giuseppe Verdi. Und in Aichach hat sich sogar eine Partei so benannt: Die Josefspartei setzt sich für die Wiedereinführung des Feiertags ein.

Ungewöhnliche Reminiszenz an den Ziehvater Jesu

In Ingolstadt erinnert ein Denkmal der Nachkriegsmoderne an den Zimmermann, der vor 2000 Jahren lebte: Die Josefskirche wurde 1963 nach den Plänen von Josef Elfinger errichtet, ein Stadtbezirk heißt Josefsviertel. In der Nachbargemeinde Karlskron existiert bis heute eine eher ungewöhnliche Reminiszenz an den Ziehvater Jesu: Josephenburg heißt dort bis heute ein Ortsteil. Er geht zurück auf Joseph Grauvogl, als kurfürstlich-pfalzbairischer Hofkammerrat und späterer Landrichter in Augsburg am 23. August 1779 als Edler von Grauvogl von Kurfürst Karl Theodor von Pfalz-Baiern in den Adelsstand erhoben. Am 10. Juni 1794 erteilte der Kurfürst Grauvogel für die im östlichen Moos errichtete Tabakmanufaktur den Status der Hofmark. Dieser Status blieb bis 1848 bestehen.

Noch im Jahr 1794 erwarb Grauvogl 237 Tagwerk Land, um dort im Donaumoos Tabak anzupflanzen sowie eine Tabakmanufaktur, eine Färberei und eine Spinnerei zu errichten. Seine großen Pläne konnte Grauvogl jedoch nicht verwirklichen. Er ließ sich zwar ein vornehmes Wohnhaus bauen, das er nach seinem eigenen Vornamen Josephenburg nannte, errichtete einige Hallen und eine Mühle und probierte sogar den Tabakanbau aus, hatte jedoch wenig Glück. Bereits an der Wende zum 19. Jahrhundert wurde der Betrieb der Manufaktur eingestellt, und im April 1802 verkaufte er die Hofmark Josephenburg an die verwitwete Freifrau Josephine von Kornet.

Zwar gelang es ihr mit viel finanziellem Aufwand, die Landwirtschaft weiter zu betreiben, aber die Tabakverarbeitung im Donaumoos war schon nach acht Jahren endgültig gescheitert.

Durch Brand zerstört, Sanierung mit Sorgfalt

An Grauvogl erinnert noch der Flurname Grauvoglholz zwischen Josephenburg und Grillheim. Die Josephenburg an der Kirchstraße wurde 1926 durch einen Brand großteils zerstört. Ein Teil der Substanz hat sich jedoch erhalten und wird derzeit von den Besitzern mit großer Sorgfalt saniert.

DK

Bernhard Pehl