Echenzell
Eintauchen in längst vergangene Zeiten

Tag der offenen Grabung in Echenzell bringt Besuchern Teile einer fast 2000 Jahre alten Römerstraße näher

12.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:29 Uhr
Theresia Asbach-Beringer
Archäologen bei der Arbeit: Vorsichtig geht es bei Caterina Jan mit der Kelle Zentimeter für Zentimeter vorwärts (oben). Für die kleinen Besucher gab es eine Sonderausgrabungsstätte mit Kelle und Fundgut (unten links). Juniorprofessorin Nadin Burkhardt bot mit ihrem Team am Tag der offenen Grabung Führungen an, bei denen unter anderem auch die Funde und die Grabungstechnik erläutert wurden (unten rechts). −Foto: Asbach-Beringer

Echenzell - Es muss nicht immer Rom, Pompeji, Olympia oder Athen sein: Auch im Landkreis Eichstätt waltet er bisweilen - der Geist der Antike.

Auf einem Feldweg beim Wettstettener Ortsteil Echenzell beispielsweise konnte man am vergangenen Wochenende in längst vergangene Zeiten eintauchen. Im Rahmen des Tags der offenen Grabung, den Nadin Burkhardt - Juniorprofessorin für Klassische Archäologie an der Katholischen Universität in Eichstätt - mit ihrem Team organisiert hatte, waren Abschnitte einer Römerstraße zu bestaunen, die nahezu 2000 Jahre alt sind.

Südländisches Flair auf der "Via Romana": Auf dem freien Feld nördlich von Echenzell brennt die Sonne bei weit über 30 Grad vom Himmel herab. Bereits zu Beginn der Veranstaltung flaniert eine große Anzahl an Besuchern - zumeist mit Schirmmütze oder Sonnenhut ausgestattet - die ehemalige Römerstraße entlang. Fast hat man dabei den Eindruck, man befände sich auf einer Studienreise in Italien, doch die Grabungsfunde liegen beinahe vor der Haustüre.

Der Wettstettener Bürgermeister Gerd Risch ist zusammen mit seiner Gattin Martina ebenfalls unter den Besuchern. Fasziniert blickt er auf die ausgegrabene Römerstraße und zeigt sich begeistert: "Das ist schon eine tolle Sache, so kurz vor dem Jubiläum 1200 Jahre Wettstetten". 2021 soll dieses groß gefeiert werden, die Vorbereitungen dafür laufen bereits auf Hochtouren. Nun hofft der Bürgermeister auf ein paar Fundstücke, die man in die geplante Ausstellung zur Grabung mit integrieren kann.

Zwei von drei Grabungswochen sind bereits vergangen. Zunächst hatte man die Humusschicht und eine erste archäologische Schicht - aus einer römischen Reparaturphase, der Spätantike oder dem Mittelalter - abgetragen. Erst vor wenigen Tagen ist man auf den wohl römischen Straßenbelag gestoßen. Bisher konnten nur wenige Funde aus der Römerzeit entdeckt werden, lediglich ein paar schwarzgebrannte Scherben, die entweder aus der Spätantike oder aus dem Mittelalter stammen, so Burkhardt, sowie ein römischer Sandalennagel und weitere Eisenfragmente. Nur der oberste Bereich der Straße ist im Moment sichtbar. Die unbearbeiteten Kalksteine, die vermutlich aus Steinbrüchen der näheren Umgebung stammen, liegen scheinbar ungeordnet und bisweilen hochkant nebeneinander.

Burkhardt geht davon aus, dass sie in späterer Zeit durch schweres Gefährt zerdrückt und verschoben wurden. Die damalige Straße, die schnurgerade durch die Landschaft verlief, diente als Verbindung zwischen den Kastellen in Kösching und Pfünz. "Sie ist erst bei der Errichtung dieser römischen Wehrbauten angelegt worden", erläutert Burkhardt. Daher gehe man von einer Entstehungszeit zwischen 100 und 125 nach Christus aus, weil zu dieser Zeit auch der Bau der Kastelle stattgefunden habe. In späterer Zeit wurde die Straße einfach wiederverwendet, indem man sie mit einer Lehmschicht überzog. Auch diese ließ sich bei den Grabungsarbeiten noch gut erkennen.

Den Aufbau der Straße wird man erst in der kommenden Woche untersuchen können. Dafür gräbt man an einer Stelle bis unter das Straßenniveau. "Grundsätzlich war der Straßenbau der Römer sehr professionell, es wurde schon damals mit Schichten unterschiedlicher Steingröße gearbeitet", informiert Burkhardt die Gäste. "Der schnurgerade Verlauf ermöglichte schnelle Verbindungen und demonstrierte dem Feind: Wir können morgen schon vor deiner Haustüre stehen. "

Es gab damals Reisewagen, Karren und Sänften als Transportmittel. Sehr häufig ist man auf den Straßen jedoch zu Fuß unterwegs gewesen. Daher lassen sich recht oft Schuhnägel oder hin und wieder sogar Gewandfibeln finden. Auch dieser Umstand ist sicherlich ein Teil der Motivation, welche die zahlreichen Ehrenamtlichen und Archäologiestudenten bei der Lehrgrabung in Echenzell antreibt. Sie graben eifrig und unermüdlich selbst am Tag der offenen Grabung nach Überbleibseln. Alfred Hilscher aus Wettstetten beispielsweise arbeitet mit 71 Jahren voller Elan mit. Er gehört der Gesellschaft für Archäologie in Bayern an und hat auch schon am Limes bei Zandt mitgegraben. Manche Studenten sind bereits mit ihrem Studium fertig geworden und sind mit größter Leidenschaft dabei. Sie finden es zudem "richtig klasse", dass ihre Juniorprofessorin Burkhardt immer so spannende Exkursions- und Praktikumsmöglichkeiten anbietet.

Nadin Burkhardt selbst zeigt sich beim Tag der offenen Grabung ebenfalls sehr beeindruckt: "Eine solche Grabung kann nur in Kooperation und mit Unterstützung von Privatleuten, Vereinen und Institutionen gelingen. Das gemeinschaftliche Miteinander, das von Begeisterung sowie Engagement geprägt ist, hat diese Lehrgrabung schon jetzt zu einem wahren Erfolg werden lassen. "

DK

Theresia Asbach-Beringer