Ingolstadt
Eine App für den Schulalltag

Michael Sand will Kommunikationsprobleme zwischen Lehrern, Schülern und Eltern beheben

04.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:07 Uhr
Schule ohne Kommunikationsprobleme? IT-Fachmann Michael Sand aus Ingolstadt hat eine App für Lehrer, Schüler und Eltern entwickelt, die bald an der Herschelschule getestet werden soll. −Foto: Foto: Heimerl

Ingolstadt (DK) Elternsprechtag oder Klassenabend vergessen? Der Filius hat schon wieder einen Rundbrief der Schulleitung nicht zu Hause abgegeben? Das muss nicht sein, denkt sich Wirtschaftsinformatiker Michael Sand. Mit seiner App "School in One" will er die organisatorische Seite des Schulalltags revolutionieren. Das hat ihm den Ingolstädter Gründerpreis eingebracht.

Fast jeder Erwachsene kennt es aus der eigenen Schulzeit, viele Eltern der heutigen Schülergeneration können aktuell ein Lied davon singen: Was rund um den Schulbetrieb an Terminen so alles versiebt wird, nur weil es mit der Kommunikation nicht klappt, ist mitunter haarsträubend. Immer wieder kosten solche Pannen Zeit und Nerven. Vor zwei Jahren ist Michael Sand (30), ursprünglich Fachinformatiker und als Absolvent der Ingolstädter Fachhochschule (inzwischen TH) längst bei einem amerikanischen IT-Unternehmen per Homeoffice gut beschäftigt, eher beiläufig von einer leidgeplagten Kollegin und Mutter auf das Thema gestoßen worden: Warum nur, so klagte die Frau, scheitern wichtige Termine in der Schule an der Unzuverlässigkeit von Kindern?

Sand, der neben dem Hauptberuf noch Zeit und vor allem Muße hat, sich für sein eigenes kleines Unternehmen Sand Systems zu engagieren, verfiel mit einem Freund und früheren Kollegen auf die Entwicklung einer App, die Schulleitung, Lehrern, Schülern und Erziehungsberechtigten eine gemeinsame Kommunikationsplattform bietet: School in One.

"Alles in einem" - das ist mit der englischen Wendung "in One" gemeint. Schulkommunikation aus einem Guss also ist gewollt, und wenn sich die gegenwärtig anlaufende Kooperation der Sand Systems mit der Herschelschule gut anlässt, dann kann dort im kommenden Schuljahr zumindest mit einer Betaversion der Software versucht werden, die auch hier leidlich bekannten Kommunikationsprobleme in den Griff zu bekommen.

Voraussetzung hierfür ist, dass sich alle Beteiligten die (bis dahin wohl in den Appstores für Android- und IOS-Geräte verfügbare) App auf ihre Handys oder Tablets laden. Dann werden über Zugangscodes klassen- oder fächerweise gebündelte Gruppen erreicht, in denen ganz nach Anlass individuelle oder allgemeine Botschaften ausgetauscht werden können: Eltern können ein erkranktes Kind mit einem Klick zugleich im Sekretariat der Schule und beim jeweiligen Lehrer abmelden, Pädagogen die aktuellen Hausaufgaben der Kinder allen Eltern zugleich übermitteln oder bestimmte Erziehungsberechtigte direkt zu einem Gespräch einladen, die Schulleitung ihren Rundbrief digital verschicken.

Michael Sand hat rein modellhaft einmal ausgerechnet, dass bei einer Schule mit 200 Schülerinnen und Schülern das Verteilen eines einseitigen Schreibens an sämtliche Erziehungsberechtigten auf dem althergebrachten Papierweg etwa 280 Euro kostet - wenn man denn streng betriebswirtschaftlich auch jeglichen damit verbundenen Zeit- und Arbeitsaufwand berücksichtigt. Bei seiner App würde nach der reinen Schreibarbeit nur noch ein Button auf der Benutzeroberfläche gedrückt werden müssen, um denselben Effekt zu erzielen.

Natürlich gibt es offene Fragen: Wie bringt man alle (Eltern) dazu, mitzumachen? Muss für App-Verweigerer nicht doch noch immer der separate Papierkram erledigt werden? Und wer zahlt für die App? Die Schule für sich oder für alle? Ist das rechtlich möglich, oder muss auf der Elternseite schon privat investiert werden? Michael Sand hat ausgerechnet, dass für die Erziehungsberechtigten, sollten sie selber zahlen, wohl ein Betrag von drei bis vier Euro pro Kind und Jahr fällig wäre - wohl auf jeden Fall weniger als die vielfach von den Schulen erhobenen Kopierkosten.

Ein wichtiger Faktor ist selbstverständlich der Datenschutz. Sand verspricht, dass an die Sicherheit des Systems höchste Ansprüche gestellt werden. Zugang zur Nachrichtenplattform soll nur verschlüsselt und auch immer nur für begrenzte Bereiche möglich sein. Keinesfalls soll die App ein Forum sein, in dem jeder mit jedem willkürlich kommunizieren kann. Das Regelwerk ist angeblich so gestrickt, dass Nutzer in ihrem Zugangsbereich nur Einblick in Vorgänge, Termine oder eben Aufgaben bekommen, die sie oder ihre Kinder direkt betreffen - und mehr eben nicht.

Die Jury des Gründerpreises hat das Konzept des Ingolstädter IT-Tüflers und seines kleinen Helferteams für auszeichnungswürdig erachtet. Der junge Unternehmer erhofft sich von den mit dem Preis verbundenen Coachings vor allem Anregungen für eine pfiffige Vermarktung seiner Idee. Schließlich soll damit eines Tages ja auch Geld verdient werden

Richtig ans Eingemachte geht es an der Herschelschule, wo die Schulleitung laut Sand der Einführung der App (Beta-Version) an einigen M-Klassen zugestimmt hat, wahrscheinlich mit dem Start des neuen Schuljahres. Nicht nur der Entwickler ist gespannt, wie die neue Kommunikationshilfe dort einschlagen wird.

Bernd Heimerl