Ingolstadt
Ein solider Schulbau aus Stein

Rotary-Club Ingolstadt Kreuztor unterstützt den kleinen Verein "Kindergarten für Ukunda" finanziell und tatkräftig

29.07.2020 | Stand 23.09.2023, 13:13 Uhr
Peter Bachschuster freut sich mit den Kindern über das neue Schulgebäude in Ukunda. −Foto: privat

Ingolstadt - Stein auf Stein für ein solides Fundament: Für Architekt Peter Bachschuster vom Rotary-Club Ingolstadt Kreuztor ist es ein "Schicksalsprojekt" - der Bau einer Schule in Afrika nach kenianischen Vorschriften.

Nachhaltig eben, aus Stein. Ohne die finanzielle und tatkräftige Unterstützung durch die rotarischen Freunde aus Ingolstadt hätte der kleine Großmehringer Verein "Kindergarten für Ukunda" das Projekt nicht stemmen und so schnell verwirklichen können. Anfang des Jahres war das Gebäude fertig. Dann kam Corona, und die Not wuchs.

Ein Schicksalsprojekt war es wohl auch für jenen Mann, der den Stein ins Rollen brachte: Bei einem seiner Kenia-Urlaube hatte Ferdinand Holzmann, früherer Direktor des Vermessungsamts Ingolstadt, auf einer Radltour durchs Hinterland zufällig einen Pastor kennengelernt, der ihm seine Kirche zeigen wollte. So erfuhr Holzmann, welche Not die Bevölkerung in Ukunda leidet.

Ukunda ist ein Küstenort in Kenia. Er liegt im Kwale County, etwa 30 Kilometer südlich von Mombasa. In Ukunda wohnen viele Arbeiter, die im Tourismusgewerbe an der Ostküste Kenias tätig sind. Außer in der Landwirtschaft und Viehhaltung gibt es keine weiteren Erwerbsmöglichkeiten. Über die Hälfte der Bewohner Ukundas ist arbeitslos.
Die meisten Touristen bekommen von der Armut der Bevölkerung, die hinter den Hotelreihen lebt, nichts mit. Es mangelt an sauberem Trinkwasser und an Nahrungsmitteln. Die medizinische Versorgung ist oft nicht ausreichend oder für viele nicht erschwinglich. Weil ihre Eltern es sich nicht leisten können, haben viele Kinder nicht die Chance, einen Kindergarten oder Schulen zu besuchen.

Ferdinand Holzmann wollte diesen Kindern unbedingt eine frühzeitige Ausbildung, eine tägliche Mahlzeit und Zugang zu sauberem Wasser ermöglichen. Noch im selben Jahr startete er gemeinsam mit Pastor Andrew das Hilfsprojekt "Kindergarten für Ukunda": 2013 wurde mit privaten Spenden ein Holzgebäude auf einem gepachteten Grundstück errichtet, in dem ein Kindergarten und eine Vorschule untergebracht wurden. 2015 gründete Holzmann den Verein "Kindergarten für Ukunda", um weitere Spenden zu akquirieren und das Projekt weiter zu entwickeln. Denn er hatte längst neue Pläne geschmiedet - für den Bau einer Schule.

Doch dann der Schicksalsschlag: Im April 2018 verunglückte der Vereinsgründer bei einem tragischen, unverschuldeten Motorradunfall tödlich. Seine Nachfahren traten das Erbe an und führen seitdem das Hilfsprojekt fort, darunter Christian Brunner aus Langquaid (Kreis Kelheim). Rotary Kreuztor war mittlerweile auch an Bord: Der Club spendet pro Jahr rund 5000 Euro.

"Doch dann folgte der nächste Rückschlag", erinnert sich Bachschuster. "Die kenianischen Behörden änderten die Gesetze für Schulen und erklärten den Holzbau auf dem gepachteten Grundstück für unzulässig. " Die Planungen begannen also von Neuem, insbesondere die Suche nach einem passendem, eigenen Grundstück.

Der Architekt aus Ingolstadt, der nach mehrmaligen Besuchen die Ansprechpartner vor Ort kennt und die Kontakte zu den Behörden pflegt, betätigte sich ehrenamtlich als Projektleiter und Planer. "Wenn ich in Ukunda bin, helfe ich selber mit und esse mit den anderen", so Bachschuster über seine Verbundenheit mit den Menschen und dem Projekt. "Und mittlerweile habe ich Kontakte bis zum Vatikan. "So gelang Anfang des Jahres die Fertigstellung der neuen Schule aus Stein, in der mehr als 60 Kinder unterrichtet werden. Die Gesamtkosten belaufen sich laut Brunner auf rund 40000 Euro. "Ohne Rotary Kreuztor wäre das alles nicht möglich gewesen. Es ist ein Wahnsinn, was Peter Bachschuster auf die Beine gestellt hat. "

Doch kurz nach der Inbetriebnahme kam auch in Kenia der Corona-Lockdown, und alle Schulen bleiben bis voraussichtlich Ende des Jahres geschlossen. Für den Verein stand fest: Die angestellten Lehrer werden weiter beschäftigt und erhalten eine Art Kurzarbeitergeld. Und die Kinder sollen weiterhin täglich zu essen bekommen. "Wir haben Pater Andrew sofort Geld überwiesen, damit er Lebensmittelpakete für die Familien besorgen kann", sagt Bachschuster. "Die Leute selber haben kein Geld mehr, um sich etwas kaufen zu können. Nun sind sie erst einmal versorgt. "

Doch der Verein plant längst weiter in die Zukunft: Die bestehende Schule nimmt Kinder bis zur 5. Klasse auf, vorgesehen ist ein Ausbau bis zur letzten Stufe. Auch Lehrwerkstätten stehen auf der Wunschliste, um Handwerker vor Ort auszubilden. "Unsere Vision wäre, eine duale Ausbildung wie in Deutschland anzubieten", so Brunner, "zum Beispiel in Zusammenarbeit mit den Hotels und der Gastronomie. " Ein weiteres Anliegen des Vereins ist die Erwachsenenbildung: Abendkurse in Englisch, Lesen und Schreiben. "Die Ideen gehen uns nicht aus", meint Brunner. "Spenden zur Finanzierung von kostenloser Bildung und Essen sind uns immer willkommen. " 1000 bis 1500 Euro würden pro Monat benötigt. Die Bankverbindung: IBAN: DE14 7216 0818 0005 5298 83 BIC: GENODEF1PFI.

DK

Suzanne Schattenhofer