Vohburg
"Ein sehr beliebter Vohburger"

Hermann Maria Schneider war sein Leben lang vor allem eines: Künstler - Nun ist er 101-jährig gestorben

20.01.2020 | Stand 02.12.2020, 12:09 Uhr
101-jährig verstorben: Hermann Maria Schneider. −Foto: Konze

Vohburg - Vor knapp zwei Jahren hatte der Vohburger Hermann Maria Schneider an der Seite seiner Frau Anny, damals 92, seinen 100. Geburtstag gefeiert, gut gelaunt und in Erzähllaune.

Im vergangenen April, zu seinem 101. Geburtstag, sagte Schneider - trotz eines Rippenbruchs - schmunzelnd bei einem Glas Sekt, er habe noch "ein bisschen was vor". Nun ist Hermann Maria Schneider gestorben.

Vohburgs Bürgermeister Martin Schmid würdigte Schneider als einen "sehr beliebten Vohburger", der im Bereich der Kultur und der Kunst "viel Nachhaltiges" hinterlassen habe. Auch Heide Schlutter, Vohburger Kulturreferentin, erinnert sich gerne an Schneider: "Ich habe seit 1972 alle Kurse belegt, die Herr Schneider an der vhs angeboten hat - wie viele Mitglieder des Vohburger Hobby- und Kunstkreises übrigens auch. Er war ein sehr beliebter Lehrer. Einer, der geholfen hat. Einer, der gelobt hat. Einer, der auch lustig war. Und am Ende der Kurse wurde immer gefeiert. "

Hermann Maria Schneider war sein Leben lang ein Tausendsassa. Kurz vor dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde er in München geboren und war mit seiner Frau 76 Jahre verheiratet. Er war Goldschmied, Soldat, Lehrer an der Vohburger Schule, Lehrer an der vhs. Aber er war vor allem eines: Künstler. Das Haus der Schneiders glich viele Jahrzehnte einem bewohnten Atelier. Die Kunst - von Gemälden über Keramiken bis hin zu riesigen Statuen - hat sein abwechslungsreiches, buntes, erfolgreiches und kreatives Leben verfeinert.

Er war in der Werbeabteilung von Siemens, gestaltetet Hunderte von Buchumschlägen, vertiefte an der Malschule Malura seine Studien in freiem Aktzeichnen, besuchte Abendkurse an der Akademie für angewandte Kunst in München, bildete sich in der Holzbearbeitung weiter, arbeitete zwischenzeitlich an einer Schule in Thüringen - als Kunsterzieher für Malen, Werken, Kunstbetrachtung und Stillehre. Schneider war bis ins Hohe Alter künstlerisch aktiv, zudem war er auch Hobby-Astrologe. Seine Vielseitigkeit hat Schneider ausgezeichnet, vor Natur und Leben hatte er immer höchsten Respekt.

Mit über 50 Jahren startete Schneider noch einmal durch. Er wurde - mit der Einführung des neunten Schuljahres an Hauptschulen Fachlehrer für Werken und Neigungskurse für bildnerisches Gestalten an der Hauptschule Vohburg. Hier trat sein warmherziges Wesen besonders zu Tage: "Im tiefsten Inneren ist jeder Mensch ein guter Mensch. Ich wollte motivieren, das Selbstvertrauen der Schüler wecken, ihre Stärken und Begabungen erkennen und fördern. Ich wollte ihnen aber auch Freiheiten lassen. "

Am 5. Januar ist Schneider im Alter von 101 Jahren gestorben. Er hinterlässt neben seiner Frau zwei Kinder mit Familien.

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