Ingolstadt
Ein besonderer Besuch

Der junge Priester Jean-Philippe Nollé aus dem französischen Grasse feiert am Sonntag im Münster seine Nachprimiz

12.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:42 Uhr
Nachprimiz im Münster: Der junge französische Geistliche Jean-Philippe Nollé aus der Partnerstadt Grasse. −Foto: Foto: privat

Ingolstadt (DK) Ein nicht alltäglicher Gottesdienst erwartet die katholischen Gläubigen am kommenden Sonntag im Münster.

Jean-Philippe Nollé, ein junger Priester aus der Partnerstadt Grasse, wird dort seine Nachprimiz feiern. Es ist vermutlich das erste Mal in der Geschichte des altehrwürdigen Gotteshauses, dass ein französischer Priester im Münster die Messe zelebriert.

Dabei gehen die Verbindungen des Münsters zu Frankreich bis in die Zeit seiner Erbauung zurück. War es doch Elisabeth, die Schwester des späteren Ingolstädter Herzogs Ludwig dem Gebarteten, die als Königin Isabeau von Frankreich in die Geschichte eingehen sollte. Längere Aufenthalte des Bruders aus Bayern am französischen Hof in Paris in den Jahren zwischen 1391 und 1415 hatten für das damals noch recht verschlafene Städtchen Ingolstadt bis heute prägende Folgen.

Denn heimgekehrt in seine Residenzstadt an der Donau und unter dem Eindruck der Prachtentfaltung am Hof seiner Schwester, gab Herzog Ludwig den Auftrag zum Bau nicht nur des Münsters, sondern auch des Neuen Schlosses. Architektonische Bezüge der prägenden Bauten der Stadt zu Frankreich sind bis heute gut sichtbar. Auch das Geld dazu brachte Ludwig aus Frankreich mit, wo er hohe Hofämter bekleidet hatte und zweimal mit Damen aus vornehmen Häusern verheiratet war.

Doch so schön die geschichtlichen Bande auch sind, sie dürften bei der Wahl des Ortes für die Nachprimiz Nollés zunächst keine allzu große Rolle gespielt haben. Für den jungen Franzosen war es einfach die Liebe zu Oberbayern, die ihn schon seit seiner Kindheit zunächst immer wieder ins Tölzer Land, der Heimat seines Vaters führte, berichtet seine Mutter Christine Keinath. Denn dieser war dort einst als Stimmbildner beim Tölzer Knabenchor tätig. 1989 ging er nach Frankreich, übernahm die Leitung des Grasser Knabenchores und heiratete eine Französin. 1991 kam der kleine Jean-Philippe zur Welt, der später bei einem Jugendcamp in Lourdes seine Berufung finden sollte und im Juni in Dijon zum Priester geweiht wurde. Nach Aussagen seiner Mutter schätzt der junge Priester an Oberbayern besonders die oft noch existierende Volksfrömmigkeit, die sich nicht nur in Prozessionen und Marienwallfahrten manifestiert, sondern auch in der Pflege und dem Erhalt der Marterl und Wegkreuze.

Zustande kam der Kontakt nach Frankreich über den Ingolstädter FW-Vorsitzenden und Stadtrat Hans Stachel. Dieser hatte bei offiziellen Besuchen mit Delegationen aus der Schanz in der französischen Partnerstadt Grasse zunächst die Mutter Nollés, die als Dolmetscherin und Betreuerin fungierte, und später die ganze Familie kennengelernt. "Durch viele interessante und tiefgründige Gespräche unter anderem über Gesellschaft, Kirche, Politik und Europa hat sich bei mir eine gute Bekanntschaft entwickelt", berichtet Stachel. "Mir und einigen Stadtratskollegen war es schon seit Jahren ein Bedürfnis Frau Keinath nach Ingolstadt einzuladen". Als er letztes Jahr von der Diakonats- und heuer von der Priesterweihe ihres Sohnes erfahren habe, fragte er sofort bei Münsterpfarrer und Dekan Bernhard Oswald wegen der Möglichkeit einer Nachprimiz an, was bei diesem auf offene Ohren gestoßen sei.

"Ich freue mich schon auf den Besuch des jungen Priesters", meint dazu Münsterpfarrer Oswald, kommt doch Nollé, den er bisher nicht kennt, auch in die Schanz, um Bayern und die Arbeit des katholischen Klerus hier kennenzulernen. Oswald wird als Konzelebrant bei der Messe, die am Sonntag um 11 Uhr beginnt, mitwirken. Eine zweite Messe wird Nollé dann am Montagmorgen ab 6.30 Uhr in der Kirche des Gnadenthalklosters halten.

Angst vor Verständigungsproblemen muss übrigens niemand haben. Dank seiner vielen Aufenthalte in Bad Tölz, wo Nollé während der französischen Sommerferien auch die Schule bis zur Abiturklasse besuchte, spricht der junge Priester gut deutsch. Zum Schluss des Gottesdienstes am Sonntag wird Nollé auch den Primizsegen spenden.

Martin Adamczyk