Ingolstadt
Ein Votum läuft ins Leere

Engert: Nein des Naturschutzbeirates zum FC-Trainingsplatz war uns nicht bekannt

17.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:51 Uhr
Eingriff ins Grün oder nicht? Der Stadtrat soll sich laut Referent Gabriel Engert abermals mit dem Trainingsgelände des FCI, das bislang neben dem Audi-Sportpark geplant ist, befassen. −Foto: Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Die umstrittenen Sportplatzpläne im Landschaftsschutzgebiet werden erneut im Stadtrat behandelt. Schulreferent Gabriel Engert kündigte am Freitag auf Nachfrage an, dass "selbstverständlich weitere Varianten geprüft" werden sollen. "Wir wollen den Stadtrat möglichst umfassend informieren", versprach der Ressortchef.

Mit der umfassenden Information innerhalb der Stadtregierung scheint es bei diesem Thema allerdings nicht weit her gewesen zu sein. Wie Engert betonte, sei er über eine eindeutige Ablehnung des Eingriffs in das Schutzgebiet durch den Naturschutzbeirat - das Gremium hatte bereits im März getagt - nicht informiert gewesen. "Diese Stellungnahme lag und liegt mir und den unterzeichnenden Referenten bis heute nicht vor."

Wie berichtet, soll der FC Ingolstadt zwei Trainingsplätze für Jugendmannschaften neben der Paul-Wegmann-Halle räumen, für die er als Rechtsnachfolger des ESV das Nutzungsrecht hat. Die Fläche ist als Bauplatz für eine neue Mittelschule vorgesehen, die laut Engert im Jahr 2023 bezugsfertig sein soll. Als Ersatz für den Fußballverein soll ein neues Hybridrasenfeld - Mischung aus Kunst- und natürlichem Rasen - in unmittelbarer Nähe des Audi-Sportparks dienen. Dass diese Fläche jedoch etwa zur Hälfte im Landschaftsschutzgebiet "Auwaldreste südlich der Wankelstraße" liegt, war aus der nichtöffentlichen Beschlussvorlage vom 9. Mai nicht ersichtlich. Allenfalls die erwähnten "Baumfällarbeiten für ca. 60 Bäume" gaben einen Hinweis auf die heikle Lage.

Am Freitag versicherte der Schulreferent, dass ihm und seinen Referentenkollegen jede Täuschungsabsicht der Stadträte völlig fernliege. Das Stadtratsvotum vom 9. Mai habe vor allem dazu gedient, die Finanzierung und den Erbbaurechtsvertrag mit dem Verein zu klären. Mit der Baugenehmigung und der naturschutzrechtlichen Bewertung werde der Stadtrat sich erneut befassen. "Wir versuchen auch, die Lage des Spielfeldes noch etwas zu verschieben."

Mit Mängeln der Stadtratsunterlagen begründen Christian Lange (BGI), Petra Kleine (Grüne), Achim Werner (SPD) und Thomas Thöne (ÖDP) ihre Forderung in einem Brief an OB Lösel, den Beschluss vom 9. Mai vorerst nicht zu vollziehen. Im Einzelnen heißt es im Schreiben der Opposition: Weder das Landschaftsschutzgebiet noch die vorausgehende Ablehnung durch den Naturschutzbeirat sei in dem Papier erwähnt worden. "Das Umweltreferat und das Umweltamt wurden bei der Erstellung dieser Beschlussvorlage nicht beteiligt." Zudem sei unklar, "wo die erwähnte Baumfällaktion stattfinden soll".

Für einen anderen Umgang mit dem Naturschutzbeirat und eine Neubewertung dieses unabhängigen Beratungsgremiums spricht sich Grünen-Fraktionschefin Kleine in einem ebenfalls von den anderen drei Stadträten unterzeichneten Brief an den OB aus. Die fachliche Stellungnahme des Beirates müsse "auch in der Abwägung des Stadtrates ein Aspekt der Entscheidung sein können", lautet die Forderung. Dies sei im aktuelle Fall nicht geschehen. Daher solle künftig das Votum des Fachgremiums "zuverlässig und mit mehr Relevanz in die Arbeit des Stadtrates als Kollegialorgan einfließen können". Die Stadträte schlagen vor: Regelmäßige Berichte über die Arbeit des Beirates im Fachausschuss sowie Veröffentlichung der Tagesordnung und der Beschlüsse des Naturschutzbeirates im Ratsinformationssystem.