Ingolstadt
Ein Leben für den Schuldienst

Walter Schäfer, der langjährige Leiter des Apian-Gymnasiums, starb im Alter von 71 Jahren

24.08.2020 | Stand 02.12.2020, 10:42 Uhr
  −Foto: DK-Archiv

Ingolstadt - Es war nie schwer, Walter Schäfer dienstlich zu erreichen.

Der Leiter des Apian-Gymnasiums betrat sein Direktorat immer in aller Frühe und verließ es spät am Nachmittag. "Und falls noch eine Frage auftaucht, rufen Sie mich zu Hause an", bot er gerne am Ende von Gesprächen an. "Ich sitze bis abends am Schreibtisch. " Davon konnte man fest ausgehen. Schäfers Energie suchte ihres Gleichen. Seine Einsatzfreude im Dienst ließ nie nach.

1997 fing er als Schulleiter in Ingolstadt an. 2011 verabschiedete ihn das Apian mit einer gelungenen Überraschung, die ihn gerührt hat: Alle Schülerinnen und Schüler - fast 1500 - formten auf dem Sportplatz am Schulzentrum Südwest die Zahl 14: So lange war er Direktor des Apian-Gymnasiums. Am Sonntag ist Walter Schäfer gestorben. Er wurde 71 Jahre alt.

Die emotionale Bindung vieler Apian-Absolventen an ihre Schule ist auffällig stark ausgeprägt. Ein Name hat in den Erinnerungen einen festen Platz: Walter Schäfer. Er trug enorm dazu bei, dass auch das Wahlfachangebot ausgebaut und die zahlreichen sozialen, kulturellen sowie technischen Projekte gefördert wurden. Dass ein Jahresbericht des Apians bis zu 250 Seiten dick werden kann, ist nicht allein mit der Größe dieses Gymnasiums zu erklären.

Schäfer, zuvor Schulleiter in Straubing, wusste, auf was er sich einließ, als er sich für den Chefposten am Apian bewarb, denn der ist anspruchsvoll. Das Gymnasium war schon damals das größte in Ingolstadt. Außerdem dient es als Seminarschule der Lehrerausbildung, was die Leiter zusätzlich fordert. Nicht zuletzt amtiert der jeweilige Apian-Chef traditionell als Gebäudeverantwortlicher für das (alte) Schulzentrum Südwest; in dem Riesenkomplex gab es für Schäfer ebenfalls einiges zu tun.

Er übernahm das Gymnasium in unruhigen Zeiten. Um seine Vorgängerin hatte es Querelen gegeben. Der neue Direktor musste Entscheidendes dazu beitragen, "dass über diese tiefen Gräben viele Brücken gebaut wurden", wie er es in ei-nem DK-Gespräch 2011 formulierte. Das gelang als Gemeinschaftsleistung. Die Atmosphäre im Apian gedieh sehr harmonisch. Das war auch Schäfers Verdienst - obgleich er selbst das natürlich nie so formuliert hätte. In seinem bescheidenen, betont zurückhaltenden Auftreten nach außen unterschied er sich von so manchem Amtskollegen seiner Generation.

Walter Schäfer war verheiratet und Vater von zwei Töchtern sowie drei Söhnen. Er stammte aus dem Donaumoos. Dort, in Untermaxfeld, wurde er 1949 geboren. Schäfer absolvierte das Scheiner-Gymnasium. Er gehörte im wilden Jahr 1968 der Absolvia an, die sich mit Direktor Herbert Madle, einem Mann der ganz alten Schule, wegen einer kritischen Abiturrede zerstritt und die Feier ausfallen ließ. "Als rebellisch kann man das aber nicht bezeichnen", erzählte Schäfer später. Was man auch daran sehe: "Wir haben keine Lehrer eingesperrt. "

In Schäfers letztem Schuljahr als Direktor, 2010/2011, zählte das Apian 1480 Schüler. Sie gingen in 40 Klassen plus Q11, Q12 und K13. Es war das letzte Jahr des neunjährigen Gymnasiums. Schäfer hat die von Edmund Stoiber hastig angeordnete G8-Reform pflichtbewusst mit umgesetzt, froh war er darüber jedoch nicht. Es spreche generell nichts gegen acht Jahre Gymnasium, sagte er 2011, "aber wir hatten zunächst das Problem, dass wir überstürzt, ohne echte Not, ohne jede Vorbereitung ein bestehendes System aufgegeben haben". Vielleicht hat es Schäfer gefreut, dass die Bayerische Staatsregierung 2017 zum G9 zurückkehrte.

Alfred Stockmeier, seit 2018 Leiter des Apian-Gymnasiums, drückte am Montag die Trauer der Schulfamilie aus. Er schrieb: "Herr Schäfer hat mit bewundernswerter Tatkraft und visionärem Weitblick das Apian-Gymnasium geprägt und weiterentwickelt zu einer modernen, innovativen Schule. Die Stärkung der Fremdsprachen, die Einführung der offenen Ganztagsschule, der Erfinderclub und das wiederbelebte Engagement für ,Jugend forscht' sind dafür nur einige wenige Beispiele. Auch der Ausbau des Apians als Seminarschule lag ihm besonders am Herzen. "

Im Mittelpunkt all seiner Bemühungen aber standen seine Schülerinnen und Schüler. "Es war ihm ein großes Anliegen, die Kinder und Jugendlichen an- und ernstzunehmen, mit all ihren Stärken, aber auch ihren Schwächen, Problemen und Sorgen. Nicht umsonst verehrten die Schülerinnen und Schüler ihn hinter vorgehaltener Hand als ihren ,Onkel Walter'. " "Einmal Apianer, immer Apianer" sei sein Wahlspruch gewesen. Stockmeier: "Herr Schäfer hat das Apian auf besondere Weise geleitet und den sprichwörtlichen Apian-Geist seines Vorvorgängers, Herrn Franz Riederer, neu belebt. Dafür gebührt ihm größter Dank. "

DK