Ingolstadt
Ein Jahr lang Jubiläumsfeier

Verein der Bürgerhilfe begeht im Gedenken an Gründerin Genovefa Miedel sein 50-jähriges Bestehen

15.01.2021 | Stand 23.09.2023, 16:27 Uhr
Erste Feierstation: Klaudia Weinhofer (hinten von links), Ralf Piegsa, Nadine Dunsche und Sabine Pfeffer freuen sich mit Kindern im Hort der Bürgerhilfe über den Beginn des Jubiläumsjahres. Hier hat Genovefa Miedel (links unten) vor 50 Jahren mit Mitstreitern den Verein der Bürgerhilfe gegründet. Im Laufe des Jahres sollen alle Einrichtungen besucht werden. −Foto: Eberl / Rössle (Archiv)

Ingolstadt - Manchmal lässt sich der Corona-Pandemie auch etwas Gutes abgewinnen.

Die Bürgerhilfe etwa wollte im April mit einem Festakt groß den 50. Jahrestag der Gründung ihres Stammvereins feiern. Und jetzt? Jetzt feiert sie einfach das ganze Jahr. 2021 soll das "goldene Jahr der Bürgerhilfe" werden.

Der Anfang wurde gestern an einem historischen Ort gemacht. Das ehemalige Lehrerhaus in Ringsee ist das erste Gebäude, das die Bürgerhilfe bezog. Das war 1971, dem Gründungsjahr des Vereins "Bürgerhilfe Ingolstadt". Die Organisation geht auf das Engagement von Genovefa Miedel (1922 - 2006) zurück. Die umtriebige Ingolstädterin lud bereits seit dem Jahr 1954 unter dem Motto "Schöne Ferien auch für Dich" Kinder zu sich nach Hause ein. Sie ließ sie auf der Wiese bei ihrem Haus spielen und bekochte sie in der eigenen Küche. "Es kamen sogar Kinder aus Berlin nach Ingolstadt, um hier mitzumachen", weiß Klaudia Weinhofer, die heute bei der Bürgerhilfe den Bereich Freiraum leitet. Miedel gründete noch in den 1950er Jahren einen so genannten Kinderpark, in dem Kinder kurzzeitig betreut wurden, um die Eltern zu entlasten. Dabei hatte sie immer auch die Bedürfnisse von (alleinerziehenden) Müttern im Blick. "Das war damals revolutionär", sagt der Vorsitzende des Bürgerhilfe-Vereins Ralf Piegsa. "Es lief dem klassischen Frauen- und Familienbild entgegen, dass kleine Kinder irgendwo ,abgegeben' werden. " Und so hatte Miedel in ihrem Engagement mit einiger Ablehnung zu kämpfen, fand aber auch Mitstreiter - und vor allem Mitstreiterinnen.

Vor 50 Jahren erreichte die Organisation eine Größe, dass sie in der Vereinsgründung mündete und im Lehrerhaus - das zum Freizeithaus umbenannt wurde - eine erste Bleibe fand. Heute ist hier, wo alles begann, der Hort der Bürgerhilfe untergebracht, wo Kinder nach der Schule betreut werden. Im Jubiläumsjahr planen Piegsa und seine Kolleginnen, jeden Monat eine der Einrichtungen der Bürgerhilfe in den Fokus zu rücken und dort mit den Kindern und Mitarbeitern Jubiläum zu feiern. Denn seit der Vereinsgründung ist die Bürgerhilfe stetig gewachsen. Heute betreibt sie unter anderem etliche Kindertageseinrichtungen. Für die Bürgerhilfe arbeiten mittlerweile rund 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, erklärt Sabine Pfeffer, die Geschäftsführerin der Bürgerhilfe Ingolstadt KiTa GmbH. Aus dem ehrenamtlichen Ferienprogramm von einst ist ein mittelständisches Dienstleistungsunternehmen geworden.

Das ehemalige Lehrerwohnhaus in Ringsee neben der Wiese Genofeva Miedels, auf der schon vor knapp 70 Jahren herumgetobt wurde, ist der erste "Meilenstein", wie die Bürgerhilfe ihre Feierstationen in diesem Jahr nennt. Seit neuestem ziert eine Erinnerungstafel den Bau. Sie verweist darauf, dass hier die Bürgerhilfe ihren Anfang genommen hat. Umrahmt wird die Tafel von bunten Bildern. Die haben die Hortkinder anlässlich des Jubiläums gemalt. "Wir beschäftigen uns den ganzen Monat mit dem Jubiläum", sagt Nadine Dunsche, die Leiterin des Kinderhorts. Dabei hat vieles mit Gold zu tun, schließlich soll das gesamte Jahr bei der Bürgerhilfe im Glanz des Jubiläums stehen. So wurden etwa Pflanzen in goldgelben Blumentöpfen angesetzt.

Derzeit wird in den Einrichtungen der Bürgerhilfe wegen der Corona-Pandemie die so genannte Notbetreuung angeboten. Es sind also weniger Kinder da als sonst. Manche Eltern, so berichtet es Dunsche, hätten fast ein schlechtes Gewissen, dass sie ihre Kinder - etwa weil sie arbeiten müssen - derzeit nicht daheim betreuen können. Um ihnen ein gutes Gefühl zu geben, werden die Aktivitäten der Kinder gefilmt und die Aufnahmen den Eltern zur Verfügung gestellt. "So sehen sie, dass es uns gut geht", erklärt Dunsche. Der Digitalisierung hat die Corona-Pandemie also auch in den Einrichtungen der Bürgerhilfe Vorschub geleistet. Da es heuer keinen Tag der offenen Tür geben kann, hat das Personal jeder Einrichtung ein Informationsvideo gedreht, das über die Social-Media-Kanäle des Bürgervereins verbreitet wird. "Die Filme sind wirklich toll geworden", lobt Pfeffer. "Corona hat viel kaputt gemacht, manche Entwicklung hat es aber auch beschleunigt", freut sich auch Piegsa. "Wir machen halt das beste draus. "

Weitere Neuerungen sind geplant. So soll es bald eine eigene App geben, um die Kommunikation zwischen den Einrichtungen der Bürgerhilfe und den Eltern zu erleichtern, kündigt Weinhofer an. So können kurzfristige Nachrichten, aber auch Tagespläne verschickt werden. Diese fortschrittliche Idee würde Genovefa Miedel sicher gefallen.

DK

Johannes Hauser