Pfaffenhofen
Ein Jahr danach

Seit Ende der Gartenschau in Pfaffenhofen spielt sich die Nutzung der neuen Parks langsam ein

17.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:25 Uhr
Viel los im Bürgerpark: Die abendlichen Open-Air-Konzerte in diesem Sommer waren immer recht gut besucht. −Foto: Foto: Engl/Archiv

Pfaffenhofen (DK) Nach 89 ereignisreichen Tagen ist vor einem Jahr die Gartenschau in Pfaffenhofen zu Ende gegangen - und die Grünanlagen wurden der Öffentlichkeit übergeben. Befürchtungen, dass die neuen Parks gravierende Probleme mit sich bringen könnten, haben sich nicht bewahrheitet. Es gab aber mitunter Nachbesserungsbedarf.

Als vor einem Jahr die "Natur in Pfaffenhofen 2017" ihre Pforten schloss, sagte Bürgermeister Thomas Herker (SPD), die Gartenschau sei nur der Probebetrieb für die neuen Parkanlagen gewesen, die nun der Öffentlichkeit übergeben werden könnten - stolzte 5,8 Hektar Grün-, Spiel- und Erholungsfläche. Vor allem der Bürgerpark und seine Spielplätze erfreuten sich vom Start weg großer Beliebtheit. Und das Zusammenleben rund um das ehemalige Gartenschau-Gelände dürfte sich mittlerweile weitestgehend eingespielt haben. Ein Überblick.

nVandalismus: Im Bürgerpark gibt es dann und wann Ärger wegen Sachbeschädigung. Bedenken, dass die Grünanlage ein Brennpunkt für Vandalismus wird, haben sich aber nicht bewahrheitet. Die neuen Parks seien keine Vandalismus-Brennpunkte, sagt Stadtjurist Florian Erdle. "Sicherlich gibt es den einen oder anderen Vandalismus-Fall", räumt auch der Grünanlagen-Referent des Stadtrats, Manfred Mensch Mayer (GfG), ein. Aber das sei nicht speziell auf das Gartenschaugelände beschränkt. "Das gibt es andernorts, zum Beispiel bei Sportanlagen, genauso - das ist ein generelles gesellschaftliches Problem." Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt auch Pfaffenhofens Polizeichef Helmut Fink: "Es gibt Fälle, aber die halten sich im Rahmen." Im Februar gab es einmal ein beschädigtes Brückengeländer und im April wurde einmal die hölzerne Biberfigur gestohlen, die zuvor auch schon mal beschädigt wurde. Ansonstem seien die Parks unauffällig bei Straftaten: "Ein großer Schwerpunkt ist dort nicht." Heuer gab es eine Rauferei und eine sexuelle Belästigung, so Fink. "Das ist unterm Strich weniger als bei anderen Treffpunkten in Pfaffenhofen."

nLärmbelästigung: Der Stadtrat hatte sich entschlossen, den Bürgerpark bewusst nicht einzuzäunen. So sind Ruhestörungen nicht auszuschließen, obwohl ab 22 Uhr Ruhezeit vorgeschrieben ist. Dass es zu Konflikten mit den Anliegern in den neuen Wohnblocks kommen kann, gerade in der warmen Jahreszeit, war absehbar. Und tatsächlich gab es heuer seit dem Frühjahr schon mehrere Beschwerden an die Stadt: "Viele Parkbesucher sind sehr laut und rücksichtslos", beklagt eine Anliegerin. Ein anderer urteilt, die Pfaffenhofener Bürger seien "nicht reif für einen Bürgerpark" und spricht von "nächtlichen Randalierern, die am Spielplatz Alkohol konsumieren und die halbe Nacht herumschreien und grölen - natürlich mit Untermalung von lauter Musik". Die Stadt appelliert nicht nur auf die Rücksichtnahme der Nutzer, sondern setzt auch auf die Citystreife, die bei Ruhestörung eingreifen soll. Dieser gewerbliche Sicherheitsdienst dreht in den Nächten vor Feiertagen sowie an den Freitag- und Samstagabenden seine Runden in der Innenstadt. Beschwerden gibt es trotzdem noch. Die Stadtverwaltung hält die Kontrollen allerdings für ausreichend und sieht keinen Ruhestörungs-Brennpunkt - bei allem Verständnis für das subjektive Lärmempfinden von Anliegern. Die Polizei teilt diese Einschätzung: Es sind heuer nur drei nächtliche Einsätze wegen Ruhestörung amtskundig. "Wir haben da kein Dauerproblem", sagt Inspektionsleiter Fink. Mehr Einsätze wegen Ruhestörung gab es rund um den Bürgerpark - etwa weil Anlieger wegen lauthals streitender Nachbarn die Polizei riefen oder wegen einer Party auf der Dachterrasse des nahen Hotels.

nInteressenkonflikte: Es gab speziell beim Bürgerpark Reibereien zwischen verschiedenen Nutzergruppen - allen voran zwischen Radlern und Fußgängern. Daher hat der Stadtrat bereits einen Monat nach Ende der Gartenschau eine Nutzungssatzung für Grünanlagen erlassen. So wird etwa das Betreten von Beeten, das Übernachten in den Parks sowie das Fahren oder Parken von Kraftfahrzeugen untersagt. Auch wurden heuer bestimmte Wege für Radler gesperrt. Grundsätzlich zeigt sich Grünanlagen-Referent Mensch Mayer zufrieden damit, wie sich die Nutzung eingespielt hat. Er will aber nicht verhehlen, dass es durchaus Konflikte gibt. "Man merkt erst im täglichen Betrieb, wo man noch an der einen oder anderen Schraube drehen muss", sagt Mayer.

nNachnutzung: Egal ob Open-Air-Kino, Neubürgerfest oder Freiluftkonzerte im Bürgerpark, das Nachwuchsband-Festival Saitensprung im Sport- und Freizeitbad oder die Rückkehr der Kurzfilmnacht auf die Ilm-Insel: Die Idee, das ehemalige Gartenschaugelände mit öffentlichen Veranstaltungen zu beleben, wurde von der Stadt in die Tat umgesetzt. Wobei Grünanlagen-Referent Mensch Mayer davor warnt, es mit Veranstaltungen zu übertreiben, "um die Alltagsaktivitäten nicht zu sehr einzuschränken". Denn die seien nun mal der eigentliche Zweck - ganz zu Schweigen vom Nutzen der neuen Grünanlagen für Artenvielfalt durch Rückzugsräume für Vögel, Insekten und Wasserlebewesen.

nSchattenplätze: Während sich der Bürgerpark großer Beliebtheit erfreut und auch der Freizeitpark an der Ilm vor allem abends Sportive anzieht, bleibt die Nutzung der Insel mit ihren Terrassen ein wenig hinter den Erwartungen zurück. In dem kleinen Park, von dem aus die Ilm direkt zugänglich ist, herrschte in den vergangenen Wochen mitunter gähnende Leere. "Auch die Insel hat ihre Liebhaber, aber wenn es heiß ist, gibt es einfach zu wenig Schatten", erklärt Mayer mit Blick auf die Hitzewelle Anfang des Monats. "Unten am Fluss ist man der prallen Sonne ausgeliefert." Das Problem gebe es auch bei den beiden anderen Parks - etwa beim Kinderspielplatz im Bürgerpark oder bei der Tischtennisplatte beim Sportstadion. "Da brennt halt die Sonne drauf", sagt der Referent. Mayer fordert, dass mehr und vor allem größere Bäume nachgepflanzt werden müssten. "Es dauert Jahre, bis eine Jungpflanzung fühlbaren Schatten spendet", sagt er. Und da müsse die Stadt einfach mehr Geld in die Hand nehmen und größere Exemplare pflanzen.

nKosten: Die Gartenschau als Millionengrab? Bürgermeister Herker nannte die Gartenschau "das beste Geschäft, das Pfaffenhofen je gemacht hat" - geschaffen habe man einen "Wert für Generationen". Der abschließende Kassensturz steht zwar nach wie vor aus. Die von Kritikern genannten Kosten von zwölf Millionen Euro sind aber wohl nicht zu halten. Laut städtischer Haushaltsunterlagen wurden rund 9,2 bei veranschlagten 10,5 Millionen für alle Investitionen mit direktem Bezug zur Gartenschau ausgegeben. Abzüglich der Einnahmen von zirka fünf Millionen Euro durch Förderungen und Grundstücksverkäufe bleiben Kosten von gut 4,2 Millionen Euro inklusive Durchführung. Für die tatsächlichen baulichen Investitionen musste die Stadt letztlich 2,8 Millionen Euro aus eigenen Mitteln bezahlen. Gerechnet ist all das ohne Kosten für Projekte im Vorfeld der Gartenschau, die nach Argumentation der Stadt sowieso angefallen wären und keinen Bezug zur Schau haben. Zu nennen wären beispielsweise der Ausbau der Schlachthofstraße, die Auslagerung des Bauhofs, die Umgestaltung des Sportstadions oder bestimmte Sanierungsmaßnahmen in der Innenstadt. Dann wäre die Nettoausgaben natürlich zweistellig.

Michael Kraus