stadtgeflüster
Ein Denkmal für die Großstadt

13.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:52 Uhr

(kue) 2019 jährt sich der Fall der Berliner Mauer zum 30. Mal.

Eine ganze Generation kennt inzwischen nur noch das wiedervereinigte Deutschland! Deshalb soll - oder vielmehr sollte - pünktlich zum Jahrestag am 9.November 2019 auf dem denkmalgeschützten Sockel des 1950 abgerissenen Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmals ein Freiheits- und Einheitsdenkmal errichtet werden, das an die friedliche Revolution und die deutsche Wiedervereinigung erinnert.

Dass die "Einheitswippe", wie die Berliner die voraussichtlich 18 Millionen Euro teure begehbare und bewegliche Schale nennen, nicht rechtzeitig fertig wird, obwohl sie schon 2007 vom Bundestag beschlossen wurde, braucht wohl nicht eigens erwähnt zu werden. Gefeiert wird in Berlin trotzdem, und zwar das ganze Jahr über, wie vistberlin. de, das offizielle Reiseportal der Hauptstadt, verrät.

Einen 30. Jahrestag gibt's gibt es nächstes Jahr auch in Ingolstadt zu feiern. Denn am 20. Juni 1989 wurde Richard Emanuel F. (Name von der Redaktion nicht geändert) geboren. Mit seinem ersten Schrei übersprang Ingolstadt die 100.000 Einwohnermarke und wurde endlich Großstadt. Dass man im Rathaus davon erst am 4. Dezember erfuhr, hatte - das sei den Nachgeborenen kurz erklärt - nichts mit etwaigen Wirrnissen der Wiedervereinigung zu tun, sondern mit dem Dauer-Jetlag des bayerischen Landesamts für Statistik.

Ob nun am 20. Juni 2019 nur auf der Terrasse von Richard Emanuel F. die Korken knallen oder ob die Stadtspitze schon ein dem denkwürdigen Anlass gemäßes Jubiläumsjahr plant, konnten wir bis Redaktionsschluss leider nicht mehr klären.

Unbestätigten Gerüchten zufolge soll aber kein eigenes Großstadt-Denkmal errichtet werden. Vielmehr soll das neue Kongresshotel zum Symbol des Aufstiegs Ingolstadts zur Großstadt werden. Mit der "Einheitswippe" hat es jedenfalls einiges gemeinsam: Es steht auf historischem Boden und wird gebaut, obwohl es niemandem gefällt.