Ingolstadt
Ein Brückenbau mit Fragezeichen

Neue Anbindung der Staatsstraße 2335: FW fordern weitsichtige Planung für vierspurigen Ausbau

16.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:40 Uhr
In Höhe der jetzigen Abzweigung nach Wettstetten soll am Übergang von Kreisstraße EI 43 (hinten links) und Staatsstraße 2335 (Vordergrund und hinten rechts) eine neue Brücke entstehen. Sie sollte nach Ingolstädter Auffassung aber breit genug ausfallen, um den Verkehr vierspurig unter ihr hindurch zu führen. Das haben auch die Freien Wähler jetzt nochmals unterstrichen. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Geplant wird schon länger, genehmigt ist noch nichts - und gebaut schon gleich gar nichts. Deshalb erinnern die Freien Wähler die Stadtspitze jetzt daran, dass das vom Staatlichen Bauamt vorbereitete neue Brückenbauwerk im Zuge der Staatsstraße 2335 bei Wettstetten gleich so dimensioniert werden möge, dass die Kreisstraße EI 43 in Fortsetzung der Ettinger Ostumgehung beizeiten auch vierspurig darunter durchgeführt werden kann.

Das Thema hat vor Jahren die Wellen hoch schlagen lassen und das politische Verhältnis zwischen Ingolstadt und Wettstetten belastet. Mit dem bewussten Brückenbauwerk und einer anschließenden Einfädelspur soll die Staatsstraße 2335, die derzeit von der Einmündung in die EI 43 nur in Einbahnrichtung (nach Wettstetten) befahren werden kann, so ertüchtigt werden, dass sie auch wieder für die Gegenrichtung geöffnet werden kann. Es handelt sich um eine alte Ingolstädter Forderung, die in Wettstetten nicht viele Befürworter hat, weil man sich nicht mehr Verkehr aufs Gemeindegebiet holen möchte. Andererseits hoffen die Ingolstädter durch die neue Straßenanbindung auf Entlastungseffekte für den Stadtteil Etting.

In der Ettinger Bürgerversammlung hatte der neue Chef des Staatlichen Bauamtes, Stephan Blauth, die Brückenplanung kürzlich noch einmal in Grundzügen erläutert - für die Freien Wähler um Fraktionschef Peter Springl offenbar Anlass, sich jetzt mit einem Schreiben an OB Christian Lösel (CSU) zu wenden und um Einflussnahme auf das Planverfahren bei der Regierung von Oberbayern zu bitten. Tenor: Wenn die Kreisstraße EI 43 - quasi die Weiterführung der künftig vierspurigen Ettinger Ostumgehung direkt hinter der Stadtgrenze - eines Tages ebenfalls vierspurig ausgebaut werden sollte, darf die Durchfahrt unter der neuen Brücke nicht so schmal ausfallen, dass sie nicht vier Spuren fasst.

Für Walter Hoferer, städtischer Tiefbauchef und stellvertretender Baureferent, ist diese Forderung im Prinzip ein alter Hut: "Seit wir den weiteren Ausbau der Ettinger Umgehung planen, befürworten wir auch die spätere vierspurige Weiterführung Richtung Lenting." Hoferer hat diese Position der Stadt angesichts der jüngsten FW-Forderung auch nochmals in einem Schreiben ans Staatliche Bauamt formuliert. Selbst vom Landkreis Eichstätt, so der Amtsleiter jetzt zum DK, kämen inzwischen positive Signale, die EI 43 im fraglichen Teilstück beizeiten auszubauen. Womöglich, so Hoferer, könne der Landkreis eines Tages sogar in Vorleistung treten, um den Bau zu beschleunigen.

Ingolstadt kann auf die Gestaltung der weiteren Strecke Richtung Autobahnanschlussstelle Lenting keinen direkten Einfluss nehmen: Seine Planungshoheit endet an der Stadtgrenze. Danach ist man auf das Wohlwollen des Landkreises (zuständig für die EI 43) und des Freistaates und seiner Baubehörde (verantwortlich für die Staatsstraße 2335) angewiesen.

Beim Staatlichen Bauamt verweist Behördenchef Blauth allerdings darauf, dass er nicht ohne rechtliche Anhaltspunkte ein bereits laufendes Planverfahren derart ausweiten kann, dass auch alle künftigen Eventualitäten berücksichtigt sind. Derzeit gebe es im gültigen Ausbauplan für die bayerischen Staatsstraßen jedenfalls keinen Anhaltspunkt für einen vierspurigen Ausbau der Staatsstraße 2335 bis zum Autobahnzubringer, sagte Blauth gestern auf DK-Anfrage. Ob dies bei einer eventuellen Fortschreibung des Planwerks im kommenden Jahr anders ausschaue, könne er nicht beurteilen. Die Gesamtlage sei im fraglichen Plangebiet zudem besonders kompliziert, weil ziemlich genau im Einmündungsbereich von EI 43 und Staatsstraße auch der Geisberg-Tunnel im Zuge der ICE-Strecke nach Nürnberg beginnt.

Im laufenden Planfeststellungsverfahren für die geplante Brücke und die neuen Einfädelspuren soll in diesem Frühjahr oder Frühsommer erst einmal der vorgeschriebene Erörterungstermin für alle Betroffenen stattfinden. Die zuständige Regierung von Oberbayern habe erst jüngst eine Anfrage für einen Termin im Mai gestellt, so Behördenleiter Blauth - das genaue Datum werde noch rechtzeitig bekannt gegeben. Nach der Erörterung müssen dann über viele Monate hinweg alle denkbaren Einwände überprüft und beschieden werden - da kann leicht ein Jahr vergehen.

Mit einem Planfeststellungsbeschluss wäre dann frühestens irgendwann im nächsten Jahr zu rechnen. Und selbst dann sind immer noch Klagen vor den Verwaltungsgerichten möglich, was angesichts der bekannten Bedenken auf Wettstettener Seite nicht ganz unwahrscheinlich ist.

Eine weitergehende Planung zum Ausbau der Gesamtstrecke nach Lenting würde allemal weitere Jahre ins Land gehen lassen, weshalb hier wohl über ein Projekt spekuliert wird, das erst ab 2030 akut werden könnte. "Dennoch", sagt Ingolstadts Tiefbauchef Hoferer ganz pragmatisch, "kann man schon jetzt eine Brücke planen, die so beschaffen ist, dass man vierspurig darunter her kommt."

Bernd Heimerl