Eichstätt
Junger Verein mit Mittlerfunktion

Ein Jahr Landschaftspflegeverband Landkreis Eichstätt 25 von 30 Gemeinden sind Mitglied

13.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:42 Uhr

Die Pflegemaßnahme auf der historischen Haselnussplantage oberhalb von Eichstätt dauerte vier Tage und war wegen der unzugänglichen Hanglage sehr aufwendig. Dabei ging es nicht nur um den Erhalt von wichtigen Lebensräumen, sondern auch den einer Kulturlandschaft.

Eichstätt (DK) Um nach dem Ende des Naturschutzgroßprojekts Altmühlleiten Landschaftspflegemaßnahmen im Landkreis zu koordinieren und anzuregen, wurde der Landschaftspflegeverband Landkreis Eichstätt (LPV) gegründet. Die Verantwortlichen blickten jetzt auf das erste Jahr zurück.

Die Vereinsgründung war bereits im Oktober 2016, am 1. März 2017 konnten Geschäftsführerin Christina Fehrmann und Fachkraft Nina Wett-engel, unterstützt von Stephanie Herrler als Verwaltungskraft, mit ihrer Arbeit beginnen. Ein weiterer Meilenstein war zudem die Einweihung der Geschäftsstelle in Eichstätt im September vergangenen Jahres (wir berichteten).

Auch wenn zum "1. Geburtstag" erst zwei abgeschlossene Projekte vorgestellt werden können, sei im ersten Jahr viel geschehen, sagt Fehrmann: "Wir haben zunächst damit angefangen, unsere Mitgliedsgemeinden zu besuchen, um zu schauen, wo ein Bedarf an Unterstützung besteht und wo vielleicht auch schon Ideen oder Pläne für Landschaftspflegeprojekte vorhanden sind." 25 der insgesamt 30 Gemeinden des Landkreises Eichstätt sind derzeit Mitglied im Landschaftspflegeverband, mit den übrigen fünf sei man ebenfalls in Kontakt.

Schließlich habe man sich für den Anfang auf "zwei ökologisch sehr wichtige Projekte" beschränkt, um sich "im ersten Jahr nicht zu verzetteln": Zum einen habe man der Haselnussplantage oberhalb von Eichstätt, die im Ersten Weltkrieg zur Versorgung der Eichstätter Bevölkerung angepflanzt wurde, eine "Anti-Aging-Kur" verpasst, berichtet Fehrmann. Der "wichtige Lebensraum" sei äußerst schwierig zu beweiden, Magerrasen und Haselreihen drohten in der Verbuschung zu versinken. "Dies konnten wir im Zuge einer sehr aufwendigen Landschaftspflegemaßnahme verhindern."

Das zweite Projekt war die Magerrasenfläche Obermorsbacher Tal. Adi Geyer, bekannt durch sein Engagement für den Apollofalter, hatte den LPV darauf aufmerksam gemacht, dass dort die Berghexe, eine stark gefährdete Schmetterlingsart, durch die starke Verbuschung wichtigen Lebensraum verliert. "Dort ist die letzten 20 Jahre nichts gelaufen an Landschaftspflege. Das hat es den Schäfern fast unmöglich gemacht, diesen Bereich zu beweiden. Die Berghexe braucht aber offene Flächen, die mit intensiver Beweidung entstehen", erklärt Fehrmann.

Der LPV Eichstätt übernehme bei solchen Projekten die Erarbeitung eines Konzepts und die Auftragsvergabe, "die Gemeinde kostet das nichts". Außer den Mitgliedsbeitrag: Im Jahr zahlen die Gemeinden 30 Cent pro Einwohner, der Landkreis Eichstätt legt 90 Cent pro Einwohner drauf. Damit hatte der Landschaftspflegeverband im ersten Jahr einen Etat von 150 000 Euro. Über das Arbeitsprogramm und die vorhandenen Mittel entscheidet der Vereinsvorstand des LPV, der sich aus Vertretern aus drei Bereichen zusammensetzt: Politik (stellvertretende Landrätin Tanja Schorer-Dremel und Mörnsheims Bürgermeister Richard Mittl), Landwirtschaft (Johannes Scharl vom Bayerischen Bauernverband und Johannes Funk, Forstbetriebsgemeinschaft Eichstätt) sowie Umwelt (Johann Beck, Bund Naturschutz, und Willi Reinbold, Landesbund für Vogelschutz).

Diese Besetzung habe sich im ersten Jahr bereits gut bewährt, sagt Vorsitzende Schorer-Dremel. Das sieht auch Stellvertreter Reinbold so: "Man kann immer miteinander reden, allein das schafft schon Akzeptanz." Denn im Vorstand und mit Fehrmann und Wett-engel werden nicht nur die konkreten Maßnahmen zu eigenen Projekten besprochen. Der LPV habe auch eine Vermittlungsfunktion zwischen Landwirtschaft und Umweltschutz, etwa wenn es um Fragen im Bereich Ausgleichsflächen gehe. "Wenn man ein fachlich und wirtschaftlich überzeugendes Konzept bringt, lassen sich auch Landwirte gerne überzeugen, das ist meine Erfahrung", sagt Fehrmann. "Der Alltag eines Landwirts ist einfach wahnsinnig kompliziert geworden, da darf man nicht nur mit Forderungen kommen von der Umweltschutzseite aus."

Eine enge Zusammenarbeit pflegt der Landschaftspflegeverband mit der Unteren Naturschutzbehörde, etwa mit Ivenia Eichner. Auch sie schätzt den Zusatznutzen, den der noch junge Verein für ihre Arbeit bedeutet: "Der LPV ist wichtig als Bindeglied und als Organisator." Dass nun der Bayerische Landschaftspflegetag am 7. Mai mit allen 59 Verbänden heuer in Eichstätt stattfinden wird, sieht Schorer-Dremel ebenfalls als "große Auszeichnung".