Ingolstadt
Durch das kalte Weiß

Mit dem ersten Schnee kam am Sonntag eine winterliche Stimmung nach Ingolstadt

16.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:25 Uhr
Am beliebtesten seien Christbaumkugeln mit persönlicher Widmung, erklärte Verkäuferin Adriana Brandl-Wartenberg. Ihren Stand am Christkindlmarkt gibt es seit 1994 . −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) "O du fröhliche" tönt es am Sonntag aus dem Lautsprecher auf dem Carraraplatz, feine Schneeflocken fliegen durch die Luft.

Die Dächer der Hütten bekommen ein Häubchen aus Schnee. Ein kleiner Bub, der fünfjährige Thilo, kniet sich auf die Pflastersteine und formt mit den Händen einen Schneeball, Er schielt zu seinem älteren Bruder und grinst in sich hinein. Ob er ihn später noch damit überrascht?

Aber weiter zur Eislauffläche am Paradeplatz. Ein hoch gewachsener Mann dreht seine Runden - mit der Schneeschaufel, weiße Schneeberge türmen sich am Rand. Mit Pinguinen gleiten zwei Mädchen über das Eis. Ein Kind landet bäuchlings auf dem Eis, streckt die Arme weit nach vorne. Die Mütze rutscht dem Mädchen ins Gesicht. Sie hievt sich wieder hoch und weiter geht's - noch eine Runde gedreht.

Ein paar Meter weiter prosten sich drei Schwestern aus Köln - Veronika Haitz sowie Johanna und Theresa Schalow - zu. Aus dem Gläsern dampft es. Die drei haben Karten für die Eisgala - das Geburtstagsgeschenk für Veronika. Lachend wischt sie sich Schneeflocken von der Mütze. "Wir hoffen sehr, dass wir weiße Weihnachten bekommen", meint sie.

Zum Aufwärmen strömen die Menschen in die Hüttengaudi, Der Balkon gibt den Blick frei auf das Gewusel unten. "Wir hatten Anfangsschwierigkeiten, als wir damals so spontan die Hütte übernommen haben", gibt Betreiber Gregor Wittmann zu. Davon ist aber nichts mehr zu merken: Die Kellnerin Marina Eibel balanciert gerade gleichzeitig drei Teller durch die warme Hütte, zwei Männer nehmen auf den Bänken mit den weißen Fellen Platz. In der Küche wird Kaiserschmarrn zubereitet, der Teig brutzelt süß duftend in der Pfanne. Kurze Verschnaufpause und weiter ins weihnachtliche Getümmel auf den Straßen.

Die Schaufenster sind weihnachtlich geschmückt. Nussknacker und Weihnachtsmänner stehen neben einem Schlitten bei der "Hair und Beauty Galerie" Am Stein. Der dreijährige Diar und seine einjährige Schwester Dilara werfen einen neugierigen Blick auf die Kulisse. Die Harderstraße entlang, in der Winterlounge wärmen sich Michael Disch und seine Familie an ihren Tassen mit heißen Getränken und essen Nussecken.

Die Grimmschen Märchenhütten erzählen die Geschichten von Rotkäppchen, Dornröschen und anderen Figuren. Noch einen letzen Schlenker zum Christkindlmarkt: Zwischen den Christbaumkugeln ist eine schwarzhaarige Frau zu erkennen, ihre Hand greift durch die Fäden hindurch und reicht einer Frau eine bunt verzierte Kugel - selbstbemalt. "1994 hat meine Mutter angefangen, hier am Christkindlmarkt die Kugeln zu verkaufen. Seitdem bin ich auch mit dabei", erzählt Adriana Brandl-Wertenberg. Ein letztes Mal den Geruch von gebrannten Mandeln einatmen und dann zurück ins Warme.

 

Anna Hausmann