Kösching
Droht jetzt der Ausverkauf ?

Zuckerrübenanbauer und Südzuckervertreter diskutieren in Kösching über Wirtschaftlichkeit

28.05.2019 | Stand 02.12.2020, 13:52 Uhr

Kösching (swo) In diesem Herbst jährt es sich zum zweiten Mal, dass die Europäische Zuckermarktordnung abgeschafft wurde.

Wie sich diese als Marktbereinigung gedachte Maßnahme jetzt auswirkt, darüber haben Zuckerrübenanbauer kürzlich im Zuge der Kontrahierungsversammlung in Kösching diskutiert. Dabei ging es auch um den Abschluss der Lieferverträge für das Anbaujahr 2020.

Ziel war es, den Rübenanbau auf die ertragsstarken Regionen, wo es aus ökologischen wie ökonomischen Gründen sinnvoll war, zu konzentrieren. Landwirte und die Südzucker AG als Abnehmer der Zuckerrüben hatten sich vorher eine Strategie zurechtgelegt, wie man der durch die Produktionsfreigabe entstehenden Warenflut und dem daraus resultierenden Preisrückgang begegnen möchte. "Die Südzucker-Werke in Rain und Plattling waren 2018 mit einer Ausbeute von etwa 15,5 Tonnen Zucker pro Hektar die Spitzenreiter in Europa, die Regionen in Südbayern zählten zu den fruchtbarsten Gegenden", informierte Gerhard Murmann von der Südzuckerfabrik in Rain.

Für den Südzucker-Vertreter war es an diesem Abend keine leichte Aufgabe, den Landwirten den Zuckerrübenanbau zu versüßen. Viele waren schon gar nicht erschienen. Schließlich lässt die erhoffte Marktkonsolidierung weiter auf sich warten. "Agrarpolitik wird für eine Reihe von EU-Ländern wieder zur nationalen Angelegenheit, gemeinsame Absprachen und Regelungen haben nur noch bedingt Gültigkeit", sagte Gerhard Murmann. Vor allem die Länder Osteuropas glichen den Wettbewerbsnachteil ihrer Rübenanbauer entsprechend mit nationalen Subventionen aus.

Max Ampferl, Vorstandsmitglied des Verbands bayerischer Rübenanbauer, machte anhand aktueller Zahlen deutlich, wieso es momentan so schwierig ist, unter den Zuckerrübenbauern Begeisterung zu entfachen: Innerhalb kurzer Zeit ist der Erzeugerpreis für eine Tonne Zuckerrüben um etwa die Hälfte - auf derzeit etwa 28,50 Euro - gefallen. Genaugenommen läge der Preis, den die Bauern für ihre Ware bekommen, bei 22,50 Euro. Aber derzeit gewährt die Südzucker AG noch eine Rohstoffsicherungsprämie von etwa sechs bis sieben Euro pro Tonne, um den Rübenanbau und die Versorgung der verarbeitenden Werke sicherzustellen. Bei einem durchschnittlichen Hektarertrag von etwa 85 Tonnen kommt ein Betrieb somit auf eine Marktleistung von etwa 2450 Euro. Dem stehen variable Produktionskosten von etwa 1700 Euro pro Hektar gegenüber. "Zählt man dann noch die kalkulatorischen Kosten, wie Maschinen-Technik, Gebäude oder Pacht dazu, dann steht am Ende nur noch die schwarze Null. "

Die Anwendung der Neonikotinoide als Saatgutbeize oder verschiedener Pflanzenschutzwirkstoffe, die hierzulande verboten werden oder schon vom Markt genommen wurden, seien in vielen europäischen Ländern weiterhin erlaubt, was deren Herstellungskosten deutlich senke, sagte Murmann.

Diese Entwicklung hat auch das Konzernergebnis der Südzucker AG beeinflusst, so Murmann weiter. "Der Aktien-Konzern hat 2018 im Segment Zucker 236 Millionen Euro Verlust gemacht". Ein besorgter Landwirt stellte daher die Frage, ob - wie bei Aktiengesellschaften oft üblich - ein Verkauf der Zuckerrübensparte drohe, ähnlich wie dies bei der Firma Osram geschehen ist, die ihre Glühbirnensparte nach China veräußert habe.