Ingolstadt
Die Trennung fällt schwer

Verhältnis von Stadt und Wonnemar-Betreiber Interspa ist nach Baustopp zerrüttet

02.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:15 Uhr
Am Freitag vor Pfingsten verkündete der Wonnemar-Betreiber Interspa einen weiteren Baustopp bei der Modernisierung des Bades. −Foto: Hammer

Ingolstadt - Mit dem erneuten Baustopp beim Wonnemar ist das offenbar zerrüttete Verhältnis zwischen dem Betreiber, der Interspa-Gruppe, und der Stadt Ingolstadt als langjährigem Vertragspartner in aller Deutlichkeit an die Öffentlichkeit getreten.

 

Dass beide Seiten bei dem Freizeitbad nicht mehr miteinander können, wurde auch am Dienstag nach Pfingsten offenkundig, als sich Interspa auf DK-Anfrage dazu äußerte. Der Betreiber hatte am späten Freitagnachmittag vor dem langen Wochenende den Baustopp öffentlich verkündet, woraufhin die Stadt umgehend mit dem Abbruch aller laufenden Verhandlungen über das weitere Vorgehen beim Wonnemar reagierte - diese seien "endgültig gescheitert".

Wie mehrfach berichtet, bezuschusst die Stadt die Modernisierung des 2003 eröffneten Spaßbades mit einer großen Summe und übernimmt 49 Prozent. 2018 waren vom Stadtrat zunächst 9,3 Millionen Euro zugesagt worden, kein Cent mehr, ausdrücklich ausgeschlossen selbst im Falle "unabwendbarer Kostenmehrungen", wie es von städtischer Seite heißt. Dennoch wurde im vergangenen Dezember noch einmal der prozentuale Anteil an den 3,8 Millionen Euro Mehrkosten locker gemacht, die bei der Baustelle aufgelaufen waren. Damit konnten die Arbeiten wiederaufgenommen werden, die seit Oktober über zwei Monate geruht hatten, da Interspa dem renommierten Generalbauunternehmer Mauss fristlos gekündigte hatte. Damals gingen die Vorwürfe zwischen Interspa und Baufirma hin und her, wer die Schuld an dieser Entwicklung (Verzug und Mehrkosten) hatte.

Nun entwickelt sich fast zwangsläufig zwischen Interspa und Stadt dasselbe öffentliche (Millionen-)Spielchen - seit dem Baustopp, den die Stadt am Freitag nach eigener Aussage "mit Verwunderung zur Kenntnis genommen und ausdrücklich nicht gebilligt" hat. Interspa wiederum sagt, der Schritt sei dem Rathaus tags zuvor angekündigt worden. Man selbst könne die Reaktion der Stadt mit der Kritik und dem Abbruch der Verhandlungen nicht verstehen, sie sei "überhaupt nicht nachvollziehbar". Denn: "Eine andere Reaktion als den verhängten Baustopp konnte es nicht geben, ohne dass sich der Geschäftsführer strafbar gemacht hätte", teilt der Badbetreiber mit, den Manager Volker Kurz leitet. Dass nun die Zeichen auch in der Öffentlichkeit auf Trennung stehen stehen und die Stadt, wie vom DK so formuliert, "den Stöpsel ziehen" wolle, lag für den Badbetreiber sogar auf der Hand. Die Ablöse des noch 15 Jahre laufenden Vertrags habe Geschäftsführer Kurz kürzlich selbst bei einem Spitzengespräch im Rathaus als eine von drei Varianten vorgeschlagen, teilt Interspa mit. Seither liefen die Verhandlungen über die Ausstiegsmodalitäten - bis Freitag eben.

Dass die Stadt nun alles für gescheitert erklärt, hat laut Mitteilung diesen Hintergrund: Die Stadtverwaltung habe "Lösungsalternativen für die rechtlich komplexe Situation erarbeitet", die OB Christian Scharpf der Interspa auch vorschlug: So habe die Stadt Ingolstadt unter anderem angeboten, das Wonnemar von der Betreiberfirma - einer Tochter der Interspa - zu erwerben. "Dies ist leider an den aus Sicht der Stadt nicht vertretbaren Vorstellungen von Interspa hinsichtlich des Kaufpreises gescheitert. " Dem Vernehmen nach wollte der Badbetreiber noch Gewinnerwartungen aus dem Betrieb des dann sanierten Spaßbades mit abschöpfen. Die Interspa-Gruppe versuche jetzt, "den schwarzen Peter der Stadt zuzuschieben - für eine Situation, die sie selbst maßgeblich zu verantworten hat", fasst die Stadt zusammen. Ihr Ziel sei es weiterhin, das zu gut 80 Prozent fertige Wonnemar baldmöglichst wieder zu öffnen und die Arbeitsplätze hier zu erhalten.

Auch Interspa spricht von Trennung, merkt aber an: "Das wird wohl ohne weitere Gespräche nicht möglich sein" - insofern stecke hinter der städtischen Ankündigung eines Betreiberwechsels "wohl ein dramaturgisch gesetzter Theaterdonner". Da alle Firmen der Interspa-Gruppe als eigenständige Unternehmen geführt würden, hätte "der Ausstieg Ingolstadts eher emotionale als wirtschaftliche Folgen". Allerdings sei man aktuell auf Corona-Hilfsdarlehen angewiesen. Die würden, so Interspa, nicht ausgezahlt, solange der Standort Ingolstadt im Unklaren sei. Die Stadt Ingolstadt gefährde mit der "angekündigten Verweigerungshaltung" die Arbeitsplätze von 650 Mitarbeitern der Gruppe.

Dem entgegnet das Rathaus, dass sein Fokus auf der Entwicklung am Standort Ingolstadt zu liegen habe und nicht die Erfüllung von Konzerninteressen von Interspa zum Ziel haben könne. Insofern dürften die von Interspa geschilderten Corona-bedingten Probleme andernorts nicht zu Lasten der Interessen der Stadt und der von ihr eingesetzten Steuermittel gehen.

Das letzte Wort dürfte also noch nicht gesprochen sein.

DK