Ingolstadt
"Die Stadt muss dynamisch bleiben"

OB Lösel wirbt für eine Ingolstädter Agenda für Nachhaltigkeit

18.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:07 Uhr
  −Foto: DK-Archiv

Ingolstadt (DK) Keine Armut, kein Hunger, hochwertige Bildung, Klimaschutz oder weniger Ungleichheiten: Die Vereinten Nationen haben das Jahrzehnt 2020 bis 2030 zur Dekade der Nachhaltigkeit erklärt und insgesamt 17 Ziele formuliert, die bis dahin umgesetzt werden sollen.

Einige deutsche Städte wie beispielsweise Mannheim haben auf Grundlage dieses 1995 von allen UN-Mitgliedsstaaten gefassten Beschlusses bereits selber ihre eigenen Ziele gesetzt. OB Christian Lösel will im Dezember dem Stadtrat empfehlen, eine Agenda zur Nachhaltigkeit zu beschließen und damit einen längeren Prozess starten.

Für Ingolstadt ist dies freilich nichts völlig Neues. Basierend auf dem Erdgipfel der UN 1992 in Rio, auf dem die Agenda 21, der Aktionsplan für das 21. Jahrhundert, verabschiedet wurde, beschloss der Stadtrat im Jahr 1997 einen Stadtentwicklungsplan mit integrierter Agenda 21. Unter dem Titel "Visionen für Ingolstadt" wurden die Ziele für die nächsten 15 bis 20 Jahre formuliert. Manche Ingolstädter werden sich noch an die neun Arbeitskreise erinnern, die damals gebildet wurden, wie etwa Umweltschutz, Bildung, Nachhaltigkeit oder Verkehr, an die Bürgerkonferenzen, in denen die Schanzer ihre Vorschläge unterbreiten konnten zu den einzelnen Themen, oder an den Tag der Visionen im Oktober 2000, an dem 5000 Menschen teilnahmen.

Aufschlussreich ist ein Blick in die Liste der Projekte, die seinerzeit auf der Agenda waren: Hochhaus am Nordbahnhof, Altstadtrahmenplan, Konzept für die Wirtschaftsförderung, Umgehung Unsernherrn, regionale Produkte, Ballspielhallen, Existenzgrundlagen, Ostumgehung Etting, Südostspange, Nordumgehung Gaimersheim oder Bahnhöfe sind nur einige wenige Beispiele. "Viele dieser Projekte sind inzwischen umgesetzt worden oder werden fortgeschrieben, einige wurden aus bestimmten Gründen nicht realisiert", sagte Lösel gestern bei der Vorstellung seines Projekts. Wie der OB weiter erklärte, habe sich der Begriff der Nachhaltigkeit seitdem gewandelt. War er damals stark von der Ökologie geprägt, so werden heute auch der wirtschaftliche und der soziale Aspekt berücksichtigt.

Anknüpfend an die damaligen Visionen für Ingolstadt will Lösel jetzt eine neue Agenda in Angriff nehmen. Bereits laufende Projekte sollen natürlich integriert werden. Außerdem will der OB auch Fördermittel auftreiben. "Das Thema Nachhaltigkeit ist heute breiter aufgestellt" und die Stadt sei darüber hinaus wesentlich größer geworden, sagte er. Daher soll der Agenda-Prozess wissenschaftlich begleitet werden. Ähnlich wie vor fast 20 Jahren ist eine strukturierte, intensive Beteiligung der Bürger vorgesehen. "Dabei wollen wir auch digitale Möglichkeiten nutzen", so Lösel, der sogar am Überlegen ist, einen eigenen Nachhaltigkeitsrat zu installieren. Im Dezember will er dem Stadtrat einen ziemlich offenen Beschlussvorschlag unterbreiten. Seine Absicht: "Der Stadtrat soll diskutieren, wie er es haben will. " Damit will Lösel einen längeren Prozess anstoßen mit dem Ziel, einen Leitfaden für die städtische Entwicklung in den nächsten 15 Jahren zu formulieren.

Die Bandbreite der Themen ist völlig offen. "Vieles wird natürlich fortgeschrieben", ist sich der OB sicher. Er wünscht sich möglichst viele Vorschläge von allen Seiten, um innovativ zu bleiben. "Die Stadt muss dynamisch bleiben", lautet Lösels Überzeugung, denn dies wierde für deren Wettbewerbsfähigkeit in der Zukunft entscheidend sein.

Bernhard Pehl