Ingolstadt
Die Innenstadt wird zur Tabuzone

Von 23. Dezember bis 6. Januar dürfen E-Scooter nicht im Zentrum geparkt werden - Tier rüstet bald um

12.12.2019 | Stand 23.09.2023, 9:50 Uhr
Durch die Innenstadt fahren, zum Beispiel durch die Nord-Süd-Achse (oben mit dem E-Scooter von Tier, unten mit dem von Voi), wird auch ab dem 23. Dezember erlaubt bleiben. Nur parken darf man die Elektrogefährte bis zum 6. Januar nicht. −Foto: Hammer, Hauser

Ingolstadt - Das Fahren mit den E-Scootern ist wegen des Christkindlmarktes in der Innenstadt schon seit einigen Wochen nur eingeschränkt möglich.

Sobald der Markt am 23. Dezember endet, gilt sogar im gesamten Innenstadtbereich ein Parkverbot, und zwar bis 6. Januar. So hat es die Stadt bei einem Runden Tisch mit Vertretern der beiden in Ingolstadt vertretenen E-Scooter-Anbieter und der Polizei vereinbart. Hintergrund ist der zu erwartende höhere Alkoholkonsum in der Innenstadt in den Weihnachtsferien, durch den die Gefährte zum Problem werden könnten - insbesondere im Umfeld der Silvesternacht. Da muss sich bekanntlich die Polizei schon mit der Durchsetzung des Feuerwerksverbots auseinandersetzen.

Ansonsten wird aber nur das Wetter Grenzen setzen: Sollte es etwa zu Glatteis kommen, würden die Fahrzeuge einfach vorübergehend komplett abgeschaltet, wie sowohl Tier Mobility als auch VOI gegenüber dem DK erklären. Sie stehen nach eigener Aussage in ständigem Kontakt mit Behörden und Wetterdienst. Grundsätzlich geht der Betrieb aber den ganzen Winter über weiter. Im Fall von Tier Mobility bald mit neuen E-Scootern.

Voraussichtlich Mitte der kommenden Woche werden die 150 Gefährte im Stadtgebiet eingesammelt und durch 170 neue Exemplare ersetzt. "Es ist ein robusteres und komfortableres Modell", sagt Dara Maximilian Kornak, Tier-Manager für München und Ingolstadt. Dieser E-Scooter soll sanfter beschleunigen, durch Hinterradantrieb leichter zu steuern sein, einen deutlich besseren Ständer haben und ein breiteres Trittbrett - auf dem aber weiterhin nur eine Person erlaubt ist, wie Kornak betont. Viele Nutzer dürften sich auch darüber freuen, dass an den neuen Scootern Handyhalterungen angebracht sind, die auch als kabellose Ladestationen dienen. Was für das Münchener Unternehmen aber wohl die wichtigste Veränderung ist, sind die Akkus. Die sind nämlich künftig austauschbar. Das bedeutet, dass die E-Scooter bald nicht mehr nachts eingesammelt werden, lediglich die Akkus sollen ausgetauscht werden.

Bisher fahren auch in Ingolstadt Diesel-Transporter herum. Das wird laut Kornak trotz der leichteren Fracht auch erst einmal so bleiben. Allerdings ist das Ziel, auch hier irgendwann umweltfreundlicher unterwegs zu sein. "In manchen Städten sind schon Lasten-Elektrobikes unterwegs, die die Akkus einsammeln", sagt Kornak. Das könne er sich für Ingolstadt auch vorstellen.

Anfang August startete Tier Mobility das Angebot in der Schanz. Genaue Zahlen behält das Unternehmen wie die Konkurrenz von Voi für sich. "Es kommt sehr gut an", sagt Kornak nur. Wegen der eingeschränkten Nutzung der Innenstadt für E-Scooter in der Weihnachtszeit bis zum 6. Januar will Tier verstärkt das Interesse in den Ortsteilen austesten und diese Erfahrungen nach den Ferien anwenden, wenn es Nachschub gibt. Um die 300 E-Scooter sollen dann in Mintgrün unterwegs sein - in Abstimmung mit den städtischen Verkehrsplanern.

Auch bei Voi, einem schwedischen Unternehmen, das mit seinen roten Flitzern im Oktober in Ingolstadt Fuß fasste, ist man "sehr zufrieden", wie Claus Unterkircher, General Manager für den Raum Deutschland, Österreich und Schweiz erklärt. Das Feedback der Kunden sei auch sehr positiv ausgefallen. "Aus Erfahrung lässt sich sagen, dass die Nachfrage nach unserem Angebot mit der Zeit zunimmt. Das liegt daran, dass die lokale Bevölkerung nachhaltige Elektromobilität immer mehr in ihre Alltagswege aufnimmt", sagt Unterkircher. Zum Start habe man sich zunächst vor allem im Zentrum platziert, um die Menschen für das Angebot zu sensibilisieren. Langfristiges Ziel des Unternehmens sei es aber, "auch die Außenbereiche abzudecken und den Menschen Elektromobilität für die ,Erste Meile' zum öffentlichen Nahverkehr anbieten zu können". Unterkircher erwähnt ein Pilotprojekt in Hamburg: Dort ist das Unternehmen eine Kooperation mit der Hamburger Hochbahn eingegangen, in deren Rahmen man E-Scooter in den Außenbezirken Berne und Poppenbüttel anbiete. "Das Projekt ist so gut angelaufen, dass wir in Bälde weitere Bezirke hinzunehmen werden. "

Den Runden Tisch mit den Behörden in Ingolstadt schätzt man bei Voi offenbar. Unterkircher lobt die "offenen und herzlichen Ansprechpartner", die man dort angetroffen habe. E-Scooter seien eine Ergänzung zum bestehenden Verkehrsmix, insofern sei ein gemeinsames Nachdenken über Verkehrslösungen wichtig. Auch das ausgesprochene Innenstadtparkverbot hält Unterkircher für "durchaus angemessen". Kornak lobt die Gespräche beim Runden Tisch ebenfalls. Das Parkverbot geht ihm allerdings zu weit. "Das Fahren wird sehr unattraktiv werden", sagt er. Aber sein Unternehmen werde die Zeit so eben nutzen, sich in den anderen Teilen der Stadt umzusehen.

DK


 

Thorsten Stark