Ingolstadt
Die Gitter können weg

Brandschutz auf der Höhe der Zeit: Fluchtbalkone rings um den Nordteil des Schulzentrums Südwest werden abgebaut

15.10.2020 | Stand 23.09.2023, 14:47 Uhr
Die Fluchtbalkone am Nordtrakt des Schulzentrums Südwest werden im Zuge des Umbaus und der Sanierung demontiert. Dafür wird ein neues Brandschutzsystem installiert: Bypasstüren, die Klassenzimmer verbinden. Die gesamte Gerüstkonstruktion rings um das Schulzentrum kostet die Stadt jedes Jahr insgesamt rund 33000 Euro an Miete und Wartung. −Foto: Archiv

Ingolstadt - Vor zehn Jahren war das Schulzentrum Südwest so gut wie dem Abris geweiht.

Es sprach vieles dafür. Schon Ende 2009 hatte OB Alfred Lehmann die Planungen für die Generalsanierung des 1977 vollendeten riesigen Komplexes (mit dem Apian-Gymnasium im Südtteil) stoppen lassen, als die errechneten Kosten die Viertelmilliarde erreichten. "Das lasse ich so nicht laufen! ", lautete das Lehmannsche Machtwort.

2010 lagen Pläne für einen Neubau des Apians auf dem Tisch. Es befremdete manche, als im selben Jahr wegen der Brandschutzauflagen für einen Millionenbetrag Fluchtbalkone rund um das Schulzentrum installiert wurden. "Lohnt sich das überhaupt noch? ", fragten viele. Da doch eh alles abgerissen werde. Außerdem stand damals schon fest, dass Realschule und Mittelschule Neubauten gleich nebenan erhalten werden )die sie 2013 bezogen). Seitdem stehen der mittlere und nördliche Teil des Zentrums weitgehend leer - von Fluchtgerüsten und Gittertreppen umgeben.

Inzwischen hat sich die Lage deutlich geändert: Der überwiegend ungenutzte Nordtrakt soll, wie berichtet, als Auslagerungs- und Ausweichschulhaus hergerichtet werden, in das Nachbarschulen ziehen, wenn ihre Häuser saniert werden. Zudem hält die Bauverwaltung die Generalsanierung des Apians technisch und wirtschaftlich für sinnvoll; das wird jetzt abschließend geprüft. In den Erläuterungen zu Umbau und Teilsanierung des Nordtrakts war von der Demontage der Gitterbalkone in diesem Gebäudeteil die Rede. Wie darf sich der Laie das vorstellen? Wieso können die Fluchtwege hier weg? Und woanders nicht?

Im Schulzentrum-Nord werde ein neues Fluchtwegsystem installiert, erklärte Michael Klarner, der Sprecher der Stadt auf Nachfrage: so genannte Bypass-Türen. Sie verbinden zwei Räume. Bei einem Brand gelange man über Nachbarklassenzimmer zu den Fluchttreppentürmen, die außen am Gebäude liegen und deswegen erhalten bleiben. Aber die Balkone dazwischen könne man sich mit dem neuen System sparen. Weil der Nordtrakt für Umbau und Sanierung komplett geräumt wird (Realschule und Mittelschule nutzten hier noch einige Räume), ließen sich die Bypass-Türen störungsfrei installieren. Im Apian-Gymnasium sei das bei laufendem Unterrichtsbetrieb nicht zumutbar, so Klarner, deshalb bleiben die Gitterbalkone dort erhalten.

Was kostet der Unterhalt der Fluchtwege eigentlich? Hierzu kursieren wilde Gerüchte. Von einer erheblichen Summen ist die Rede. Klarner klärt auf: Die Stadt hat die Gerüstkonstruktion gemietet. Das und die Wartung kosten im Jahr insgesamt 33000 Euro brutto. Werden die Gitter im Nordteil demontiert (wie gesagt: bis auf die beiden Treppentürme) sei eine jährliche Ersparnis von rund 10000 Euro möglich.

Der Umbau des Gebäudeteils Nord zu einem Ausweichschulhaus und die Sanierung sollen rund 5,8 Millionen Euro kosten. Der Toilettenkern im Untergeschoss wird erneuert, sämtliche Waschbecken werden ersetzt, die Klassenzimmer bekommen Akustikdecken und eine zeitgemäße IT-Ausstattung, kündigte die Stadtverwaltung an.

Wie berichtet, setzt sich auch OB Christian Scharpf (SPD) für den Erhalt des Apian-Gebäudes und dessen Sanierung ein.

DK

Christian Silvester