Ingolstadt
Der letzte Ritter Bayerns

Vor 100 Jahren: Max-Joseph-Orden und Adelserhebung für Joseph Bengl

31.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:50 Uhr
Höchste Ehren: Erst nach seinem Tod im Alter von 19 Jahren wurde Leutnant Joseph Bengl aus Ingolstadt in den persönlichen Adelsstand erhoben. Er ist auf dem Westfriedhof begraben. −Foto: Stadtmuseum

Ingolstadt (DK) Eines der außergewöhnlichsten Gräber am Ingolstädter Westfriedhof ist das von Joseph Bengl.

Mit nicht einmal 20 Jahren wurde er zum jüngsten und zugleich letzten Ritter des bayerischen Militär-Max-Joseph-Ordens. Mit der Verleihung dieses höchsten militärischen Verdienstordens des Königreich Bayerns, über den der DK erst vor wenigen Tagen berichtete, war zugleich der persönliche, nicht vererbbare Adelsstand verbunden. Die Bezeichnung Joseph Ritter von Bengl taucht allerdings nur noch auf seinem Grabstein auf.

Bengl, Sohn eines Volksschullehrers, wurde nach Angaben des Bayerischen Armeemuseums 1899 geboren, machte am Humanistischen Gymnasium in Ingolstadt Abitur und schrieb sich als Student an der Ludwig-Maximilians-Universität in München ein. Er besuchte aber keine einzige Vorlesung. Denn im November 1917 zog er als Offiziersanwärter in den Krieg. Er war 18 Jahre alt, wurde Leutnant und Kompanieführer, überlebte einen Lungendurchschuss und einen Gasangriff.

In der letzten Kriegswoche erschoss er bei einem Scharmützel in Lothringen, bei Crapeaumesnil (Gegend des Oisekanals), drei französische Soldaten, nachdem er eine zehn Mann starke französische Patrouille im Handgranatenkampf vertrieben hatte, und setzte anschließend zum Gegenangriff an. Dadurch, so hieß es, habe er seine Einheit vor einem Hinterhalt bewahrt. Er wurde als Held gefeiert. An der Spitze seiner Kompanie ritt er am 22. Dezember 1918 in Ingolstadt ein. Es war ein Triumphzug.

Doch Bengl sollte nicht mehr lang leben. Zur gasgeschädigten Lunge kommt die Spanische Grippe. Am 2. Februar 1919, kurz vor seinem 20. Geburtstag, stirbt Joseph Bengl im Garnisonsspital Ingolstadt. Als Toter erhält er die höchste Auszeichnung, die Bayern zu vergeben hat: Rückwirkend zum 2. November 1918, dem Tag des Gegenangriffs in Frankreich, wird er 1920 zum jüngsten und letzten Ritter des Militär-Max-Joseph-Ordens ernannt.

Der Historiker Franz Hofmeier wird kurz nach Bengls 100. Todestag zusammen mit dem Historischen Verein einen Vortrag über Bengl halten. Beginn ist am 21. Februar 2019 um 19 Uhr im Neuen Schloss.

Bernhard Pehl