Ingolstadt
Der Vater der modernen Zither

Eine Ausstellung zum 100. Geburtstag des Ingolstädters Ernst Volkmann im Bauerngerätemuseum Hundszell

18.09.2021 | Stand 23.09.2023, 20:51 Uhr
In seiner Werkstatt in Ingolstadt: der Zitherbauer und Sammler Ernst Volkmann. Schwer zu spielen ist die Streichgeige, weshalb sie nicht mehr in Gebrauch ist. Bei der Ausstellungseröffnung gab die Zitherexpertin Petra Hamberger aus München auf einem Exemplar aus dem Jahr 1870 eine Kostprobe. −Foto: Stadtarchiv Ingolstadt/Pehl

Ingolstadt - "Das Beste auf der Welt ist mir das traute Zitherspiel.

" Mit den Worten von Herzog Max in Bayern eröffnete Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll die Ernst-Volkmann-Ausstellung im Bauerngerätemuseum und das zweitägige Brauchtumsfest kultURIG. Die Zither, so Deneke-Stoll, gibt es in Bayern erst seit rund 200 Jahren. Und es war im 19. Jahrhundert der Herzog (wegen seiner Begeisterung für das Instrument auch Zither-Maxl genannt), der es hoffähig machte und damit auch im Bürgertum für dessen Verbreitung sorgte. Heute findet man die Zither längst nicht mehr nur in der Volksmusik: Sie ist genauso auch in der Klassik, im Blues, Pop oder in der Volxmusik anzutreffen.

Der große Ingolstädter Zitherbauer Ernst Volkmann hätte im Jahr 2021 seinen 100. Geburtstag gefeiert. Er ist vor zwölf Jahren gestorben, in seiner unermüdlichen Tätigkeit als Instrumentenbauer und Sammler von Zithern aber hat er ein bleibendes Erbe hinterlassen. Gebürtig aus dem Musikzentrum Schönbach bei Eger hat Volkmann nach der Vertreibung in Ingolstadt 1946 seine Heimat gefunden. Hier hat der gelernte Geigenbauer sich bald auf die Zither verlegt und dem Bau dieses Instruments sein ganzes Leben gewidmet. 1953 übernahm er die väterliche Werkstatt und spezialisierte sich zunehmend auf den Bau von Zithern.

Vor allem seine Harfen-Luftresonanz-Zithern wurden zu außerordentlich gefragten Instrumenten. Zusammen mit dem virtuosen Instrumentalisten Fritz Wilhelm hat er die Zither in Psalterform entwickelt und ist damit quasi zum "Vater der modernen Zither" geworden. Er entwickelte die volkstümliche Zither zum Konzertinstrument weiter und erhielt dafür 1993 sowohl den Deutschen Musikinstrumentenpreis als auch den Bayerischen Staatspreis für seine Konzertzither in Psalterform. Für seine Verdienste um die Fortentwicklung des Instrumentenbaus sowie bei der Saitenherstellung wurde ihm die Petzmayer-Medaille 1988 verliehen. Unterstützt hatte ihn stets der Ingolstädter Rektor Fritz Wilhelm, Dozent für Zither in München, der die Instrumente ausprobierte.

Volkmann ist in zweifacher Hinsicht interessant. Zum einen natürlich aus Musikersicht, zum anderen aus Sicht der Historiker, denn Volkmann kam als Vertriebener nach Ingolstadt und fasste hier Fuß als Instrumentenbauer. Geigen waren allerdings wenig gefragt während der Nachkriegszeit auf der Schanz. Die Menschen hier brachten ihm Zithern, die sie während des Krieges auf Dach- oder Heuböden versteckt hatten. Denn natürlich hatten die Instrumente gelitten und mussten repariert werden.

Den Großteil seiner immensen Sammlung von 124 historischen Zithern hat Volkmann dem Stadtmuseum Ingolstadt vermacht, wo eine exquisite kleine Auswahl präsentiert ist.

Zu seinem 100. Geburtstag zeigt das Bauerngerätemuseums Hundszell bis 31. Oktober einen breiten Querschnitt dieser prächtigen Schenkung, die gleichzeitig einen Gang durch die Entwicklungsgeschichte dieses Instrumentes bietet. Aber auch als Pionier des modernen Zitherbaus wird Volkmann in der Sonderschau gewürdigt.

Es gibt außerdem ein Musikprogramm mit Zithermusik im Rahmen der Ausstellung:

? 15. Oktober, 20 Uhr: Konzert D'Housemusi mit Toni Fischer an der Zither

? 31. Oktober, 17 Uhr: Konzert "Klingende Zithergeschichte" mit Petra Hamberger, Jonathan Fiegl und Gerhard Wunderlich

? 5. November, 20 Uhr: Konzert Cordes y Butons mit Reinhilde Gamper an der Zither

Karten zu den Konzerten im Vorverkauf gibt es bei der Ingolstädter Tourist Information am Rathausplatz (Moritzstraße 19) und im Bauerngerätemuseum Hundszell.

DK

Bernhard Pehl