Ingolstadt
Der Freund und Helfer radelt

Ingolstädter Polizeiinspektion setzt neuerdings auf eine Pedelec-Streife

03.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:14 Uhr
Zügig unterwegs mit Elektroantrieb sind die Polizeibeamten Dennis Ludewig (vorne), Kevin Buchwald und Robin Ott (rechts) sowie ihre Kollegen von der Operativen Verfügungsgruppe. Sie versehen ihren Streifendienst inzwischen teilweise auf Pedelecs. −Foto: Rehberger

Ingolstadt - Streifenwagen sind ein bestens bekanntes Bild, in Ingolstadt gibt es seit kurzem jetzt sogar Streifenfahrräder, sogar Streifen-Pedelecs, um ganz genau zu sein.

 

Diese sind anders als die "uniformierten" Dienstfahrzeuge, wie es im Polizeideutsch heißt, in Zivil (schwarz) unterwegs, um universell einsetzbar zu sein. Die Ingolstädter Polizeiinspektion geht dabei mit der Zeit. "Wir haben schon länger Überlegungen in diese Richtung", sagt Matthias Schäfer, der stellvertretende Inspektionsleiter, über den Einsatz von Pedelecs für den Streifendienst. Spätestens seit die E-Scooter auf den heimischen Straßen Einzug gehalten haben. "Da ist polizeiliches Handeln nötig", sagt Schäfer. 14 Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Scooter-Fahrern - davon 11, bei denen die Beteiligten alkoholisiert waren - wurden seit der Zulassung der "Elektrokleinstfahrzeuge" für den Straßenverkehr vor knapp einem Jahr gezählt. Insgesamt 22 Alkoholfahrten mit über 1,1 Promille der Piloten, 13 unter diesem Wert und fünf mit Drogen tauchen auch in der Statistik auf.

Nicht nur auf diese Gruppe möchte die Polizei mit ihren neuen Pedelec-Streifen ein Auge haben. Auch normale Radler oder besonders die E-Biker mit höherem Tempo kommen vermehrt in den Blick. Inzwischen werde dort ganz ordentlich getunt, weiß die Polizei. Viele fahren mit einigen Veränderungen deutlich schneller als die erlaubten 25. "Das fällt einem gar nicht so auf, wenn man im Streifenwagen sitzt", so Schäfer. Aber als polizeilicher Radler auf der Straße sei das ganz anders.

Zudem haben die Streifenbeamten im Sattel eine ganz andere Perspektive für die gerade in Kraft getretene Novelle der Straßenverkehrsordnung, die etwa ganz gezielt Radfahrer besser schützt - so müssen Autofahrer (nicht wegen Corona! ) verpflichtend beim Überholen zu Radlern 1,5 Meter Abstand halten. Das ist aber nur ein Beispiel.

Die Pedelec-Polizisten sollen und möchten in erster Linie für die Ingolstädter ganz einfach ansprechbar sein - "die sichtbare Präsenz erhöhen und Bürgernähe herstellen", so die Schlagworte. Das übernehmen bisher die bekannten Kontaktbeamten in den Stadtvierteln, die meist zu Fuß unterwegs sind. Auch weitere Beamte legen ihre Streifengänge vermehrt so zurück. Doch mit einem Fahrrad ist man anders mobil und kann vielfältige Aufgaben übernehmen.

Die erste Resonanz der Ingolstädter sei sehr positiv gewesen, heißt es bei der Einsatzgruppe. Am Vatertag schwang sich ein Trio der Polizei erstmals in den Sattel und ging auf Streifenfahrt. "Wir wollen die Pedelecs jetzt in den alltäglichen Dienst einbinden", sagt Polizeikommissar Dennis Ludewig, dessen Einheit bei der Operativen Verfügungsgruppe die Pedelec-Polizisten stellt. Auf freiwilliger Basis fanden sich unter den 20 Leuten gleich sechs, die den Dienst hauptsächlich übernehmen wollen. "Wir haben auch noch andere Aufgabenschwerpunkte, aber Fahrradstreifen soll einer werden", so Ludewig.

Um den Kollegen den Umstieg aufs Rad auch schmackhaft zu machen, hat die Ingolstädter Dienststelle drei entsprechend taugliche, schicke und hochwertige Pedelecs bei örtlichen Händlern angeschafft. "Die Räder müssen den Kollegen auch taugen, sonst setzt sich da keiner drauf", weiß Inspektionsvize Schäfer. "So wie bei ,Hubert und Staller' im Fernsehen funktioniert das nicht. "

Drei Rahmengrößen sind verfügbar, damit möglichst viele Kolleginnen und Kollegen fahren können. Bisher zeigten sich alle begeistert von den Gefährten. Die Polizei radelt natürlich vorbildlich immer mit Helm. Die sind schon verfügbar. Spezielle Fahrradbekleidung wird noch angeschafft. Bis dahin muss es für den uniformierten Streifendienst normale Dienstkleidung tun. Aber auch der Einsatz als Zivilstreife ist geplant, wenn es sich anbietet.

Das Einsatzgebiet für die Räder ist groß. Zunächst mal örtlich: "Das ist die perfekte Ergänzung für uns", sagt Ludewig. In Parks oder um den Baggersee gehe es eben mit dem Auto schnell nicht mehr weiter. Aufgabentechnisch ebenfalls: "Für viele Lagen, wie auch mal einen Demonstrationszug zu begleiten, brauche ich kein Auto", sagt Polizeioberrat Schäfer. "Das ist ja auch ein Zeichen. "

DK